Film & Serie
WIENER des Monats: Fritz Karl – Cowboy und Indianer
Fritz Karl finden wir schon länger cool, er ist seit Jahren ein offizieller Schwarm unserer Redaktions-Girls. Er macht das nicht mit Absicht, lässt er schmunzelnd wissen. Überhaupt lässt sich einer wie er ungern auf einen bestimmten Rollentyp festlegen, was sein Auftritt als „Meiberger“ demnächst erneut beweist.
Text: Franz J. Sauer
„Ich achte sehr darauf, auf keine bestimmte Rolle festgelegt zu werden. Es ist ja genau dieses Cowboy-und-Indianer-Spielen, dieses Unentwegt-in-andere-Charaktere-Schlüpfen, was mir an der Schauspielerei großen Spaß macht.“ Umso größer war die Verwunderung beim Fernsehpublikum, aber auch bei den Produzenten, als er eine seiner ersten Rollen im Fernsehen, die des jugendlichen Liebhabers von Christiane Hörbiger in „Julia – eine ungewöhnliche Frau“ sozusagen am Peak ihrer Popularität abgab. „Danach kam gleich Jennerwein, etwas ganz anderes.“ Mit dem Streifen über den bayrischen Wilderer Georg Jennerwein an der Seite von Christoph Waltz etablierte sich der gebürtige Gmundner („meine Familie und ich, wir leben noch immer am Traunsee, wir schwärmen von hier sternförmig dorthin aus, wohin uns der Beruf treibt“) im ernsten Fach.
Spätestens ab da war Fritz Karl nicht mehr punziert. Und Redakteure und Regisseure, die es sich beim Besetzen ihrer Stereotype leicht machen wollten, blieb nichts anderes übrig, als mit der Besetzung des Publikumslieblings Karl stets neue Wege gehen zu müssen. In der Tat glänzte Karl bislang, egal ob im TV, auf Celluloid oder am Theater, in unterschiedlichsten Rollen. Etwa als Knecht Mario in Allahyaris „Höhenangst“ (für diese Rolle bekam er den Max Ophüls Preis) oder als „Kandlerwirt“ in „Wer früher stirbt ist länger tot“. Sogar in einer Shaolin-Nummer bei „Stars in der Manege“ im Circus Krone trat Karl auf – mit dem nicht unheiklen Feature, durch einen schwertgespickten Reifen springen zu müssen.
Dass Fritz Karl gerne in Kriminalfilmen besetzt wird – einmal als Guter, einmal als Gauner –, ist spätestens seit diversen Tatort-Einsätzen oder dem jüngsten Landkrimi „Der Tote im See“ manifest. Anfang 2018 drehte Karl die Krimiserie „Falk“ ab, in der er einen schrulligen Anwalt („er ist so was wie der John McEnroe unter den Anwälten, ein an sich superschlauer Typ, der aber dauernd Angst hat, dass er Alzheimer kriegt“) gibt. Und von Juni bis September wurde die Servus-TV-Produktion „Meiberger – Im Kopf des Täters“ abgedreht, oder, wie Fritz Karl ob der kurzen Produktionszeit sagt, „mit heißer Nadel gestrickt“.
„Mit einem tollen Cast wie diesem entsteht schnell eine ganz spezielle Groove am Set, da kann sich einiges entwickeln.“
Bei der ambitionierten Großproduktion des Privatsenders kann man durchaus von einer einheimischen Starbesetzung sprechen, neben Fritz Karl sind Kaliber wie Cornelius Obonya, Hilde Dalik (hier im WIENER-Interview), Ulrike C. Tscharre oder auch Otto Schenk am Werk. Gedreht wurde im Salzkammergut rund um St. Gilgen und in Salzburg Stadt, überhaupt definiert Fritz Karl den Plot der Serie als „stark verortet in Salzburg Umgebung.“ Das Vorhaben der Macher, auch in der Besetzungsliste ausschließlich Salzburger zu haben, ließ sich letztlich nicht ganz stringent verwirklichen.
Ist Thomas Meiberger der Salzburger „Mentalist“? „Das wäre etwas hoch gegriffen, auch wenn das vielleicht zu Beginn im Kopf der Redakteure und Autoren herumgeisterte“, so Karl. „Für mich war das Interessante, dass der Kerl zwar ein Gerichtspsychologe ist, aber dauernd übers Ziel hinausschießt, dauernd Sachen macht, die er gar nicht machen dürfte – sonst wäre das Ganze ja auch stinklangweilig, wenn wir ehrlich sind.“ So gut und fokussiert der Psychologe in seinem Job auftritt, so chaotisch wurde sein Privatleben skizziert, da kann es schon mal – ohne allzu viel zu spoilern – vorkommen, dass Meiberger vergisst, seinen Sohn von der Schule abzuholen, weil er mit all seinen Ganglien in einen neuen Fall verwickelt ist.
Meiberger ist eine „sehr österreichische Produktion mit einem tollen, österreichischen Cast, da entsteht schnell eine wunderbare Groove am Set“, lässt Fritz Karl die extrem knapp gehaltenen Dreharbeiten, noch dazu mit zwei Regisseuren (Marcus Ulbricht und Soleen Yusef), Revue passieren. TV-Start ist am 6. November um 20:15 Uhr, eben auf Servus TV. Die Hälfte der Redaktionsmannschaft wird jedenfalls brav genderkonform vor dem Schirm hocken.
Fritz Karl
Karl, 51, wurde einem breiteren Publikum als jugendlicher Liebhaber in „Julia“ bekannt. Seither wechselte er oft das Medium, noch öfter das Genre. Zuletzt fand er sich oft in Krimirollen besetzt. Ab 6. November ist er als Gerichtspsychologe Thomas Meiberger auf Servus TV zu sehen.