Buch

Die Jäger des verlorenen ­Schatzes

Wenn Ihnen „Die Thomas Crown Affäre“ mit Pierce Brosnan und Rene Russo in positiver Erinnerung ist, und wenn Ihnen die wendungsreiche Jagd nach einem gestohlenen Monet im Wert von 100 Millionen US-Dollar ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat, dann könnte Ihnen auch der eben im Seifert Verlag erschienenen Kunstkrimi „Die Anbetung der Könige“ gefallen. Da wie dort wird in die mitunter finsteren Winkel der Kunstwelt eingetaucht. Da wie dort entpuppen sich Originale als Fälschungen und Fälschungen als Originale. Da wie dort sorgt ein gevifter Kunstdieb für Verwirrung, um in aller Ruhe eines der berühmtesten Gemälde der Welt zu stehlen. Nur handelt es sich da eben um einen Monet und dort um einen da Vinci.

Foto Header: Seifert Verlag

Konkret wird im Debütroman des Journalisten Maximilian Mondel, der übrigens einst auch die Redaktion des ­WIENER leitete, die titelgebende „Anbetung der Könige“ wenige Tage vor Abschluss der aufwändigen Restaurierung des bedeutsamen Renaissancegemäldes aus einer Restaurationswerkstatt in Florenz gestohlen. Die Polizei, eine ­Spezialeinheit des italienischen Kulturministeriums – das Comando Carabinieri Tutela Patrimonio Culturale – und die Kunstversicherungsgesellschaft AEIOU bilden einen Schulterschluss, um dem Täter so rasch wie möglich auf die Spur zu kommen. Da ein derart berühmtes Gemälde am Schwarzmarkt aber nicht ohne Aufsehen verkauft werden kann, gehen die ermittelnden Behörden bald davon aus, dass der Kunstdieb das Gemälde gar nicht direkt versilbern will, sondern sich demnächst mit einer Lösegeldforderung melden wird. Tage vergehen, doch die Polizei wartet ­vergeblich auf eine Kontaktaufnahme des Täters.

Foto: Max Brucker

Als die Behörden langsam zu resignieren beginnen, meldet sich der Gemäldedieb doch noch und fordert einen hohen Millionenbetrag für die Rückgabe des Gemäldes. Nach zähem Ringen einigt man sich auf eine Summe und vereinbart Zeit und Ort für den Austausch des Gemäldes auf der einen und des Lösegeldes auf der anderen Seite. Doch bei der Übergabe mitten in Florenz lässt sich die Polizei überrumpeln und steht plötzlich nicht nur ohne Gemälde, sondern auch noch ohne das Lösegeld da. Die anschließende wilde Verfolgungsjagd im Umland von Florenz versandet im Nichts. Der Kunstdieb ist wie vom Erdboden verschluckt. Alleine der Ausbruch des Ätna in Sizilien und einiger Nebenvulkane auf den liparischen Inseln mit fatalen Folgen für den Flugverkehr und den Alltag in ganz Italien verhindern, dass die Exekutive in den Medien im großen Stil zum Gespött der Bevölkerung gemacht werden. Als die Behörden sich schon damit abfinden, dass sie von dem cleveren ­Gemäldedieb gleich doppelt zum Narren gehalten wurden, meldet sich der Direktor der Restaurationswerkstatt zerknirscht bei der Polizei …
„Die Anbetung der Könige“ bietet auf kurzweiligen 337 Seiten subtile Einblicke in den Kunstbetrieb und die Medienwelt und kommt – auch das ist bei einem Krimi einmal ­angenehm – ohne Mord und Totschlag aus.

Maximilian Mondel „Die Anbetung der Könige“
Seifert Verlag, Wien 2021, 337 Seiten, 22,95 Euro, ISBN 978-3-904123-46-4