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Es schlägt 13/Don’t Worry Darling
Ihr Durchstart kam mit der TV-Serie House, als bisexuelle Ärztin namens Remy. Aber alle nannten sie Dreizehn. Nun kommt mit „Don’t Worry Darling“ der sogenannte „Skandalfilm des Jahres“ in die Kinos. Was nichts mit dem Plot zu tun hat. Aber alles mit Olivia Wilde. Aus Gründen.
Skandalfilme gab es und wird es immer geben. Nur hat das zumeist mit dem Film zu tun. Zum Beispiel Der letzte Tango in Paris. (1972) Ein Skandalfilm, getriggert durch eine Butterszene. War zeitgeistig. Europa litt damals an einem Butterberg. Nun aber fiebert die ganze filmfixierte Welt der Premiere von „Don’t Worry Darling“ entgegen, die Ende September in Venedig über die Leinwand laufen soll. Seit Monaten wird darüber geredet und geschrieben und gepostet und so weiter. Ganz sicher der meistgehypete Film des Jahres. Regie führte Olivia Wilde, einst besser bekannt als bisexuelle Ärztin namens „Dreizehn“ in der TV-Serie House (2007-2012). Nur: Niemand schien zu kümmern, worum es im Film eigentlich geht. Die Schlagzeilen drehten sich um Geschehnisse hinter den Kulissen. Als da wären:
*Shia LaBeouf. Der Ami mit toxischem Hintergrund sollte zunächst den Lover der Protagonistin spielen. Im September 2020 wurde verlautet, dass er wegen „schlechten Benehmens“ gefeuert wurde. Was LaBeouf dementierte. Tatsächlich habe er gekündigt, twitterte er. Wie dem auch sei, gleich nach Abgang verklagte ihn seine Ex, die Musikerin FKA Twigs, wegen „schonungslosen sexuellen Missbrauches“, was einerseits verwirrend ist, gibt es sowas wie schonungsvollen sexuellen Missbrauch? Andererseits hatte Ms Wilde nun Oberwasser: „Bei mir herrscht während der Dreharbeiten strikte `No Assholes’-Regel“, daher musste LaBeouf gehen. An seiner statt wurde ein Mann gesucht, der „unglaublich behutsam und feinfühlig ist“ (Wilde), weil er nun mal der Lover der Protagonistin ist, letztere also in einer verletzlichen Situation. Gefunden wurde
*Harry Styles. Vom Darsteller des Films Honey Boy (2019) also zum Sänger des Liedes Watermelon Sugar. Aber mutmaßlich ein Tausch mit Win-win-Profil. Styles (28) ist um acht Jahre jünger als LaBeouf, und fescher sowieso. Außerdem hat er auf TikTok eine Millionenschar verliebter Fans, die nun auch auf den Film aufmerksam wurden. Nur hat Beides gewisse Untiefen, sowohl die Fans als auch das Fesche. Denn schließlich hatte Ms Wilde einen Boyfriend, den Vater ihrer zwei Kinder, nämlich
*Jason Sudeikis. Der Schauspieler, 2019 noch in Wildes hochgelobten Regie-Erstling Booksmart im Einsatz, gab zwei Monate nach dem Engagement von Styles seine Trennung von Wilde bekannt. Was natürlich mediale Neugier erregte, die schnell befriedigt wurde. Bald waren Wilde und Styles händehaltend in der Öffentlichkeit unterwegs. Während der Dreharbeiten wurden Pausen für „cuddle time“ (Knutschzeit) eingeführt, was die Filmcrew angeblich unrund machte – und die TikTok-Gemeinde furios. 14-jährige Teenager, die für einen 28-jährigen Popstar schwärmen, können nun mal schwer mit einer 38-jährigen Milf, die ihn bumst. Hassorgien Richtung Olivia Wilde waren die Folge, während sich etablierte Magazine an das Thema „die Verlockung älterer Frauen“ machten. Und zwischendurch wurde auch gefilmt. Somit zur Hauptdarstellerin, der fabelhaften
*Florence Pugh. Sie ist erst 26, aber dank ihrer Rolle in Little Women (2019) bereits Oscar-nominiert und BAFTA-Preisträgerin. Wilde hatte überschwängliche Worte für sie: „Florence ist die aufregendste Actrice der Gegenwart, und sie hat den Filmneuling Harry wunderbar unterstützt.“ Allerdings offenbarte dann das Gossip-Portal Showbiz Galore, dass die Gage dieses Neulings ($2.5mio) über dreimal so hoch war als jene des Oscar-nominierten Profis ($ 700 000.-). Totaler Blödsinn, dementierte Wilde, das war klar, sie ist ja auch feministische Aktivistin, und unwoke ist sie auch nicht, hat von Fair Trade bis hin zu den Opfern sexuellen Missbrauchs alles unterstützt. Außerdem sieht sie sich als universelle Botschafterin weiblicher Ermächtigung, was sich auch im Film niederschlug. Mit Veröffentlichung des ersten Trailers wurde endlich auch eine Minute Film transparent, wenn auch nur
*Die Szene. Ja, eine Sexszene featuring Harry & Florence. Laut Wilde ist es die wichtigste Szene des ganzen Films, sie wollte dem Publikum zeigen, „dass es auch weiblichen Hunger gibt, und vor allem diesen Typus weiblichen Genusses.“ (Wilde) Soll heißen: Anstatt des üblichen Blowjobs begibt sich hier Harrys Kopf zwischen die Beine von Ms Pugh. Was diese allerdings nicht glücklich machte: „Wenn alles nur auf deine Sexszene reduziert wird, also dem derzeit berühmtesten Popstar dabei zuzusehen, wie er an mir rummacht, nun, das ist nicht der Grund, warum wir es machen. Der Film ist besser und größer als das.“ (in: Harper’s Bazaar) Fazit: Im zweiten Trailer ist die Szene geschnitten, sehr zum Bedauern von Ms Wilde: „Wir leben leider noch immer in einer puritanischen Gesellschaft.“ Immerhin weiß man nun, dass „Don’t Worry Darling“ sowas wie ein Psychothriller ist. Demnächst in einem Kino um die Ecke.