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Fußball abseits der Champions League: Die schönsten Bastionen der Fußball-Romantiker

Fußball – das ist doch viel mehr als nur Bayern München, Real Madrid, Ronaldo und Messi. Wer mit vielen Liebhabern des runden Leders spricht, der hört immer öfter davon, dass dem Sport in den letzten Jahren immer mehr seine Seele abhandengekommen ist. Deshalb ziehen es manche Fans vor, sich abseits der großen Fußballbühnen oder des Fernsehers eine zünftige Regionalliga-Partie anzusehen oder ihrem Lieblingsklub in der zweiten Liga die Daumen zu drücken. Die große Frage dabei lautet jedoch: Wo gibt es sie noch, diese traditionsreichen Vereine?

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Vielen Fußball-Fans bereitet dieser Anblick mehr Gänsehaut als das Abspielen der Champions League-Hymne. Sie haben die Nase voll von der Geldgier im modernen Profi-Fußball.

Wiener Sport-Club: Hernois is ois
Die wahrscheinlichste Antwort eines Wieners auf diese Frage lautet: In Hernals. Denn dort auf dem ruhmreichen Sportclub-Platz finden sich je nach Gegner etwa 1.000 bis 2.000 Fans ein, die der Mannschaft ihre Daumen drücken. Gewalt oder diskriminierende Sprechchöre? Fehlanzeige!

Die Fans des Wiener Sport-Club gelten als tolerant und gewaltfrei und sind darüber hinaus stark mit ihrem Verein verbunden. Die FreundInnen der Friedhofstribüne, der größte Fanclub des Vereins, wurde 1990 gegründet. Er ist nach der Friedhofstribüne benannt, die ihren Namen aufgrund des dahinterliegenden Friedhofs bekam.

Die Atmosphäre auf dem Sportclub-Platz mutet schon fast etwas britisch an. Auch der Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr war schon beim Sportklub zu Besuch, sieht sich aber grundsätzlich lieber die Spiele von Rapid Wien an.

Groß war der Sport-Club früher auch einmal. Die beste Zeit hatte der Verein in den 1950er-Jahren. Am 1. Oktober 1958 wurde Juventus Turin in der ersten Runde des Europacups der Landesmeister nach einer 1:3-Niederlage in Turin im Rückspiel im Wiener Praterstadion mit 7:0 paniert. Der Niedergang begann dann in den 1970er-Jahren, als der Sportclub aus der österreichischen Erstklassigkeit rutschte.

Vorwärts Steyr: Zebizebizebizeba
Nein, das ist kein Platzhalter in der Headline, sondern einer der zahlreichen kreativen Chants der Fans des oberösterreichischen Traditionsvereins Vorwärts Steyr. Auch hier haben die Fans eine große Nähe zum Verein und präsentieren sogar stolz ihr Buch zur 100jährigen Fangeschichte.

Aktuell spielt Vorwärts Steyr in der zweiten Liga und trägt seine Heimspiele an der Volksstraße im Vorwärts-Stadion aus, das eine Kapazität von 6.000 Zusehern hat. Zum Spitzenspiel gegen den FC Blau Weiß Linz am zweiten Spieltag der aktuellen Saison kamen knapp 2.000 Zuseher und mussten dabei eine deutliche 0:4 Abfuhr ertragen.

Seine Blütezeit hatte Vorwärts Steyr vor allem nach dem zweiten Weltkrieg und in den 1990er-Jahren. Zweimal schaffte man es in dieser Zeit auf den siebenten Platz in der höchsten Spielklasse. Im UI-Cup konnte 1995 sogar Eintracht Frankfurt auswärts besiegt werden. Die immer größer werdenden Schulden führten jedoch dazu, dass die Spielergehälter nur noch stockend ausbezahlt wurden und die renommierten Spieler dem Verein den Rücken kehrten.

