AKUT
Zeigt her eure Füße (und zieht aus Eure Schuh‘)!
Internationale Studien unterschiedlichster Provenienz besagen, dass weit mehr Männer, als man annehmen möchte, Frauenfüße erotisch finden. Wer sie darob in die Schmuddelecke der Fetischisten stellt, tut ihnen allerdings Unrecht. Ein Plädoyer für das Verehren von schönen Frauenfüßen.
Text: Franz J. Sauer / Foto Header: Adobe Stock
Frag nach in Pornoland: Bereits 1998, als das World Wide Web zwar noch nicht jeden Haushalt verkabelt, aber doch schon ganz schön Fahrt aufgenommen hatte, etablierten sich Suchanfragen nach Bildern von Frauenfüßen schnell als solide Größe unter den einschlägigen Einträgen. Wohl handelte es sich damals noch vermehrt um eher ausgefallenere Spielarten der männlichen Fußfixierung. Trampling, Crushing, Toesucking, Ballbusting als doch eher eigenwillige Spielarten der Podophilie vermischten sich oft und gerne „crossmedial“ mit anderen Fetisch-Formen (etwa Bondage oder Femdom). Aber auch als die Anfragen und Suchmaschinenabfragen ob ihrer bloßen Vielzahl diffiziller und weitläufiger wurden: „bare women‘s feet“ blieben weiterhin Spitzenreiter in den entsprechenden Bestsellerlisten. Jüngst ergab nun die Auswertung von über einer Milliarde Suchanfragen im Internet, dass hauptsächlich heterosexuelle Männer häufig nach nackten Füßen suchen und das keineswegs nur auf Porno-Portalen oder Spezialisten-Seiten.
Eine Milliarde Klicks
Die Liebe zu schönen Frauen-Füßen ist längst in der breiten Masse angekommen, beziehungweise: war schon immer dort. „Fußfetischisten lassen sich in allen Kulturen finden,“ sagt Ogi Ogas, der Co-Autor des Buches „A Billion Wicked Thoughts – What the World’s Largest Experiment Reveals About Human Desire“, in dem er gemeinsam mit Sai Gaddham die Ergebnisse einer großangelegten Studie zum Thema erotische Vorlieben veröffentlichte. Mit dem Wissen, dass sich wirklich viele Männer, die sonst ob ihres Klickverhaltens keinerlei absonderlicher „Perversionen“ verdächtig seien, online nackte Füße anschauen, verliere der Fußfetisch seine Anrüchigkeit, meinen die Wissenschaftler. Und liefern damit den Anstoß, die weitverbreitete, männliche (Vor-)Liebe für schöne Frauenfüße endlich aus der Perversionsschublade herauszuholen und in die der „normalen“ sexuellen Neigungen anzulegen. Schützenhilfe erhalten sie dabei aus dem Feld der Medizin, für welche die (männliche) Vorliebe für (weibliche) Füße schon seit jeher keinen Fetischismus darstellt, sondern eine gewöhnliche Ausprägung sexueller Präferenz.
Wäh, ein Fetischist!
Dennoch ist evident, dass bei Damenwahl eher nicht zuvorderst jene Typen als interessant gelten, die man in irgendwelchen sonderbaren Fuß-Fetisch-Bubbles verortet. Ungerecht eigentlich, zumal sich Frauen ja ebenfalls oftmals für Schuhe begeistern, die wohl ihre Füße optisch fein zur Geltung bringen aber alles andere als bequem zu tragen sind, Stichwort Manolo Blahnik, Jimmy Chou und Konsorten. Warum ist dann aber „die gesellschaftliche Akzeptanz der Auffassung von Füßen als ein Bestandteil der Sexualität nach wie vor gering“, wie Wikipedia feststellt? Wenn ein Mann nach seinen Vorlieben befragt angibt, von schönen, großen Frauenbrüsten erotisiert zu werden, käme doch auch niemand auf die Idee, ihn zum schmuddeligen Fetischisten abzustempeln, oder?
