KULTUR
50 Jahre Drahdiwaberl – Der allerletzte Mulatschag
1969 gründete ein gewisser Stefan Weber, seines Zeichens AHS-Fessor, eine Band, die zum wildesten Live-Act Österreichs werden sollte: Drahdiwaberl. 50 Jahre später ist das Mastermind leider schon von uns gegangen, doch zahllose Weggefährten finden sich am 5. Oktober im Gasometer ein und veranstalten den finalen Mulatschag.
Text: Jakob Stantejsky / Foto Header: Erwin Schuh, Fotos: Getty Images
Schaffen wir doch zuallererst einmal die ewig lange Liste an Mitwirkenden aus dem Weg. Zum letzten Kapitel in der Drahdiwaberl-Geschichte kehren ein Großteil der Original-Besetzung noch einmal auf die Bühne zurück: Thomas, Bernhard und Christian Rabitsch, Sigi Meier, Polio Brezina, Peter Vieweger, Reinhard Stranzinger, Helmut Bibl, Alfred Petz und Andi Kolbe werden am Samstag den Gasometer in ein Tollhaus verwandeln. Zusätzlich werden der Nino aus Wien, Hubsi Kramar, Jazz-Gitti, Didi Bruckmayr, Roman Gregory, Georgij Makazaria, Suzie Q., Richy Dead Gein, Drew Sarich, Erwin Leder, Heinz Nessizius und Hasi & Schurli der legendären Band am Mikrofon die letzte Ehre erweisen. Aber Moment! Wir sind noch nicht durch. Denn auch eine ganze Riege an Super Special Guests hat sich für den Abend angekündigt: Monika Weber, Georg Biron, Harald Huto, Erich Joham, Heinz Nessizius, Sonja Penz, Biggie Waite und viele andere werden live dabei sein.
Alleine an der Anzahl der großen heimischen Namen merkt auch der Laie: Hier wird einer einzigartigen Band und vor allem ihrem Schöpfer Tribut gezollt. Stefan Weber, der letztes Jahr nach langer, schwerer Krankheit verstarb, wird dank Videobotschaften ebenfalls „auftreten“ – aber es ist ganz klar: Diese Veranstaltung ist auch ihm zu Ehren. Schließlich haben ihm so viele seiner ehemaligen Bandmitglieder ganz viel zu verdanken. Man denke nur an einen Mann namens Hans Hölzel, der nach seiner Drahdiwaberl-Zeit unter dem Namen Falco die ganze Welt im Sturm eroberte.
Das Feuerwerk aus Musik, Bühnenshow, Videoprojektion und Stargästen moderiert kein geringerer als Michael Ostrowski, der seine liebe Mühe haben wird, den wilden Haufen unter Kontrolle zu behalten. Denn wenn etwas ganz fest zur Drahdiwaberl-Tradition gehört, dann Eklat. Öffentliche Erregung gehörte stets zum Standardrepertoire von Drahdiwaberl, etwa durch politische Protestauftritte (Angelobung der Regierung Schüssel/Haider, Besuch des US-Präsidenten George W. Bush in Wien) oder wilde Bühnenexzesse inklusive ins-Gesicht-von-Lokalpolitker-fliegendem-Suppenhuhn.
2009 hatten sich Stefan Weber und seine Band unter dem Motto „Drahdiwaberl Forever“ im Wiener Gasometer von den Fans verabschiedet. Jetzt, 10 Jahre später, zum 50-jährigen Jubiläum, verabschieden sich die Weggefährten gebührend von Stefan Weber. In den Herzen und Köpfen zahlloser Österreicher wird die Band weiterleben. Zu groß und zu einzigartig ist der Beitrag, den die Skandal-Formation zur heimischen Kulturlandschaft geleistet hat. Jeder Fan sollte sich am 5. Oktober in Wien Simmering einfinden und noch ein allerletztes Mal komplett auszucken. Anders kann man Drahdiwaberl gar nicht verabschieden. Go hard or go home.