FC St. Gallen 1879: Die Dinos aus der Schweiz
Wie alt der FC St. Gallen ist, können Hobbydetektive bereits beim offiziellen Vereinsnamen erahnen. Der Club wurde im Jahr 1879 gegründet und ist damit der älteste noch existierende Fußballverein in der Schweiz. So weit hinunter wie bei den Kollegen aus Österreich ging es bei St. Gallen zwar nie, die Zweitklassigkeit ist allerdings auch den Kickern hier nicht fremd. Der Aufstieg gelang erst wieder in der Saison 2011/12.

Deswegen gleich bei einem Sportwettenanbieter für Sportwetten Schweiz auf den FC St. Gallen als Meister zu setzen, wäre dennoch etwas vermessen. Denn die historischen Chancen dafür liegen bei 2 zu 142. Anders ausgedrückt: In 142 Jahren konnte der Verein gerade erst zwei Mal die Meisterschaft holen. Im Schnitt also alle 71 Jahre.

Das heißt aber nicht, dass es in dieser Saison nicht vielleicht wieder einmal etwas zu bejubeln geben könnte für die treuen Fans. Denn nachdem das Team bereits letzte Saison den Finaleinzug im Schweizer Pokal schaffte, soll laut Trainer Peter Zeidler der Pott nach St. Gallen geholt werden.

FC United of Manchester: Die Red Rebels als Fanprojekt
Endgültig die Nase voll von ihren einstmals geliebten „Reds“ hatten einige Fans, nachdem der steinreiche US-Amerikaner Malcolm Glazer durch den strategischen Aufkauf von Aktienpaketen zum Mehrheitseigner des Vereins wurde.

Sie ertränkten ihren Frust jedoch nicht im nächstgelegenen Pub, sondern gründeten kurzerhand einfach ihren eigenen Klub und benannten ihn kreativ „FC United of Manchester“. Während die Fans des echten United von Erling Haaland träumen, lässt der große Erfolg beim mitgliedergeführten Verein noch etwas auf sich warten.
Der ist aber ohnehin zweitrangig. Denn für den Verein stehen andere Dinge im Mittelpunkt. Er soll vor allem ein Vorbild für all jene sein, die vom Kommerz endgültig genug haben. Hier hat jedes Mitglied eine Stimme und alle Entscheidungen werden stets basisdemokratisch getroffen. So hat der Verein beispielsweise durch einen günstigen Kredit der Stadt und Anteile der Mitglieder sein eigenes Stadion erworben. Der Broadhurst Park im abgeranzten Nordosten Manchesters bietet aktuell 4.400 – vorwiegend – Stehplätze.

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Bei den alternativen Reds kann jedes Mitglied mitentscheiden, in welche Richtung sich ihr Verein entwickeln soll.

Tasmania Berlin: Die schlechteste Bundesliga-Saison aller Zeiten
In der deutschen Hauptstadt streiten sich Union und Hertha um die Vormachtstellung.

Doch es hätte auch alles ganz anders kommen können. Die Tasmania fristet aktuell in der Regionalliga Nordost ein Schattendasein und trägt ihre Heimspiele im Werner-Seelenbinder-Sportpark Fußball-Stadion im berüchtigten Stadtteil Neukölln aus.

In den 60er-Jahren hätte der Verein allerdings die Möglichkeit gehabt, sich in der Bundesliga zu etablieren. Leider ging man dabei aber im eigenen Chaos unter. Alles begann schon damit, dass der Aufstieg eigentlich nicht sportlich, sondern nur mit politischer Hilfe gelang. Vor allem der Axel-Springer-Verlag drängte auf eine Teilnahme in der höchsten Spielklasse, die dann auch unter höchst umstrittenen Umständen zustande kam.
Die Zusage für die Saison 1965/66 kam jedoch zu spät, als dass es noch für die Zusammenstellung einer professionellen Truppe gereicht hätte. Die bestehenden Spieler wurden frühzeitig aus ihrem Urlaub zurückgeholt und spielten daraufhin die schlechteste Bundesliga-Saison aller Zeiten. Am Ende reichte es gerade mal zu acht Punkten und das Torverhältnis lautete 15:108. Dabei begann die Saison so vielversprechend mit einem glatten 2:0 Sieg gegen den Karlsruher SC.