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Luxus ist Augenhöhe

Manfred Sax

Alexandra Streit-Weinrich – Frauen werden entweder auf ein Podest gestellt oder an den Rand der Gesellschaft, sagt Alexandra Streit-Weinrich. Das verhindere Nähe, für die Künstlerin eine Grundbedingung für Luxus. Und Nähe braucht Augenhöhe. 

Text: Manfred Sax

Die Wiener Künstlerin Alexandra Streit-Weinrich leistet sich den Luxus, zu sagen, was sie will. Wenn sie die (Kunst)welt betrachtet, sieht sie zunächst eine schiefe Ebene. Der Begriff Muse, zum Beispiel, inspiriert sie ganz anders als ihre männlichen Kollegen. „Ich bin da bei den Guerilla Girls, die hinterfragen, ob Frauen nackt sein müssen, um in ein Museum zu gelangen.“ Der Einwand, dass anno Renaissance Akte von Frauen immerhin der Trigger waren, um die Kunstwelt vom Terror der Kirche zu befreien, prallt von ihr ab. Da fallen ihr eminente Frauen ein, die künstlerisch Großes geleistet haben. „Sie wurden aber nicht ihrem Schaffen entsprechend gewürdigt, sondern als Musen abgetan. Das ist degradierend.“

Die schiefe Ebene, wie gesagt – die auch ihr Schaffen informiert. Ein Beispiel: das berühmte Bild (Salvador) „Dali und sein Tisch“, mit seiner Muse Gala als Tisch – das sie mit sozusagen umgekehrter Chromosomenzahl nachstellte. Möge mann sich beim Betrachten hoffentlich bei Vorurteilen ertappen. Warum? „Ich versuche, sichtbar zu machen“, sagt sie. Zum einen könne Kunst mehr als nur erotisch sein. „Ich sehe das Großartige in dieser Überhöhung nicht. Frauen werden entweder auf ein Podest gestellt oder an den Rand der Gesellschaft. Beides vermeidet Nähe.“ (Streit-Weinrich) Und Nähe sei genau das, was sie – wenn man sie tatsächlich danach befragt – unter Luxus versteht: „Für mich ist Luxus nach wie vor Augenhöhe.“

● Info: Alexandra Streit-Weinrich: check https://alexandraweinrich.com und https://www.instagram.com/alexandra.s.weinrich/ , dort ist immer was los.

FOTOS: Alexandra Streit-Weinrich