Mode
På Mode (très chic)
Das kollektive Modeverständnis existiert in Österreich nicht. An der Größe des Marktes kann das allerdings nicht liegen – die Dänen schaffen’s doch auch!
Neulich war ich in Kopenhagen, der Hauptstadt von Architektur und Design. Was mir gleich zu Beginn ins Auge stach: Die Dänen sind modisch gesehen nicht so viel anders als wir. Sie sind ähnlich wenig experimentierfreudig und tragen gerne Schwarz. Die Frauen sind kaum geschminkt, die Männer tragen keine übermäßig gestylten Frisuren oder Bärte. Doch modische Fauxpas passieren ihnen eben doch keine. Sie sind durch die Bank vernünftig angezogen. Keine ausgeleierten T-Shirts, keine merkwürdigen Farbkombinationen – summa summarum sind die Dänen ein stilbewusstes Völkchen.
Was stimmt also mit uns Österreichern nicht? Ich habe oft das Gefühl, dass Modebewusstsein mit einem Naserümpfen abgetan wird. Es gilt das Klischee: Modebewusste Menschen müssen oberflächliche Arschlöcher sein! Warum eigentlich? Dass ein intelligenter Mensch sich gut anzieht, tut seinem Geist keinen Abbruch. Einerseits beneiden wir die Italiener für ihre feschen Sakkos und bewundern die Französinnen, weil sie immer très chic sind. Sobald sich aber ein Öster-reicher morgens mit seinem Outfit beschäftigt und seinen Bart pflegt, ist er ein übler Hipster. Und die stylische Frau mit hohen Schuhen und Lippenstift eine blöde Tussi.
Ein kurzer Blick auf die jüngere Modegeschichte verrät: Große heimische Namen wie Helmut Lang setzten sich -immer ins Ausland ab, weil sie hier keine Heimat finden konnten. Das graue Wien der 70er hat in der Architektur längst an Farbe gewonnen, die Mode nicht. Waren wir in den für die modische Entwicklung so wichtigen 60ern und 70ern noch zu sehr „Ostblock“? Lang genug ist’s jedenfalls her.
Es wird wirklich Zeit für ein Umdenken.
Sandra Keplinger ist modisch vor allem durch ihre Zeit in London geprägt, hat aber auch eine Vorliebe für geradlinige skandinavische Designs.