Männer, die zu ihrer ausgeprägten Vorliebe für Frauenfüße stehen, gab es schon immer und durchaus unter Prominenten. So galt etwa Johann Wolfgang von Goethe als Fußfreund, der bayrische König Ludwig I. verliebte sich zuerst in die Füße der berüchtigten Tänzerin Lola Montez und erst dann in den lieblichen Rest. Andy Warhol, Elvis Presley oder Charlie Sheen machten nie ein Hehl aus ihrer Vorliebe für (diefalls kleine, zierliche) Frauenfüße. Idris Elba verzückte jüngst in einer Talkshow mit der ulkigen Anekdote, einst vor einer nackten Bettszene mit Kate Winslet diese darum gebeten zu haben, doch Socken zu tragen. Zunächst hatte die Schauspielerin entrüstet angenommen, Elba fände ihre Füße widerwärtig, erst als er aufklärte, im Gegenteil von schönen Füßen erotisiert zu werden und sie, Kate, während des Drehs nicht mit einer etwaigen Erektion belästigen zu wollen, herrschte Friede im Ehebett am Set. Und dass Quentin Tarantino bekennender Fußfetischist ist und diesem Spleen in so gut wie allen seinen Filmen seit Pulp Fiction hemmungslos fröhnt, ist längt Allgemeinwissen. Man denke bloß an Großaufnahmen von Uma Thurmans Füßen in Pulp Fiction oder Kill Bill, dann den Tequila, der in „From Dusk til Dawn“ erst über den Umweg der Zehen von Salma Hayek in Tarantinos Mund gelangt. Die legendäre Schuhszene mit Diane Kruger und Christoph Waltz in „Inglorious Basterds“ dauert jedenfalls länger, als für die Continuity des Streifens benötigt worden wäre. Und auch die minutenlange Kino-Sequenz im frischesten Quentin-Streifen „Once Upon A Time in Hollywood“hat scheinbar keinen anderen Zweck in der Handlung zu erfüllt, als Margot Robbies Füße in Cinemascope zu zeigen. Dies zeitigte übrigens entspechende Folgen: Die Members des prominenten Frauenfüßen gewidmeten Online-Portals wikifeet.com (wo sich Fußfotos zu nahezu jeder bekannten Frau weltweit finden lassen) wählten Robbies untere Beinenden jungst zu den „sexiest women‘s feet alive.“
[youtube url=“https://youtu.be/2E06W_56YFY“ width=“600″ height=“400″ responsive=“yes“ autoplay=“no“ mute=“no“]Wie Margot Robbie zu dieser Prämierung steht, ist nicht überliefert. Dass aber einige in der Öffentlichkeit stehende Frauen sich wenig entzückt darüber zeigen, auf die Erotik ihrer Füße reduziert zu werden, ist manifest. So erbat sich etwa die SAT1-Frühstücksfernseh-Moderatorin Alina Merkau von den Live-Regisseuren ihrer Sendung, ihre Füße nicht mehr zu zeigen. Zu sehr hatten die Schreiben und Postings von Fußfetischisten auf Social Media, die sich ein paar getragene Schuhe oder Nylons der Moderatorin per Post zugesandt wünschten, überhand genommen. Anfragen, die auch anderen TV-Größen wie Anke Engelke oder Gülcan Kamps nicht unbekannt, dafür aber unangenehm sind. Während diese es allerdings kaum nötig haben, die Optik ihrer Füße monetär zu verwerten, hat sich anderswo aus dem männlichen Hang zum Fußfetischismus ein lukrativer Geschäftszweig entwickelt.
Geschäftsmodell Füße
Auf Portalen wie „onlyfans“, „patreon“ oder auch auf ihren eigenen Seiten haben Mädels und Models weltweit das Geschäftsmodell „Füße“ erkannt. Interessant dabei: Während die „normalen“ Model-Pages der genannten Damen allesamt frei zugänglich sind (etwa via Instagram) verbergen sich bloß die Fußbilder und -videos hinter Bezahlschranken, was darauf schließen lässt, dass (nur) damit Geld zu machen ist. Als Beispiel seit hier etwa die wunderbare Pariserin „Mufin“ genannte (www.instabio.cc/mufin-). Der Versandhandel mit getragenen Strümpfen, Socken, Nylons oder auch gebrauchten, orthopädischen Gehbehelfen war schon vor anno WWW ein millionenschwerer Umsatzträger. Und vor allem seitdem das Wörtchen Lockdown in unseren allgemeinen Sprachgebrauch Eingang fand, spürt die Branche Aufwind; Bei aller verruchten Pornösität.der nämlichen Inhalte sind ein paar Bilder oder Kurzclips von schönen, rotlackierten Frauenzehen am Smartphone, wenn entdeckt, wohl doch wesentlich unverfänglicher als, sagen wir mal, 2500 Dickpics.
Was genau uns Jungs dazu bewegt, mit Frauenfüßen ähnliches zu tun, wie die Frauen selbst (nämlich: darauf zu stehen), ist unklar. Feststeht, dass die Areale zuständig für Genitalien, Zehen und Füße im menschlichen Gehirn eng besiammen liegen. Das sorgt bisweilen für Reizüberschneidungen. (Foto: Adobe Stock)
Der Autor dieser Zeilen zählt sich übrigens selbst zu den mit einer erotischen Vorliebe für Frauenfüße ausgestatteten „Perversen“. Schon in jüngster Bubenheit, lange bevor mir Ideen gekommen wären, wozu ein „Erotisieren“ von irgendwas überhaupt zunutze wäre, blickte ich Frauen stets als erstes auf die Füße und bewertete diese als gefällig oder eben nicht. Als ich schließlich heranpubertierte und die sexuelle Komponente hinzukam, blieben schöne Füße weiterhin Conditio sine qua non, um Girls attraktiv zu finden. Warum für mich dieser weibliche Körperteil eine nicht unwesentliche Rolle in erotischer Hinsicht spielte, kann ich mir bis heute nicht erklären. Sehr wohl erklären musste ich mich allerdings bisweilen, wenn ich Frauen auf ihre Füße ansprach, zumal ich mich in der eingangs erwähnten Schmuddelecke des „Fetischisten“ kaum wohlfühlte. Sehr wohl konnte ich nämlich mittlerweile bewerten, dass mich weder irgendwelche Sexualpraktiken, bei denen Frauenfüße zum Einsatz kamen, besonders juckten, noch dass ich die Schönheit der untersten Frauenenden von Zusatzfeatures wie schmutzigen Zehennägeln oder sonstigen Beigaben machte. Frauenfüße waren und sind eben wichtig für mich. Ein prickelndes Accessoire, das das Gesamtbild einer schönen Frau für mich abrundet, nicht mehr und nicht weniger. So bildet die Kategorie „Beschaffenheit und Aussehen der Füße“ auch seit jeher ein Bewertungskriterium in meinen höchstpersönlichen Datensatz unvergesslicher Frauen.
