Film & Serie
Sollte DC mit dem Filmemachen aufhören?
Marvel (mittlerweile auch Disney) scheffelt unaufhörlich Milliardenbeträge mit unzähligen Superheldenfilmen, während DC sich in den letzten Jahren von Blamage zu Blamage schleppt. Nach dem Giga-Flop Suicide Squad wollte man mit Birds of Prey nun die vielversprechende Figur der Harley Quinn doch noch erfolgreich ins Rampenlicht stellen. Das Resultat ist eine weitere Niederlage.
Text: Jakob Stantejsky / Foto: Getty Images
Bevor jetzt die übereifrigen Internet-Korrekteure ihren Zeigefinger mahnend durch die Luft schwingen, sei folgendes festgehalten: Sowohl Joker als auch Christopher Nolans Batman-Trilogie gehören nicht zum DC Extended Universe, dem Pendant zum Marvel Cinematic Universe. Nolans Filme waren dafür zu früh dran und bei Joker wurde stets peinlich genau darauf gepocht, dass der Streifen lediglich auf Charakteren aus den DC-Comics basiere. Bleiben also noch acht Filme übrig:
- Man of Steel
- Batman v Superman
- Suicide Squad
- Wonder Woman
- Justice League
- Aquaman
- Shazam!
- und eben Birds of Prey: The Emancipation of Harley Quinn
Fast keiner dieser als Blockbuster angepeilten Filme konnte den Erwartungen gerecht werden, einzig Wonder Woman setzte sich als echter komerzieller wie kritischer Erfolg durch. War Suicide Squad 2016 noch heiß erwartet, setzte schon schnell Ernücherung ein. Kritiker zerrissen den Film in der Luft, das Publikum war größtenteils auch heilfroh, als man den Kinosaal wieder verlassen durfte. Der Film war auch einfach grauenhaft.
Dass Harley Quinn, vor allem gespielt von Margot Robbie, aber eigentlich großes Potenzial haben muss, war allen klar. Deshalb hat DC die durchgeknallte Chaotin jetzt auch neu aufgelegt und ihr eine Bande aus wilden Mädels aus den Comics zur Seite gestellt: Die Birds of Prey. Feminine Power pur also, das müsste in diesen Zeiten doch schon einen ordentlichen Sympathiebonus einbringen, oder? Irgendwie kam die Marketingmaschine für den Streifen aber nie ins Rollen. Ob das an dem langen und für Non-Kenner nicht durchschaubaren Titel liegt oder an dem schweren Erbe des ungeliebten Vorgängers, der inhaltlich gar kein Vorgänger sein soll, sei dahingestellt. Der Hype in der breiten Öffentlichkeit für Birds of Prey ging gegen Null.
Doch dann wurde alles anders. Hätte man denken können. Denn als letzte Woche die ersten Kritiken erschienen, waren sie weitgehend positiv und teils sogar glatt euphorisch gestimmt. Auch Ewan McGregor als erster offen homosexueller Superschurke des Franchises (DC packt die zeitgemäß-Keule so richtig aus) liefert eine fantastische Leistung ab. Es wurde also doch noch was mit Harley Quinn und dem großen Kinoerfolg! Oder auch nicht.
Denn am ersten Wochenende spielte Birds of Prey nun weltweit 81 Millionen Dollar ein und ist damit der schwächste aller DC Extended Universe-Filme. Bisher – denn es sollen ja noch mehr davon kommen. Doch Spaß beiseite: Schön langsam sollte man sich bei DC grundsätzlich hinterfragen. Die Actionkracher für die ganz breite Masse scheint man einfach nicht hinzubekommen. Abgründigere Filme wie Joker oder Nolans Batman hingegen lösten nicht nur finanziell, sondern auch kritisch Feuerwerke der Begeisterung aus. Völlig zurecht, denn etwas losgelöst vom Comic-Klischee entfaltet sich das Potenzial der komplexen Figuren deutlich eindrucksvoller. Vielleicht sollte DC sich doch endgültig auf diese Filme mit mehr Tiefgang spezialisieren. The Batman, der 2021 kommt, scheint sich das zu Herzen zu nehmen. Mit Robert Pattinson spielt ein alles andere als naheliegender Schauspieler die Fledermaus und laut ersten Informationen soll es sich eher um einen dreckigen Detektiv-Thriller als einen launigen Actionstreifen handeln. Klingt verdammt interessant.
Ach und weil man es einfach nicht lassen kann, kommt 2021 auch noch ein weiterer Film über die Suicide Squad, nämlich The Suicide Squad. Regie führt dann allerdings James Gunn, der mit Guardians of the Galaxy schon zwei durchgedrehte Comic-Verfilmungen zu großen Erfolgen gemacht hat. Allerdings für Marvel.