Games

Gentlemen, start your engines!

Das Jahr 2020 wird der Games-Branche auch als durchwachsen in Erinnerung bleiben. Es gab Release-Verschiebungen und ausgefallene Messen, dafür aber auch Releases von sensationellen Gamechangern – und das Ende der siebenjährigen Herrschaft von PlayStation 4 und Xbox One. Dafür jetzt am Start: PlayStation 5 und Xbox Series X/S!

Text: Markus Höller / Fotos: Hersteller

Wie auch immer sich das Weihnachtsfest heuer gestaltet, die Wunschbriefe dürften in vielen Haushalten ähnlich ausfallen: „Bitte, liebes Christkind, eine neue PlayStation oder Xbox. PS: Aber Jennifer!“ Durchaus verständlich, handelt es sich doch um das erste echte Upgrade seit sieben Jahren, die Zwischenstufen PS4 Pro und Xbox One X nicht eingerechnet. Aber zahlt es sich jetzt schon aus, den protzigen Early Adopter raushängen zu lassen und sich eine der neuen Konsolen anzuschaffen – sofern überhaupt erhältlich? Ich habe mir die neuen Spielmaschinen mal genauer angesehen.

Die PlayStation 5, wie gehabt streng durchnummeriert und daher kurz PS5 genannt, fällt auf. Das extravagante Design in Schwarz und Weiß sieht ein bisschen so aus, als hätte sich Luigi Colani selig an einem Crossover zwischen Oreos und einem Aktenordner versucht. Das ist per se nichts schlechtes, über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Worüber es sich aber vortrefflich diskutieren lässt, sind die schier gewaltigen Abmessungen der Konsole. Compensating much, Sony? Nur so viel dazu: Wer bisher seine Spielkonsole(n) in einem schwedischen Klassiker à la Expedit verstaut hat, kann sich um ein neues Regal umschauen. Die Japanerin gibt es in zwei Varianten, einmal mit und einmal billiger ohne Blu-Ray-Laufwerk, ansonsten technisch komplett ident. Wer also seine Spiele ohnehin nur digital ersteht und keine Scheiben abspielen will, kann sich hier einen satten Hunderter sparen.

Weit weniger einfach gestaltet sich die Staffelung bei Microsoft. Die größere, schwarze Xbox Series X (nicht zu verwechseln mit dem Vorgänger Xbox One X!) hat alles an Bord, was man so braucht; bei der kleineren, weißen Xbox Series S (abermals nicht zu verwechseln mit dem Vorgänger Xbox One S!) kriegt man nicht nur kein optisches Laufwerk, sondern auch keine 8K-Unterstützung und generell von allem ein bisschen weniger. Weniger Takt, weniger RAM, weniger Festplatte und weniger GPU-Schmalz. Aber: Man spart sich nicht einen, sondern gleich zwei grüne Scheine im Vergleich zum Topmodell. Dafür muss man sich als Enkerl bei der Oma deutlich weniger oft blicken lassen!

Das alles sind jetzt vergleichsweise schnöde Zahlen, wie ist das nun in der Praxis? Nummer 1, wie sagte schon der Falke: Zu viel Hitze. Wie schon eingangs erwähnt, braucht die PS5 viel Platz – die Xboxen aber auch, trotz kleinerer Abmessungen, denn die Teile gieren nach Frisch- und Abluft. Abgerauchte Konsole, wer kennt’s nicht? Ich habe gleich drei PS3 in der Garstufe well done hinter mir, seither logieren die Konsolen möbelmäßig in einer Art Mini-Kathedrale. Es sei also jedem Zocker ans Herz gelegt, die thermischen Bedürfnisse der PS5 und Xbox Series X/S jetzt erst recht ernst zu nehmen, die Meltdowns (zuerst das Kastl, dann der Besitzer) folgen sonst unweigerlich auf den Fuß. Ansonsten geben sich beide Lager im ersten Test leistungsmäßig wenige Blößen, die 4K-Performance ist naturgemäß stabil, die deutlich bessere Grafik hinsichtlich Animationen und Lichteffekte ist zwar jetzt nicht so dramatisch anders wie erwartet, aber das wird ja dann noch mit den weiteren Spielen laufend besser, war noch bei jeder Konsolengeneration so.

Ein radikal neues Design hat man dem neuen Play­Station-Controller verpasst. Rundum ein echt neues Spielgefühl, im wahrsten Sinne des Wortes.

