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Endlich wieder Wettkampf

Franz J. Sauer

Franz Tost ist Teamchef von Alpha Tauri, dem ab heuer neu benannten, ehemaligen Toro Rosso-Team von Red Bull. Mit dem WIENER sprach er kurz vor den GPs in Spielberg über Fortschritt, Änderungen, Technologie, die seltsame Saison 2020 und die richtige Armbanduhr.

Herr Tost, was ändert sich für Ihr Team mit dem neuen Namen?

Nun ja, wir sind jetzt Botschafter einer Modemarke, die sich seit jeher dem verschrieben hat, Fashion mit Funktion zu verbinden. Das gefällt uns, das ist also nicht nur ein Kleber am Auto, da verbindet uns auch ein Spirit. Wir haben über den Winter auch das Technik-Team an verschiedenen Positionen verbessert, wir sind bereit, eine weitere Stufe nach oben zu klettern.

Das gesamte Team (© Alpha Tauri)

Was hat sich getan seit dem ersten Teamsieg von Sebastian Vettel in Monza 2008?

Extrem viel im Bereich des Reglement. Zuerst waren wir eine Art Schwestern-Team von Red Bull Racing, bauten tolle Synergien zwischen den beiden Teams auf. 2008 war eine sehr erfolgreiche Saison, Höhepunkt war zweifelsohne der Sieg von Sebastian Vettel in Monza. Das war aber unseren Konkurrenten ein Dorn im Auge. Sie „pushten“ bei der FIA um eine Reglements-Aenderung herbeizufuehren. Die Folge war, dass wir eine völlig neue Infrastruktur aufbauen mussten, um die vom Reglement vorgeschriebenen „Listed Parts“, d.h. Monocoque, Front- und Heckflügel, Motorverkleidung, Kühlung, Unterboden usw. selbst zu entwickeln. 2008 beschäftigten wir 120 Mitarbeiter, zwischenzeitlich sind es 480.

Welche Erwartungen haben sie an die seltsame Saison 2020?

Ich hoffe, dass wir an die guten Erfolge des Vorjahres (sechster Gesamtrang, zwei Podestplätze) anschließen können, aber momentan wissen wir noch gar nichts. Nur Testfahrten geben keine schlüssige Auskunft, da kann man die Konkurrenz nicht analysieren, nicht weiterarbeiten. Wie gut wir wirklich sind, wissen wir nach den ersten Rennen.

Das heißt also, puncto Fortschritt wird 2020 eine Saison der Stagnation?

Stagnation, oder Rückschritt sind da harte Worte. Uns fehlen drei Monate Entwicklungszeit, das schon. Der Windkanal ist stillgestanden, man kann da auch nicht wirklich weiterarbeiten, wenn einem der Vergleich auf der Rennstrecke fehlt. Überhaupt ist das Feedback vom Rennen entscheidend für jede Weiterentwicklung, da tut sich viel von Rennen zu Rennen, im Windkanal und sonst wo. So haben wir halt sozusagen nach Lehrbuch weiterentwickelt. Aber mit normalem Rennbetrieb, mit Feedback der Fahrer von der Strecke, mit Vergleichszeiten und all dem, ist das nicht zu vergleichen.

In Hinblick auf das finanzielle Korsett, das die Formel 1 beschlossen hat: Wie sehen Sie die technologische Weiterentwicklung in den nächsten Jahren?

Wir waren während dem Lockdown nicht untätig und haben viele Stunden in Videokonferenzen mit FIA und FOM verbracht. Dabei kam der Beschluß einer Kostenobergrenze von 145 Millionen US-Dollar für 2021 heraus, auch seitens der Motorenhersteller müssen die Kosten gesenkt werden. Eine weitere Neuerung wird die Entwicklung eines synthetischen Kraftstoffes im Dienste des Umweltschutzes sein. Eine gute Sache, die auch von FIA und FOM stark gepusht werden.

Es gab kein Testen, keine gemeinsame Arbeit in der Fabrik, also auch keinen Fortschritt. Das Schlimmste für ein High Tech Unternehmen wie ein Formel 1 Team, oder?

Nun ja, wir konnten unseren Maschinenpark ausgiebig warten, was sonst immer schnell schnell in der Sommerpause im August geschieht. Und die Mitarbeiter, die Mechaniker haben zuhause körperlich trainiert, physisches Training für die Pitstopps und all das. Auch wenn wir uns nicht gesehen haben, wir waren alle laufend in Kontakt.

Toro Rosso war stets zur Saisonmitte herausragend, insofern passt der Start im Juli ganz gut …

(lacht), naja, wir werden sehen, aber wir haben uns gut vorbereieitet, auf jeden Fall.

Was halten Sie von Gaming und virtuellen Rennen?

Ich finde das schon sehr interessant, wenn man die Fahrer virtuell auf diverse Strecken vorbereiten kann. Wenn der Fahrer vorher 100 Runden auf einer bestimmten Piste auf dem Computer dreht, dann wird er sie nachher besser kennen. Irgendwie sehe ich Racing-Games als gute Lockerungsübung für den Fahrer, auch was das Wettkampf-Gefühl betrifft, das Messen. Ich selbst bin zwar kein Gamer, aber für den Sport, auch in Hinblick darauf, junge Leute anzusprechen, ist das sicher eine gute Sache.

Wann wird es wieder Publikum an der Rennstrecke geben?

Das ist leider keine Frage für uns oder die FIA, sondern für die Politik. Ich persönlich hoffe auf den Herbst, bin aber gleichzeitig skeptisch, solange es keine Impfung gibt. Wir alle halten uns jedenfalls brav an die Vorschriften. Jeder macht einen Bluttest, wir tragen Masken, desinfizieren alles, alle Mitarbeiter, die in Zeltweg arbeiten, haben einen PCR-Test gemacht.

Welchen Stellenwert hat die Kooperation mit dem Uhrenhersteller Casio Edifice im Gefüge Ihres Formel 1 Teams?

Einen doch überraschend hohen. Es geht nicht nur darum, dass wir schöne Uhren am Handgelenkt haben. Wir tauschen uns auch oft und viel mit den Leuten von Casio über Werkstoffe aus, über Designelemente und deren Funkitionalität. Es gibt erstaunlich viele PAralellen zwischen einem Formel 1 Auto und einer Armbanduhr, vor allem was Gewicht, Haltbarkeit, Belastbarkeit, Mechanik und Material angeht. Auch puncto Fertigung tauschen wir uns aus, was man mit welchen Maschinen wie am effizientesten herstellen kann.

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Worauf achten Sie persönlich bei der Auswahl ihres Zeitmessers?

Für mich ist die Uhr das einzige Schmuckstück das ein Mann tragen sollte. Insofern lege ich viel Wert auf Design und Optik. Es darf mir nichts im Wege sein, die Uhr muss mir aber so gut gefallen, dass ich weitaus öfters draufschaue, als ich müßte, bloß um die Zeit zu erfahren.

Welches Uhrband tragen Sie?

Im Sommer und an der Strecke meist ein Metallband, ganz einfach, weil es sich kühler anfühlt. Ansonsten mag ich Kautschukbänder sehr gerne.