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Hotspots im Sechzehnten: Das ist OK in OTK!

Ottakring ist mehr als nur Brauerei und Mannerschnitten-Fabrik. Das Leben dort spielt sich außerdem auch außerhalb von Brunnenmarkt und Yppenplatz ab (weswegen wir diese hipsterfizierten Grätzln hier auch bewusst rausgelassen haben). Wo sich’s in OTK für uns abspielt, stellen wir euch hier kurz vor. 

_01. Café Ritter

Alt-Wiener-Kaffeegenuss unterhalb der Gürtellinie. Das erst kürzlich neu übernommene Café Ritter im Sechzehnten beweist eindrucksvoll, dass auch außerhalb von Demel-Town und Sacher-City Kaffeehauskultur gepflegt wird. Seit 60 Jahren gibt es das Café Ritter mittlerweile schon und das obwohl es im Herzen eines Bezirks gelegen ist, der von einer Hopfen-Malz-Blase umgeben zu sein scheint. Daran, dass beim Café Ritter Hopfen und Malz noch nicht verloren ist, glaubte übrigens die ehemalige Bankerin Martina Postl, die im November des vergangenen Jahres das Café übernahm. Im Gegensatz zu all den deutlich bekannteren Innenstadt-Cafés, findet man hier üblicherweise eine eher touristenfreie Zone vor. Da lohnt sich die Gondelei mit dem 2er gleich noch viel mehr.

_02. 10er Marie

Ebenfalls aus der Reihe „Antikes O.T.K.“, die 10er Marie. Obwohl man hier im Gastgarten des angeblich ältesten Heurigen der Stadt sitzt, wirkt hier gar nichts so wirklich eingerostet. Dem Spruch „Wer rastet, der rostet“ kann man sich hier aber problemlos hingeben. Nichts einfacher als das – wenn man hier an einem lauen Sommerabend bei Spritzer und Jause versumpft. Den Namen hat man sich von der damaligen Wirtstochter Marie geliehen. Eh klar. Im Sommer ist es hier schön schattig und die Schattenseiten des Lebens lassen sich hier so gut vergessen, wie nirgendwo anders in Ottakring. Vielleicht sogar wie nirgendwo anders in Wien.

_03. Café Weidinger

Den Gürtel weiter schnallen. Das Weidinger ist aus 3 Gründen ein wirkliches Kaffeehausphänomen: Erstens, sitzt man gemütlich bei einer Melange auf einem der Plüschsessel, bekommt man tatsächlich vom Gürtellärm draußen nichts mit. Zweitens, ist es wohl das am „sanftesten“ renovierte Lokal der Stadt – Veränderungen sind kaum wahrnehmbar – und drittens, schaffte es den Sprung vom Epizentrum für etwas subtilere Drangler zum Hotspot dieser neuen Wiener Szene, rund um Sargnagel und Voodoo Jürgens. Nach hemmungslosen Shopping-Eskapaden und generellem Lebens-Eskapismus in der gegenüber gelegenen Lugner City, empfiehlt sich ein Besuch hier ganz besonders, auch um wieder etwas Ruhe zu finden. Und das mitten am Gürtel – ziemlich beeindruckend!

_04. Das Derwisch

Was das ebenfalls am Gürtel gelegene Donaudelta für die rumänische Küche ist, ist das Derwisch für die türkische. Es ist vor allem die lockere Atmosphäre, die das Derwisch ausmacht und nicht so sehr das Essen selbst – denn, wenn wir ganz ehrlich sind, ist türkisches Essen am Gürtel nicht gerade ein seltenes Vergnügen. Dennoch lohnt sich ein Besuch im Derwisch – vor allem wenn man ihn (vor allem als passionierter Fleischesser) als kleinen Ausflug in die Welt des Vegetarismus begreift. Auch Konzerte gibt es dort mittlerweile.

@ Derwisch/Facebook

_05. Das B72

Der Bogen 72 am Hernalser Gürtel, in Insiderkreisen auch einfach, stark abgekürzt, „B“ genannt, verfolgte einst einen strengen Bildungsauftrag, bei dem es vor allem darum ging Vintage-Adidasjacken tragenden Jugendlichen Gitarrenmusik und ein grundlegendes Verständnis dafür, wie viele Flaschen Vodka Ice der eigene Körper in der Stunde abzubauen vermag, beizubringen. Oder auch eben nicht. Aber dafür gab es ja den unbebauten Bogen nebenan, in dem sich stets ein bunter Fleckerlteppich an Speibereien erstreckte. Wer auf der Bühne tanzte der gehörte zur B72-Hautevolée auch „Bevolée“ genannt. Erste Konzerte, erste Räusche und viele angeblich letzte Male konnte man hier erleben. Auch heute tanzt man hier noch zu Mr. Brightside. Auch wenn man es vor 5 Jahren bereits zum scheinbar letzten Mal getan hat.

@ Yelp

_06. Hühnerparadies und Schnitzelprinz

Wer von Party redet, muss natürlich auch von fettigem Essen reden – und so kommen wir zur gürtelnahen Kulinarik, der man eigentlich einen eigenen Artikel widmen könnte, ja sollte. Egal ob vor oder nach der Party – weil nach der Party, sowieso auch immer irgendwie vor der Party ist – wenn die Fritteuse ruft, dann laufen wir. Auch wenn wir eigentlich gar nicht mehr laufen, sondern nur noch krabbeln können. Als ziemlich gute Anlaufstelle haben sich hier zwei Lokalitäten erwiesen, deren Namen unmittelbar vermitteln, worauf man sich hier einlässt: Das Hühnerparadies in der Thaliastraße und der Schnitzelprinz in der Neulerchenfelderstraße. Wer in diesen beiden Namen eine Brise übertriebenes Selbstbewusstsein vermutet, der hat vermutlich recht. Wer sich allerdings schon ma,l nach einer ausgiebigen OTK-Beisltour, nach einem Stück Fleisch frisch aus der Fritteuse gesehnt hat, der weiß auch, dass das Paradies nie anders ausgesehen hat.