AKUT
Femizide: DAS ENDE DER TOLERANZ
Eine militante Frauenbewegung soll Männer in Umerziehungslager sperren – das forderten Cheryl Benard und Edit Schlaffer, Österreichs Paradefeministinnen, in der September-Ausgabe 1984 des WIENER. Hätte es Femizide verhindert, hätte man ihre Vorstellungen damals umgesetzt?
Von Cheryl Benard und Edit Schlaffer
Die demokratischen Versuche zur Emanzipation der Gesamtgesellschaft müssen als gescheitert betrachtet werden. Sie scheiterten gewiss nicht am mangelnden Einsatz der Frauen, an irgendeiner theoretischen Insuffizienz, am zu geringen literarischen Aufwand oder an der mangelnden politischen Phantasie; nein, der Grund für ihren paralytischen Mangel an Fortschritt war, dass sie sich mit einfachen Tatsachen nicht abfinden wollten. Sie wollten nicht anerkennen, dass die Gesellschaft der Männer keine, aber auch nicht den leisesten Funken einer Absicht hatte, sich in irgendeiner Hinsicht zu ändern, die nicht ihrem eigenen Vorteil entsprach.
Gravierende taktische Fehler wurden von unserer Seite begangen. In unserer Ablehnung der Werte patriarchalischer Gesellschaft glaubten wir, an weiblichen Werten wie Einsicht, Gefühl, Empathie und Soziabilität festhalten zu müssen. Diese Tugenden brachten uns genau das ein, was sie uns schon seit Jahrhunderten einbringen, nämlich die Verachtung der Allgemeinheit und die hemmungslose Gewalt der Männer. Wir können nun weitere Jahrhunderte mit unseren bewundernswerten menschlichen Qualitäten und unseren hervorragenden Eigenschaften hinter dem Staubsauger durch die Vorortwohnungen kriechen, oder wir können die Gesellschaft verändern. „Durch Gewalt kann man die Gesellschaft nicht verändern“, schreien in den Frauencafés unsere Genossinnen. Warum nicht? Wodurch ist jemals in der Geschichte irgendetwas verändert worden, wenn nicht durch Gewalt? Hat Frankreich Algerien aufgegeben, weil Frantz Fanon so schöne große braune Augen hatte? Haben die Amerikaner Vietnam verlassen, weil sie erkannten, dass die Vietnamesen allesamt sensibel und gleichberechtigt mit den GIs sind?
Der Diskurs in den Frauencafés, der sich nunmehr seit mehreren Dekaden im fruchtlosen Kreis dreht, enthält nur eine hoffnungsfrohe Note: die Note einer steigenden Aggressivität. Wenn die Schwestern so aggressiv sein können miteinander, wenn sich ein Arbeitskreis schon dermaßen zerfleischen und eine Selbsterfahrungsgruppe schon gegenseitig in der Luft zerreißen kann, dann stellt sich vor, welchen Effekt all diese Energien, losgelassen gegen die Männerwelt, entfalten können. Die Zeit der Emanzipation ist vorüber, ein Kurswechsel muss stattfinden: es ist Zeit für die Sexualdiktatur. Das heißt, die haben wir ja schon; aber sie muss umgekehrt werden. „Ihr wollt die ungerechten Zustände ja nur umkehren und diesmal selber herrschen“, werfen die Männer seit dem 17. Jahrhundert den Suffragetten und sonstigen undemütigen Frauenspersonen vor. „Oh nein!“, entgegneten errötend darauf unsere Schwestern. Fehler Nummer zwei.
Wenn man den Männern eines lassen muss, dann ein Geschick für strategisches Denken, für Opportunismus und für das sofortige, quasi-instinktive Erkennen ihres eigenen besten Nutzens und größten Vorteils (siehe Softies). Daher sollten wir, die wir nachweislich minderbemittelt sind, in eben diesen Bereichen von ihnen lernen. Sie erkannten sofort, was die zielführende Politik für eine Frauenbefreiung ist: die Frauenherrschaft nämlich. Sie kennen sich außerdem selber und wissen, dass Gleichberechtigung für sie ein psychisch unerträglicher Zustand ist: dann schon lieber die Knechtschaft. Wir lernen von den Männern und streben an: die Umkehrung der Machtverhältnisse. Wenn ihr eine moralische Beschönigung braucht: die Frauen können mit Macht dermaßen schlecht umgehen, dass sie sicher angenehmere Tyrannen sein werden als die Männer.
