Film & Serie

Love, Death + Robots – Kybernetik-Kurzfilm-Kompendium

Markus Höller

Gevatter Tod und die Liebe, ewige Dauerbrenner im Unterhaltungsstoff seit grauer Urzeit. Seit ein paar Jahrzehnten gibt es die Robotik: Die noch jüngere Technologie der künstlichen Intelligenz ist in aller Munde. Was lag also aktuell näher, als diese Themen miteinander im Serienformat zu verbrämen?

Text: Markus Höller / Fotos: Netflix

Freilich, neu ist die ganze Thematik für den erfahrenen Medienkonsumenten nicht. Man denke nur an Klassiker wie „Colossus“, „2001: Odyssee im Weltraum“, „War Games“, den Anime-Klassiker „Ghost in the Shell“ oder die „Matrix“-Trilogie, die sich alle mit dem komplizierten Spannungsfeld aus Utopie, Menschsein und künstlicher Intelligenz auseinandersetzen. „Matrix“ und Sequels waren übrigens nicht nur in drei Kino-Teilen unterschiedlich erfolgreich, sondern wurden auch um eine DVD/Bluray mit sechs Kurzfilmen unterschiedlicher Stilrichtunge erweitert, die das inhaltlich komplexe Universum ergänzen.

Letztere und der bahnbrechende Erwachsenen-Zeichentrickfilm „Heavy Metal“ standen Pate für die Netflix-Serie „Love, Death + Robots“, die 2019 erstmals mit 18 Episoden auf Netflix an den Start ging. Das erscheint viel, die einzelnen, nicht miteinander verbundenen Episoden sind jedoch nur sechs bis 17 Minuten lang und als individuelle Kurzfilme zu betrachten, können also je nach Gusto bunt durcheinander gewürfelt werden. Selbst die Produktionsstile sind hier komplett unterschiedlich, von reiner Computeranimation über Realfilm bis zu klassischer handgezeichneter Animation ist hier alles zu finden. Einziger Zusammenhalt ist die thematische Klammer: Es geht immer irgendwie um Beziehungen und/oder den grimmen Schnitter. Und Roboter, im weiteren Sinne kybernetische Wesen oder künstliche Intelligenzen. Katzen spielen mitunter auch eine tragende Rolle, denn ohne die geht im Internetzeitalter gar nichts, das wissen wir ja.

Grundlage für das unter der Mitwirkung von u. a. David Fincher und Tim Miller und 15 verschiedenen Studios realisierten Spektakels sind Kurzgeschichten diverser internationaler Schriftsteller. (Und bevor die Frage aufkommt: Nein, in dem Fall nicht die ewig strapazierten Philip K. Dick oder Isaac Asimov.) Dystopie, Utopie, Sci-Fi und alternative Realitäten kommen hier ebenso in den höchst unterhaltsamen, häppchenweise zu genießenden Mix wie unübersehbare Anleihen an Horror-Klassiker und Cyberpunk-Elemente. Eine ordentliche Portion Sarkasmus, tiefschwarzer Humor und mitunter zynische Gesellschaftskritik rundet die kleinen Kunstwerke ab.

Praktisch zeitgleich mit Erscheinen dieser Ausgabe des ­WIENER startet die acht Folgen starke zweite Season von „Love, Death + Robots“. Dem Vernehmen nach wurde eine ebenso aus acht Episoden bestehende dritte Staffel für 2022 bereits fixiert. Bei der gesamten, eher überschaubaren Bruttolaufzeit zwar etwas karg für so viele Tage, auf der anderen Seite dank des non-kanonischen Aufbaus aber auch eine schöne Sammlung an Kleinoden zum Immer-wieder-zwischendurch-Sehen.

Love, Death + Robots
by Tim Miller. Mit Mary Elizabeth Winstead, Gary Cole u. v. m.; 2 Staffeln, Netflix.