„Perverse“ Erinnerungen
Stets abrufbar ist etwa, dass Andie McDowell wunderschöne Füße hat (Filmplakat zu „Green Card“), die göttliche Romy Schneider dagegen eine für meinen Geschmack zu kurze, große Zehe („Swimmingpool“). Jane Birkin hat einen attraktiven, hohen Rist vorzuweisen (selbst in neongrünen Strumpfhosen, wie in „Blow Up“ ausgiebig dargeboten und gut zu erkennen), Ava Gardner schien in jedem ihrer Filme extra Wert darauf zu legen, ihre baren Füße in die Kamera halten zu dürfen und das bis ins hohe Alter. Erst jüngst stachen mir die attraktiven Füße von Caroline Kebekus angenehm ins Auge (und ihr üblicherweise ins Fernsehbild gerücktes Schuhwerk lässt mich darauf schließen, dass sie darum weiß), beim Ex-Starlet Sonya Kraus teile ich mir eine idente Meinung laut Online-Votings mit ein paar Millionen Deuschen. „Das Schönste an mir sind meine Füße“, so überraschte die große Charlotte Rampling in einem Interview zu ihrem 61. Geburtstag, nicht ohne anzufügen, dass das Privileg, diese zu bewundern, allerdings ausschließlich ihrem jeweils aktuellen Ehemann zustünde – daher war mir das also zuvor nie aufgefallen. Und dass jene Margarete Qualley, deren Füße im bereits erwähnten „Once Upon …“ von Quentin Tarantino ebenfalls eine hochprominente Rolle am Armaturenbrett von Brad Pitts Camaro einnehmen, ausgerechnet Andie McDowells Tochter ist, schließt den Kreis irgendwie auf witzige Art und Weise.
Benachbarte Gehirnareale
Die simpelste Erklärung dafür, warum man (und hier sind Menschen beiderlei Geschlechts gemeint) eine Vorliebe für Füße entwickelt, liefert übrigens die Konstruktion des menschlichen Gehirnes. Die Areale zuständig für Genitalien, Zehen und Füße liegen im Hirn eng beieinander, was, wie etwa der Neurologe Vilayanur S. Ramachandran herausfand, zu Reizüberschneidungen und daraus folgenden Stimulationen führen kann. Da haben wir es also – wir können wirklich nix dafür. Und solange der unangenehmste Side-Effect unserer Vorliebe die Tatsache ist, dass wir gottvolle Fußmassagen zu bieten haben, soll es auch der Schaden unserer verehrten Damen nicht sein.
Traut Euch, Männer!
Hört also auf, liebe Mitmänner, irgendwelche Kugelschreiber auffällig unauffällig um die Erde zu hauen, um beim Aufheben dann geheim die Sohlen der ins Auge gefassten Schönheit taxieren zu können. Steht zu Eurer Vorliebe und macht der Angebeteten reichlich Komplimente zu ihren schönen Füßen (die sie zweifellos hat, sonst wäre sie ja keine Angebetete). Und, am Allerwichtigsten: Lasst Euch keine Kriterien dafür aufschwatzen, wann ein Frauenfuß ein schöner solcher ist und wann nicht. Die subjektive Beurteilung der Reize höchstpersönlicher Podophilie ist wie so vieles Geschmacksache und völlig frei auszulegen. Dass es, nebenbei bemerkt, die überwiegende Mehrzahl der Frauen nicht stört, wenn man ihr Komplimente zu ihren schönen Füßen macht, weiß auch unsere Kolumnistin Pandora Reithermann, nachzulesen hier.
Die deutsche Künstlerin Beate Ummenhofer arbeitet seit zwei Jahren an einer umfassenden Fotosammlung unter dem Titel „Zu Fuß“. Es geht dabei um Bewegung, Eindrücke und letztlich auch um die ausführenden Körperteile, denen oftmals viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. An Ausstellungen wird gearbeitet, eine Sneak Preview gibt es via Instagram: instagram.com/beateummenhofer7