STIL

Highlights des Jahres

2019 war zweifellos ein spannendes Uhren­jahr. Bevor Mitte ­Januar mit der Genfer Messe die Chronographen wieder auf null gestellt werden, lohnt sich ein Rückblick auf die horologischen Höhepunkte. Dieser verläuft querbeet durch die verschiedensten Gattungen und beruht auf den maximal subjektiven Vorlieben der Redaktion. Es gab wieder einige technische Leckerbissen zu bestaunen, aber auch viele hochinteressante Entwicklungen in einem verträglicheren Preis­bereich. Sozusagen viel Uhr fürs Geld! Will man derlei als „Demokratisierung“ der hohen Uhr­macherkunst ansehen, dann hat die Zeitmesserbranche hier zuletzt wohl weit mehr weitergebracht als die hohe Politik. Viel Vergnügen bei der Lektüre.

Redaktion: Philipp Pelz

Richard Mille RM 62-01
Bei dieser Uhr prallen die Luxus-Welten von Richard Mille und Airbus Corporate Jets aufeinander. Ja, genau. Man kann durchaus einen ausgewachsenen Airbus auch als ­Privatflugzeug nutzen, wenn man kann. Solche Ultra High Networth Individuals sind auch die Zielgruppe von Richard Mille, dem Meister der wirklich sehr teuren Uhren. Einige Materialien aus dem Flugzeugbau finden sich bei der Uhr wieder wie etwa Titan und TPT-Carbon. Ein Großdatum und auch ein Tourbillon stecken im leichten Gehäuse, insgesamt ganze 816 Bestandteile. Tatsächlich besticht die Konstruktion aufgrund einer gänzlich neu entwickelten Komplikation: einem minutengenau einstellbaren Vibrations­alarm. Selbst besonders reiche Menschen wollen nicht durch lautes Gebimmel ungut auffallen, wenn der gesetzte Wecker auf den baldigen Abflug des Luxusfliegers aufmerksam macht. Wie rücksichtsvoll!

Material: Titan, TPT-Carbon
Durchmesser: 42 mm
Wasserdichtheit: Wird schon passen
Preis: Deutlich jenseits von 1 Mio. Euro
www.richardmille.com


Gucci Grip
Was Designer Alessandro Michele zur Zeit anfasst, ­verwandelt sich für Gucci in bare Münze. Seitdem der Meister auch bei den Uhren-Kollektionen seine Kunst wirken lässt, kommen so coole Handgelenksschmeichler wie das Modell „Grip“ auf die Laufstege. Drei Fenster im kissenförmigen Stahlgehäuse erlauben den Blick auf Stunde, Minute und Datum. Ein Schnellwechselsystem für Uhrbänder lädt zum Spiel mit der Farbe ein.

Material: Edelstahl
Durchmesser: 38 mm
Wasserdichtheit: 30 m
Preis: 1.600,– Euro
www.gucci.com


Garmin MARQ Commander
Das neueste und sechste Mitglied der hochwertigen „MARQ“-­Smartwatch-Kollektion von Garmin strotzt nur so vor Fähigkeiten, die im echten sowie im Großstadtdschungel für Souveränität sorgen. Diese alle aufzuzählen, würde den Umfang des Heftes sprengen (nein, Sprengstoff ist keiner verbaut), weshalb wir uns hier die interessantesten herauspicken wollen: Generell ist das Display Nachtsichtgeräte-tauglich, was an sich schon ­bemerkenswert ist. Die Jumpmaster-Funktion unterstützt bei Fallschirmsprüngen. Landet man am nächsten Golfplatz, so ist dieser mit Sicherheit hinterlegt, sodass einer sofortigen Runde nichts im Weg steht. ABC-Sensoren, also Altimeter, Barometer und Kompass, versorgen allerlei Funktionen mit Daten, genau wie die Informationen mehrerer Satellitensysteme. Die Liste geht weiter und weiter, weshalb ein genaueres Studium der Website empfohlen wird. Edel, robust und gut präsentiert sich das Titangehäuse mit DLC-Beschichtung.

