Essen

Fast Food, wie es sein soll!

Gregor Josel

In den letzten 40 Jahren hat sich der klassische Hamburger auch hierzulande vom Fast Food zur Gourmet-Speise entwickelt. Aber lässt sich derlei kombinieren?

Text: Gregor Josel / Foto Header: Five Guys

Vom Wagyu-Laberl im Bobo-­Bäcker Bun jenseits der 40 Euro, über die Palette an Vegan-Burgern bis hin zu den klassischen Burgern am Kebab-Standl, die genau genommen mit einem Burger gerade mal den Namen teilen, dürfen sich die Burger-Lover nicht mehr wirklich beschweren, was das Angebot und die Auswahl betrifft. Mit den klassischen Fast-Food Burgern haben diese meist feisten Teile aber auch nicht viel gemein, denn sobald Besteck und Co. ins Spiel kommen, reden wir in Sachen Burger ja eher von Fine Dining. Ansonsten gibt es die zwei großen Player, die jeder kennt und für die nach wie vor gilt, hier wartest Du nicht auf dein Essen, dein Essen wartet auf dich.

Foto: Five Guys

Die US-amerikanische Burgerkette Five Guys geht hier andere Wege und hat seit Gründung im Jahr 1986 genau ein Ziel, nämlich richtig gute Burger und Fries im Sinne altbewährter, amerikanischer Burgertradition zu bieten. Frisch für jede Bestellung zubereitet, ganz nach individuellem Geschmack gestaltbar und in bestmöglicher Qualität. All das dann noch in überschauberer Wartezeit und gänzlich ohne Einsatz von Mikrowellen oder Gefrierschränken hinzubekommen, das ist eine hohe Kunst, die man in dieser Form bei uns noch nicht kennt. Die Kartoffeln lagern hier als Rohprodukt im Restaurantbereich, die daraus entstehenden Pommes, die dann nach zweimaligem Frittiervorgang frisch und jeweils mit einer kleinen Extraportion am Tablett landen, gehören auf jeden Fall zu den besten Pommes, die man hierzulande für Geld kaufen kann. Wer sich mit der Kunst des Kartoffelfrittierens auskennt, der weiß, wie schnell das schief gehen kann und dass der Grat beim zweimaligen Frittieren zwischen knuspriger Hülle mit zartem Innenleben und traurig runterhängenden, vor Fett triefenden und halb garen Kartoffel-Staberln ein schmaler ist. Frittiert wird übrigens in cholesterinfreiem Erdnussöl.

Die Pommes werden aus frischen Kartoffeln geschnitten und zweimal frittiert.
Foto: Five Guys

Wer soviel Wert auf die Beilage legt, der kann schon mal grundsätzlich keinen schlechten Burger machen und so ist es auch. Das Hauptasset der Five Guys Burger ist die Individualität. Das ist speziell für den verwöhnten Österreicher etwas gewöhnungsbedürftig, denn wir sind es gewohnt, aus vorgegebenen Angeboten etwas auszuwählen und uns nicht großartig um Einzelheiten kümmern zu müssen. Bei Five Guys funktioniert das allerdings anders, denn hier gibt es exakt vier Basic-Burger zur Auswahl, jeweils in klein oder in normaler Größe gehalten. Den Rest darf man sich sozusagen selbst zusammenreimen und aus insgesamt 15 Toppings und Saucen seinen ganz individuellen Burger gestalten, der dann innerhalb weniger Minuten frisch von den flinken Händen der Kitchencrew zusammengebaut wird. Alle Toppings sind kostenlos, das heißt also, dass man sich theoretisch auf seinen Bacon Cheeseburger auch alle 15 verfügbaren Toppings, von Mayo über Eisbergsalat, gegrillte Pilze, Relish oder Jalapenos zwischen die zwei Burgerbuns, wie in Wien üblich vom „Mann“, quetschen kann. Ob das Sinn macht oder nicht, ist natürlich ebenfalls individuelle Geschmackssache. Was in jedem Fall stimmt ist die Qualität und der Geschmack der Five Guys Burger. Das Rindfleisch ist typisch US-Style durchgebraten, besticht aber durch einen ausgewogenen Rindfleischgeschmack mit feiner Kruste, der Fettanteil liegt bei 20 Prozent. Die Toppings sind frisch, der Salat knackig und der Bacon crispy! All das verschmilzt dann eingewickelt in Alufolio zu einer Burger-Geschmacksexplosion am Gaumen, die stimmiger nicht sein könnte. Wer hier allerdings einen Gourmetburger in medium rare gehalten, mit Trüffel und 30 Monate altem Cheddar vom gestreichelten Hochland Rind erwartet, der hat das Konzept nicht verstanden und sollte sich erst gar nicht in eine der beiden Five Guys Filialen in Wien verirren.

Foto: Gregor Josel

Das Angebot bei Five Guys wird abgerundet durch eine Auswahl an Hot Dogs und auch einen Veggie- und einen Lowcarb-Burger findet man im Angebot. Allesamt ganz okay, aber letztlich nicht unbedingt das, wofür man zu Five Guys gehen sollte! Was man wiederum von den Vanille Milchshakes nicht behaupten kann, denn die sind dank ebenfalls kostenloser Toppings auch in durchaus gewagten Kombis à la gesalzenes Karamel mit Bacon ein echtes Erlebnis, vorausgesetzt, man ist ein Milchschake-Typ. Wer also auf frische und sozusagen „leiwande“ Fastfood Burger neben dem in solchen Läden üblichen Drumherum steht, ist hier absolut richtig.