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Mari Lang – Frauenfragen für alle

Franz J. Sauer

Ob Mari Lang Feministin ist? Klar ist Mari Lang Feministin. Auch wenn man in Zeiten wie den unseren nach so einem Statement leider gleich in den Erklärmodus verfallen muss. In solchen Zeiten nämlich, in denen selbst die aktuelle Frauenministerin der Repu­blik eher vorsichtig damit umgeht, sich geradeheraus als Feministin (Johanna Dohnal, schau owa!) zu bezeichnen, und die gute, alte ­Alice „Emma“ Schwarzer unter Frauenfreundinnen von heute eher einen Hauch von toxischer Männlichkeit versprüht. Tatsächlich kann sich auch die Herausgeberin des derzeit erfolgreichsten feministischen Podcasts Österreichs nicht wirklich mit allen Spielarten der Frauenbewegung anfreunden. Ganz abgesehen ­davon, dass gutturales Männerhassen dem Kernthema ihres ­Podcasts nicht gerade hilfreich wäre. Doch dazu später.

Text & Foto: Franz J. Sauer


Hauptberuflich ist Mari Lang neben dem durchaus verzehrenden Job als Mutter zweier kleiner Töchter TV-Moderatorin. Man kennt sie derzeit hauptsächlich aus den Sportsendungen des ORF, wobei sie sich eher nicht als waschechten Sportfreak bezeichnen würde, mit Computer-Gedächtnis a la Prüller. Mari Lang interessiert sich vor allem für die Menschen im Sport und die Stories dahinter. Zuvor hat sie bereits die Sendung „Contra – der Talk“ ­moderiert, und eigentlich war sie, bevor sie ins Fernsehen kam, schon seit 2009 beim Radio tätig, konkret bei FM4.
Man kann die 1980 in Eisenstadt geborene Niederösterreicherin mit ständigem Wohnsitz in Wien (und das seit über 20 Jahren) also durch aus als Medienfachfrau bezeichnen, und das nicht nur wegen des abgeschlossenen Publizistik-Studiums, sondern eben auch wegen ausreichend Berufserfahrung. Trotzdem schickte Corona die ­sowieso nur in Elternteilzeit werkende Fernseh-Frau in Kurzarbeit, wobei nicht mehr wirklich viel vom Job übrigbleibt, rein zeitlich. „Da kannst du dich dann also voll um deine Kids kümmern“, kam als Trost von der vorgesetzten Kollegenschaft, also hatte Mari Lang ab Lockdown 1 viel Zeit, sich nette Dinge auszudenken, die man neben ORF und ­Kinderschar verwirklich kann, wenn man mit Medien gut kann.

Den Feminismus, den sie meint, arbeitet Mari Lang nun also schon seit letztem Herbst mit ihrem Podcast „Frauenfragen“ auf, in dem sie nichts anderes macht, als höchstselbst zu versuchen, die allgemeine Männerdenke endlich mal zu verstehen: „Mein Ansatz ist der, dass man nur über das Verstehen zu einem Ziel kommt. Und wenn das Ziel lautet, die ­Lebensrealität des anderen Geschlechts zu verstehe, dann muss Frau mit Männern reden und sie danach fragen, was sie interessiert.“ Dass sie ganze Horden von interessierten Mithörer-Innen an ihrem Wissensdurst teilhaben lässt, wird vom Publikum zahlreich akklamiert. ihre Talks mit Personal wie Herbert Prohaska, Manuel Rubey, Robert Palfrader oder Armin Assinger generieren rege Reichweite und haben auch schon ein paar feine Preise abgeräumt; So belegte „Frauenfragen“ etwa Platz fünf beim FM4 Exit Poll, landete unter den Top-Ten-Podcasts bei Ö3 und führte öfters die Apple-Podcast-Wochencharts überlegen an. Die befragten Herren waren übrigens durchwegs positiv überrascht. Scheinbar hatten sie erwartet, von einer Frau, die Fragen zum Thema Gleichberechtigung stellt, versuchsweise gegen die Wand gefahren zu werden.

Im Herbst erscheint das Buch zum Podcast, bis dahin sei gelegent­liches Reinhören bislang Un­kundigen dringend empfohlen.