Mode

Body Suit

Wir präsentieren: Aylin K. in Marilen. Frische Designs in klassischer Inspiration. Wunderbar ins Bild gesetzt von Kerstin Hammerschmid.


Man muss beim Konsumenten ansetzen

Magdalena Auer, 27, Creative Director und Designerin, gründete 2019 das Modelabel Marilen. Gewissen Trends entgegen findet sie ihre Inspirationen allerdings in eher ­klassischen Designs und Stilrichtungen. Mitten im Zeitgeist dagegen findet sich ihr verantwortungsvoller Umgang mit Stoffen und Handwerk.

Interview: Alex Pisecker / Foto: Anita Springer

wiener: Lass uns mal die Frage aller Fragen stellen. Was bedeutet Mode für dich persönlich?
auer: Mir war nie bewusst, was Mode ausdrücken kann. Sie kann Stimmungen erzeugen, provozieren, langweilen oder aufregen. Seit ich mich intensiv mit dieser Materie beschäftige, hat sich mein Zugang dazu völlig verändert. Ich kaufe nur noch selten ein, bevorzugt nachhaltig produzierte Kleidung von guter Qualität – ­natürlich muss auch der Look passen.

Was hältst du von der zeitgenössischen Mode?
Mit der jetzigen Mode tu ich mir teilweise echt schwer, ich sehe hier eine regelrechte Gleichschaltung. Alles muss hauptsächlich bequem sein – ja, und oversized. Man kann keine Körperkonturen mehr erkennen. Ich liebe Eleganz, anmutige Silhouetten, Grazie und Statements. In meinen Designs lege ich darauf großen Wert.

Kleidest du dich eigentlich gern auffällig?
Oh ja, irrsinnig gerne. Wenn ich nicht gerade bei einer Produktion in Ostafrika zwischen ­Geparden und Gazellen herumhampeln muss, trage ich ausschließlich High Heels und style mich schick. Ich hab übrigens, als wir zuletzt in Kenia in der Masai Mara waren, die „Fast Five“ gesehen, das sind fünf männliche Geparden, die zusammen leben und jagen. Was ungewöhnlich ist, da Geparden keine Rudeltiere sind – die fünf Brüder sind schon richtig berühmt, und es gibt auch TV-Dokus über die. Aber um auf die eigentliche Frage zurückzukommen, Signature-­Artikel wie meinen „Marilen“-Body, der sehr schlicht ist, kombiniere ich beispielsweise mit extrem auffälligen Ohrringen.

Wen zählst du zu deinen Modeikonen?
Audrey Hepburn ist für mich die ultimative Modeikone. Ihre Kleider, die Frisur, der Lidstrich sind einfach klassisch-elegant, aber trotzdem sexy. Bei den Designern zählen auf ­jeden Fall Alexander McQueen und Christian Dior dazu. Aber auch die Verhaltensforscherin Jane Goodall mit ihrem sehr maskulinen Look, sie trägt ja immer diese Art Herrenhemden, ­finde ich äußerst inspirierend.

Wir haben bislang nur über Damenmode geplauscht, interessiert dich Männermode ebenfalls?
Ja total. Aber auch hier sehe ich dasselbe Pro­blem wie in der Damenmode. Männermode wirkt irgendwie sehr schlampig und mittlerweile auch etwas feminin. Ich will Männer in scharf geschnittenen Anzügen sehen. Oder in Hemd, Pulli, Jeans, einer lässigen Lederjacke und schönen Schuhen. Viele hingegen rennen in von oben bis unten mit Logos bedruckten Teilen rum und tragen zu ihren skinny Jeans die unvermeidlichen Sneakers. Tom Fords Kollek­tionen bedeuten für mich gute Männermode. Auch der James-Bond-Style is approved!

Die Modeindustrie steht für ein human-öko­logisches Desaster (zweitgrößter Umweltverschmutzer) – wie schätzt du die Entwicklung der Modeindustrie in der Zukunft ein?
Ich bin überzeugt, dass man hier beim Konsumenten ansetzen muss. Es kann nicht sein, dass wir uns ständig neue Kleidungsstücke kaufen, die wir gar nicht brauchen. Ich sehe Lösungen im Recycling, Upcycling, im ökologisch geprüften und alternativen Anbau, Bambus statt Baumwolle etwa. Große Textilmultis müssen mit Sicherheit umdenken. Auch sollte es Förderungen für Textilunternehmen geben, die nachhaltig produzieren und allen Tex-Zertifikaten Rechnung tragen. Von gewissen Dingen wie Pelz beispielsweise sollte man sich vollkommen ­verabschieden. Außerdem würde ich mir ­wünschen, dass Handwerk wieder mehr ­wertgeschätzt und gepflegt wird. Aber das ist in Zeiten des 3D-Druckers wahrscheinlich ­illusorisch.