Material: Titan, DLC (Diamond like Carbon) beschichtet.
Durchmesser: 46 mm
Wasserdichtheit: 100 m
Preis: 1.950,– Euro
www.garmin.com


Vacheron Constantin Historiques Cornes de vache 1955
Schön, wenn man über ein so prall ­gefülltes Archiv verfügt, wie die älteste Manufaktur der Welt, Vacheron Con­stantin. Seit dem Jahr 1755 produziert die Manufaktur aus Genf durchgehend edle, mechanische Kleinode. 200 Jahre nach der Gründung, also im Jahr 1955, entstand der Urahn dieses feschen Teils. Die Form der Bandanstöße inspirierte die Namensgebung, weshalb sie „Cornes de Vache“, „Kuhhörner“, genannt wird. Ein Saphirglasboden gibt den Blick auf ein prachtvolles, nach ­allen Regeln der Kunst veredeltes ­Chronographen-Kaliber mit Säulenrad­konstruktion frei, welches, fast schon selbstverständlich, mit Genfer Siegel geadelt wurde. So viel Handarbeit hat auch bei einer Stahluhr seinen Preis, weshalb dieses Prachtstück auf … na ja, sehen Sie weiter unten.

Material: Edelstahl
Durchmesser: 38,5 mm
Wasserdichtheit: 30 m
Preis: 41.600,– Euro
www.vacheron-constantin.com


Patek Philippe Calatrava Wochenkalender
Bringt der Branchenprimus aus Genf eine Neuheit heraus, ist das Interesse der Sammler prinzipiell bereits sehr hoch. Besteht diese Uhr dann auch noch aus Stahl, dann löst das bei vielen den „Will haben!“-Reflex aus, auch wenn sie die Uhr noch nie in natura gesehen haben. Ähnlich verhielt es sich heuer, als auf der Messe in Basel das Tuch des Schweigens von dieser Schönheit gelüftet wurde. Das Besondere daran: Neben einem für Patek Philippe sehr seltenen Stahlgehäuse verfügt die Uhr über eine Anzeige des Wochentages. Etwas, was auch auf Smartphones nicht immer gleich gefunden werden kann. Dazu gesellt sich noch eine Wochentags- und Datumsanzeige, einmal per Zeiger, einmal per Fenster. Eine perfekte Be- und Verarbeitung sämtlicher Komponenten des Automatik-Kalibers darf vorausgesetzt werden. Wir sind ja nicht bei irgendwem!

Material: Edelstahl
Durchmesser: 40 mm
Wasserdichtheit: 30 m
Preis: 30.350,– Euro
www.patek.com


Grand Seiko Sport Godzilla
Ja, Sie haben richtig gelesen. Mit dieser markanten, bloß 650-mal gebauten Uhr huldigt Seiko dem 65-jährigen ­Jubiläum des Königs der Monster, das jemals Tokio vernichtete. Natürlich alles nur im Film, und im allerersten Riesenechsenabenteuer aus dem Jahr 1954 zerstört ­Godzilla das berühmte frühere Seiko-Hauptquartier, das Wako-Gebäude im Herzen des Ginza. Genau diese Szene finden wir auf dem Gehäuseboden, stilisiert vom japanischen Künstler Shinji Higuchi. Das intensive Bordeauxrot des Zifferblatts zollt, zusammen mit seinem Strahlenmuster, Hommage an Godzillas alles vernichtenden Strahlen­atem. Die Technologie des Uhrwerks feiert übrigens ebenfalls Geburtstag. Vor 20 Jahren debütierte erstmals das berühmte Spring-Drive-Werk, eine Fusion aus mechanischen und elektronischen Komponenten. Hier fließt der Sekundenzeiger tatsächlich ohne kleinsten Ruck. Das macht er so genau, dass Seiko beim hier verbauten Werk auf eine Abweichung von lediglich +/– 10 Sekunden im Monat kommt.

Material: High-Intensity-Titan
Durchmesser: 44,5 mm
Wasserdichtheit: 200 m
Preis: ca. 13.000,– Euro
www.grand-seiko.com


Oris Big Crown ProPilot X Calibre 115
Design und Ingredienzien lassen sicherlich bei vielen Experten teureres vermuten. Tatsächlich bleibt Oris auch bei aufwendigen Manufakturuhren seinem Credo treu und überrascht auch preislich. Natürlich sind 6900 Euro viel Geld, nimmt man jedoch die Eckdaten in Betracht, dann relativiert sich das sehr schnell. Fangen wir also an: Titangehäuse und Band? Check! Handaufzugsmanufakturkaliber mit beachtlichen zehn Tagen Gangreserve? Check! Skelettausführung des Uhrwerks mit freiem Blick auf wesentliche Komponenten? Check! Subtiles Detail: Die Schließe des Metallbands funktioniert ähnlich wie bei einem Flugzeuggurt. Absolut top!

