AKUT
Der Wolf vor unserer Haustür …
Im Jahr 1882 wurde der letzte Wolf in Österreich erlegt und galt damit als ausgerottet. Jetzt ist er zurück. Während Balkonbiologen laut „Hurra!“ schreien, ist die Bauernschaft in manchen Bundesländern minder entzückt. Der Wolf – das Tier, welches unsere Gesellschaft spaltet.
Text: Christian Jandrisits/Fotos: pixabay
Zuerst einmal ein paar „Zahlen“:
Im Jahr 2015 konnten 7 Wölfe im Bundesgebiet nachgewiesen werden. Im Jahr 2016 kam es zur ersten Rudelbildung am Truppenübungsplatz Allentsteig in Niederösterreich. („Hurra, der Wolf ist da!„)
2023 – laut WWF gilt der Wolf in Österreich, mit einer Stückzahl von 30-35, nach wie vor als stark gefährdet. Zum Vergleich – in Kanada gibt es ungefähr 50.000 Wölfe! („Wegen der paar Wölfe braucht man jetzt aber keinen Aufstand machen!“)
2022 – Bestätigte Wolfrisse von Nutztieren in den Bundesländern:
- Steiermark: 2 Beutetiere getötet
- Oberösterreich: 2 Beutetiere getötet
- Vorarlberg: 5 Beutetiere getötet, 1 Beutetier verletzt
- Salzburg: 13 Beutetiere getötet
- Niederösterreich: 15 Beutetiere getötet
- Tirol: 355 Beutetiere getötet, 57 Beutetiere verletzt
- Kärnten: 399 Beutetiere getötet, 11 Beutetiere verletzt
Der Wolf ist zurück und das Wolf-Problem ebenso! Auf den Almen in Tirol und Kärnten schreit schon lange kein Bauer mehr „Hurra!“.
Großen Aufruhr gab es auch als das Land Kärnten jüngst die Abschussfreigabe beschloß. Es gilt die sogenannte „Wolfsverordnung“ – kommt ein Wolf bewohntem Gebiet zu nah (unter 200m) und lässt sich nicht verscheuchen ist er für 4 Wochen, in einem Radius von 10 km, zum Abschuss freigegeben („Risikowolf”). Ebenso bei nachgewiesenem Nutztierriss („Schadwolf”). Laut diesen Bestimmungen wurden seit Jänner 2022 bisher 2 Wölfe erlegt. 40 Abschussfreigaben gab es insgesamt!
Für Umweltschützer bricht eine Welt zusammen, genießt doch der Wolf gemäß der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der EU einen sehr hohen Schutzstatus! Almbauern die ihre zerfetzten Kühe, Schafe und Ziegen aufsammeln interessieren solche Richtlinien eher weniger ….
Der Ruf nach „Herdenschutzmaßnahmen“ ist mit einem enormen finanziellen Aufwand verbunden, Förderungen in diese Richtung sind in Kärnten noch ausstehend. Tirol fördert zumindest 60% der Anschaffungskosten bei stromführenden Zäunen.
Herdenschutzhunde wären eine Option – neben teuer in der Anschaffung und teuer in der Haltung müssten dann halt die Almen (siehe Schweiz) für den Tourismus gesperrt werden, denn diese ausgebildeten Hunde machen keinen Unterschied zwischen Wolf oder dem 9-jährigen Maxi aus Wien/Simmering, der am Millstätter See in der Sonne patzt und auf der Alm die Schafe streicheln möchte ….
Kärntner Mütter die ihre Kinder den 150m Schulweg mit dem Auto zur Schule bringen müssen, weil ein Wolf bei der Bushaltestelle gesichtet wurde, reagieren verständnislos auf Umweltaktivisten mit „Der Wolf war als Erster da!“ Sprechchören …
Sperrt man die Nutztiere wieder ganzjährig in den Stall, sind „Planetenretter“ die Ersten die nach „gesundem“ Fleisch schreien ….
Fakt ist:
Der Wolf ist wieder da.
Und er wird auch bleiben und sich vermehren.
Ausgerottet wird er nicht mehr.
Wie das „Problem“ Wolf gehandhabt wird, wird die Zukunft zeigen …