Ermutigt können wir uns fühlen durch eine weitere Begabung der Männer: ihre Fähigkeit, den Wind der Veränderungen zu erkennen. Ihre Aggressivität gegenüber der Emanzipation kündigt deutlicher als jede Analyse, die wir selber durchzuführen imstande wären, unsere guten Siegeschancen an. Die Realisierung dieses Vorhabens ist ein Thema, das den hier zur Verfügung stehenden Platz übersteigt. Wir dürfen daher nur einige Punkte skizzieren, die zur Verwirklichung beitragen werden.
- Jeder Mann, der eine Frau heiraten oder mit ihr zusammenleben möchte, muss vorher in einer halbseitigen Zeitungsannonce eine Selbstdarstellung seiner Person und eine kurze Darstellung seiner Vorstellungen des Zusammenlebens veröffentlichen. Damit ist eine umgehende Einstellung aller Liebesbeziehungen zwischen Männern und Frauen zu erreichen, da solche nur unter der Voraussetzung der schweigenden Duldsamkeit der Frauen und der aktiven Mitwirkung der Frauen an der öffentlichen Beschönigung ihrer Partner und ihrer Beziehung möglich sind. Hat sich ein Mann erst selbst mit all seinen Gedanken öffentlich präsentiert, wird es jeder Frau unmöglich sein, sich öffentlich zu einem Zusammenleben mit ihm zu bekennen.
- Das Verhalten der Männer ist nicht durch Einsicht und Argumente, sondern lediglich durch Strafen und Sanktionen zu verändern beziehungsweise zu zügeln. Wichtiger als Femö, ein Frauensommerlager in Schweden, wo doch nur die Aufgeklärten gemeinsam die Welt beklagen, wären daher Umerziehungslager für Männer. Eventuell kommen ehemalige Militärkasernen dafür in Betracht, obwohl man mit der normalen Strafjustiz beginnen könnte. Ferner ein Ausgehverbot für Männer ab 18 Uhr, da sie sich offensichtlich nach diesem Zeitpunkt nicht einmal mehr die mangelhafte Triebkontrolle der Tagesstunden auferlegen imstande sind. Als Straßenkontrollen können die durch diese Maßnahme freigestellten Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen für vergewaltigte Frauen eingesetzt werden.
Und trotzdem – an Ihrer Stelle würden wir beim Nachvollziehen dieses Schicksals nicht vor Mitleid zerfließen. Der Mann, das glauben wir ganz fest, wird nicht untergehen. Er scheint, ganz im Gegenteil, auch in dieser veränderten Umwelt prächtig zu gedeihen und es zu verstehen, dem Feminismus eine patriarchalische Wende zu geben. Um sich den Aufwand für umerziehbares Männermaterial zu sparen, sollten die vollständig Uneinsichtigen in Reservate ausgelagert werden, wo sie weiterhin den bevorzugten Lebensstil frönen können. Hierfür bieten sich zwei geographische Regionen als Heimatstätten für die letzten Männer an: erstens die Täler der Hmong (obskurer Bergstamm in Nordthailand, beliebt bei männlichen Ethnologen infolge seiner folkloristisch gestalteten Misshandlung von Mädchen und Frauen) und zweitens das gesamte Staatsgebiet von Afghanistan, wo in den letzten Jahren der patriarchalische Stamm der Paschtunen zum Nostalgieobjekt westlicher Männer geworden ist.
Angedeutet sei mit diesem Beispiel nur, dass eine feministische Sozialdiktatur auch viele Perspektiven für die Lösung internationaler Konflikte bietet. In Afghanistan etwa könnte durch die Errichtung einer fundamentalistischen sexistischen Teilrepublik unter Führung der Mullahs nicht nur die Beilegung der Kämpfe erreicht werden, es könnte damit eine Heimat für wildnissüchtige, emanzipationsgebrochene europäische Chauvies geschaffen werden. Und durch die Organisation von Kurzaufenthalten und Führungen von Schulkindern, Pensionisten etcetera könnte auch ein verblichener Aspekt der menschlichen Kulturgeschichte der Menschheit erhalten bleiben.