Material: Titan
Durchmesser: 44 mm
Wasserdichtheit: 100 m
Preis: 6.900,– Euro
www.oris.ch


Chopard Alpine Eagle
Gleich drei Generationen der Chopard-Inhaberfamilie Scheufele kollaborierten am Projekt „Alpine Eagle“. Wer sich noch an die 80er-Jahre erinnern kann, hat eventuell noch einen der Klassiker des Hauses vor Augen, die St. Moritz. Damals wie heute überzeugt die Uhr mit aufwendig gearbeiteten Metallen, wo sich polierte mit gebürsteten Flächen abwechseln und Kanten geschliffen werden. Das greift sich verdammt gut an, egal, ob bei der Variante mit 41 mm Durchmesser, oder bei der kleineren mit 36 mm. Die speziell für Chopard entwickelte Stahllegierung kommt aus dem Hause voestalpine. Lucent Steel nennt sich dieser mit 223 Vickers besonders harte und glänzende Werkstoff. Fast hat man den Eindruck von rhodiniertem Weißgold. Abgerundet wird das harmonische, aber auch markante Design von einem faszinierend bearbeiteten Zifferblatt, welches an die Iris eines Adlers erinnern soll. 100 m Wasserdichtheit passen zum sportlichen Charakter, das verwendete Manufakturkaliber zum uhrmacherischen Selbstverständnis. Job well done, die Herren Karl, Karl-Friedrich und Karl-Fritz Scheufele!

Material: Stahl und Stahl/Roségold
Durchmesser: 41 mm
Wasserdichtheit: 100 m
Preis: in 41 mm ab 12.200,– Euro
www.chopard.com


Carl F. Bucherer Manero AutoDate Bucherer BLUE
Das Ziel ist der Himmel – oder so. Jedenfalls suggerieren das die zwölf königsblauen Saphire, die das weiße Perlmuttzifferblatt in zwölf Stunden sektionieren und so eine Hommage an die antike Mythologie bringen, wonach der Himmel ja schließlich aus diesen Edelsteinen besteht. Die Lünette zieren weitere 62 Diamanten im Brillantschliff, und damit wären wir erst bei den äußeren Werten dieser speziellen Uhr gewesen. Die Bucherer-BLUE-Edition nimmt sich des Veredelns feinster Horologie von Edelmarken wie IWC, Jaeger-LeCoultre, Tudor oder eben Carl F. Bucherer an, geht dabei aber auch gern über die Branche hinaus – etwa zu einer Harley-­Davidson oder einem Lamborghini Aventador S. Allesamt Unikate, glänzt das vorliegende nebst der feinen Optik mit einem CFB-1971-­Automatikwerk mit 42 Stunden Gangreserve und beidseitig entspiegeltem, gewölbtem Saphirglas.

Material: Edelstahl
Durchmesser: 26,20 mm
Wasserdichtheit: 30 m
Preis: 9.600,– Euro
www.bucherer.com


Girard-Perregaux Laureato Absolute Chronograph
Auch bei der Gestaltung dieses sportlichen Zeitmessers der gehobenen Leistungsklasse standen offensichtlich die faszinierenden Farbschattierungen des Meeres Pate. Bis 300 m Tauchtiefe bleibt die strukturelle ­Integrität der Uhr definitiv erhalten und begeistert mit ihrem schicken Design sicherlich Tauchpartner wie Meeresbewohner gleichermaßen.

Material: Titan, schwarz PVD beschichtet.
Durchmesser: 44 mm
Wasserdichtheit: 300 m
Preis: 13.000,– Euro
www.zeit.at


Ulysse Nardin Freak X
Ja, dieses interessante Teil kann auch die Zeit anzeigen. Tatsächlich ist das Ablesen dieser leichter als gedacht, hat man den Dreh erst heraußen. Der Stundenzeiger kommt noch relativ konventionell daher. Der Minutenzeiger allerdings besteht aus einer Werkbrücke, die die ganze Gangpartie ­beherbergt und sich einmal in der Stunde um die eigene Achse dreht.

Material: Titan, mit blauen, PVD-beschichteten Elementen.
Durchmesser: 43 mm
Wasserdichtheit: 50 m
Preis: 21.000,– Euro
www.zeit.at


Jaeger-LeCoultre Polaris Date
Die Manufaktur Jaeger-LeCoultre beweist mit diesem Œuvre, wie viel Einfluss kleine Änderungen haben können. Ja, das Modell kennen wir bereits, jedoch nicht mit diesem wunderbaren, graduiert blauen Zifferblatt. Wer diese Schönheit besitzen möchte, muss sich beeilen. Es wird sie nur 800-mal geben.

Novelties SIHH 2019

Material: Edelstahl
Durchmesser: 42 mm
Wasserdichtheit: 200 m
Preis: 8.300,– Euro
www.zeit.at