Hier muss ich aber bei einem Thema einhaken, das mich ein wenig ärgert: der Verfügbarkeit von Apps und Spielen zum Launch. Gut, es sind einige wirkliche Burner wie „Assassin’s Creed Valhalla“, „Miles Morales“ oder „Watch Dogs: Legion“ auf beiden Plattformen verfügbar, und das in wirklich fetter Aufmachung. Aber generell hätte ich mir schon erwartet, dass der eine oder andere Brot-und-Butter-Titel auch zeitnah (sprich: vor den Feiertagen) verfügbar ist. Kein „Halo“, kein „Forza“ für die Xbox, „Gran Turismo“ oder „God of War“ für die PS5 in weiter Ferne. Apropos Ferne: Wer so wie ich die PS5 auch als Mediencenter nutzt, schaut derweil noch großteils durch die Finger, denn wiewohl es Clients für Netflix, Spotify, Prime, Disney+ usw. gibt, ist kein Mediaplayer verfügbar. Ebenso findet sich in der völlig neu und nicht unbedingt zum Vorteil umgestalteten Benutzeroberfläche (warum, Sony, warum?) kein Webbrowser.

Beim Xbox-Con­troller hat sich augenscheinlich wenig verändert, hier setzt man eher auf sachte Upgrades.

Da muss man den Xboxen wiederum ein Lob aussprechen, der Umstieg auf die neue Generation macht punkto Benutzerführung, angebotenen Apps und dergleichen fast keinen Unterschied. Überhaupt so ein Ding bei den Redmondern, denn auch punkto Con­troller hält man stur am bekannten Design fest, lediglich feinstes Tuning der Pads und Trigger ließ man dem Klassiker angedeihen. Sony wiederum hat seinen Con­troller erneut einem massiven Redesign unterzogen, auch der alte Name, „DualShock“, musste dem neuen, „DualSense“, weichen. Und der ist wirklich gut gelungen, Haptik, Ansprechverhalten und Feedback sind wirklich eine Steigerung.
Fazit: Man muss jetzt nicht unbedingt vorm Mediamarkt biwakieren, um sich auf Teufel komm raus eine neue Konsole zu gönnen. Das aktuell noch überschaubare Angebot an Titeln, die fehlende Medienkomponente bei Sony und der nach wie vor empfindliche Preispunkt von 8K-Panels machen die neuen Konsolen derweil noch mehr zum „Nice to have“ und nicht zum „Must have“. Für das Frühjahr 2021 sind ein paar wirkliche Leckerbissen wie „Horizon Zero Dawn“ oder „Far Cry 6“ zu erwarten, die entsprechenden Vorteils-Bundles lassen da sicher nicht lange auf sich warten.


Sony PlayStation 5
CPU: AMD Zen 2 mit 8 Kernen,
variabler Takt bis zu 3,5 GHz
RAM: 16 GB GDDR6 SDRAM
Interner Speicher: 825 GB SSD
Grafik: AMD RDNA 2 mit 36 Kernen,
variabler Takt bis zu 2,23 GHz
Medienlaufwerk (nicht bei Digital Edition):
Ultra HD Blu-ray, Blu-ray, DVD
Videoausgabe via HDMI: 480p, 720p, 1080i, 1080p, 4K UHD, 8K UHD
Soundchip: Tempest Engine 3D Audio
Konnektivität: Wi-Fi 802.11ax, Bluetooth 5.1, Gigabit Ethernet, 2x USB 3.1, 1x USB 2.0,
1x USB-C, HDMI 2.1 out
Preis: PlayStation 5 499 Euro,
PlayStation 5 Digital Edition 399 Euro


Microsoft Xbox Series X/S
CPU: AMD Zen 2 mit 8 Kernen,
variabler Takt bis zu 3,8 GHz oder 3,6 GHz
RAM: 16 GB oder 10 GB GDDR6 SDRAM
Interner Speicher: 1 TB oder 512 GB SSD
Grafik: AMD RDNA 2 mit 52 Kernen, variabler Takt bis zu 1,825 GHz oder mit 20 Kernen und bis zu 1,565 GHz
Medienlaufwerk (nicht bei Series S):
Ultra HD Blu-ray, Blu-ray, DVD
Videoausgabe via HDMI: 720p, 1080p, 1440p, 4K,
Series X: 8K
Soundchip: Project Acoustics 3D Audio
Konnektivität: Wi-Fi 802.11ac, Gigabit Ethernet, 3x USB 3.1, HDMI 2.1 out
Preis: Xbox Series X 499 Euro,
Xbox Series S 299 Euro