Men of Stil

Marco Pogo – Made in Simmering

Alex Pisecker

Der „Echte Wiener“ ist eine rare Spezies. Marco Pogo jedoch darf sich zu ihr zählen. Der Musiker, Arzt und Politiker wurde 1986 in Simmering geboren und wuchs in diesem „Stiefkind Wiens“ auf, um von dort aus erst Wien und dann die Welt zu erobern.

Interview: Alex Pisecker / Foto: Maximilian Lottmann

Wie hat sich die Corona-Plage auf deine Mode­gewohnheiten ausgewirkt?
Ich greife vermehrt auf Jogginghosen zurück, die in Wahrheit ein wirklich stilvolles „Key ­Piece“ sind. Also zumindest die, die ich trag, schauen von der Ferne fast aus wie Skinny Jeans, sind aber SkinJoggs. Das Teil sollte sowieso endlich komplett salonfähig werden.

Hat die Musik/die Politik oder das Gesundheitswesen deinen Kleidungsstil beeinflusst?
Manchmal, wenn ich wie ein richtiger Politiker wirken möchte, schmeiß ich mich in ein Hemd und Sakko, aber das ist wirklich die Ausnahme. Anzüge machen Menschen irgendwie pseudoseriös, und das versuch ich, zu vermeiden.

Welches ist dein Lieblingsstück, und gibt’s dazu eine Story?
Meine erste Lederjacke hab ich in Amerika gekauft und heiß geliebt, hab sie jahrelang getragen, und
irgendwann begann sie, sich aufzulösen. Auf einer Tour in China musste ich sie dann verschrotten, nachdem ich überall, wo ich mich aufhielt, schwarze Brösel hinterließ.

Was war dein schlimmster Mode-Fauxpas?
Die Natojacke aus dem Lagerhaus, die ich mir dort mit 15 oder 16 Jahren eingetreten habe.

Gehst du alleine einkaufen, wenn mal nicht Lockdown herrscht?
Ich geh sehr selten einkaufen, und dann immer alleine. Wenn ich mal endlich ein Teil, Hose oder Pullover, gefunden habe, das mir taugt, kauf ich mir das fünf Mal und bin dann für die nächsten Jahre gerüstet. Die meisten T-Shirts kaufe oder krieg ich bei Konzerten.

Mistest du deinen Schrank manchmal aus?
Ich versuche, T-Shirts auszumisten, die ich ein oder zwei Jahre nicht getragen habe. Oder solche, von denen ich nicht mal mehr wusste, dass ich sie besitze. Manchmal fällt es aber echt schwer, sich davon zu trennen, speziell, wenn Erinnerungen dranhängen. Aber generell gilt: „Use it or lose it“.

Personal
Marco Pogo bezeichnet sich selbst als überzeugten Simmeringer. Das Gymnasium absolvierte er in Hollabrunn (Diktion Pogo: „Half mir, die Landbevölkerung zu verstehen“), um umgehend zum Studium der Medizin (fast in Mindestzeit) wieder fruchtbaren Simmeringer Boden zu betreten. Schon als Schüler fungierte er als Frontman diverser Bands, die er meist auch selbst gründete. Simmering, schon immer Nährboden für den Wiener Underground, man denke hier an Szene Wien, Gasometer, Simm City und am Rande des Bezirks Arena, bot in dieser Hinsicht etliche Möglichkeiten. Die Sache mit der Medizin wurde nach dem Turnus in den Ruhemodus versetzt, und Marco Pogo startete mit seiner neuen Gruppierung „TURBOBIER“ durch. Helene Fischers Hit „Atemlos …“ wurde kurzerhand in „Arbeitslos“ umbenannt und ging viral. 2015 gründete er die Bierpartei, und nach Ibiza-Gate war klar, dass nun eine Kandidatur der nächste logische Schritt sei. Pogo reichte die dazu nötigen Unterlagen im Innenministerium ein, und man fand die Partei 2019 bereits auf den Stimmzetteln zur Nationalratswahl. Bei den Wiener Gemeinderatswahlen im Oktober 2020 zog die Bierpartei in elf Wiener Bezirksparlamente und somit auch Marco Pogo als Bezirksrat in Simmering ein. Seither wird bei jedem Konzert fleißig Wahlkampf betrieben. Daneben findet Pogo immer noch Zeit, freiwillig in den Impfstraßen auszuhelfen, um Hunderte Menschen zu pieksen. Sein Unternehmen „Pogo’s Empire“ umfasst den Vertrieb von TurboBier – der eigenen Biermarke –, Merchandising-Artikel und ein Plattenlabel. Die Tätigkeit eines Bezirksrats ist überschaubar, so Pogo, trotzdem brachte die Bierpartei in den ersten 100 Tagen bereits 200 Anträge ein. Darunter die Forderung, Kindern den kostenfreien Zugang zu öffentlichen Musikräumen zu gewährleisten, was abrupt von den Pinken umgesetzt wurde. Ebenso die Durchsetzung eines Gesetzes gegen die Abschiebung von Kindern sowie eine vernünftige Kommunikation mit der Sucht- und Drogenkoordination der Stadt Wien. Bier trinken sollte man nur, solange man auch noch davon singen kann.