KULTUR
So ein Theater!
Alina Fritsch und Sophie Aujesky sind Jungstars der heimischen Theaterbühnen und fest am Durchstarten. Lichtbildner Mato Johannik blickt durch sein Objektiv in die Zukunft der beiden Damen. Und sieht die Doyennes des Jahres 2059.
Fotos: Mato Johannik
Hair & Make-up: Jenny Bladek
Styling: Sammy Zayed
Redaktion: Franz J. Sauer
Location: Krypt Bar, 1090 Wien, Berggasse/Wasagasse, krypt.at
Mit besonderem Dank an Hannah Neunteufel und den Vienna Ballroom als Backstage-Bereich und Garderobe.
Hut: Mühlbauer Vintage
Jacke: Gasperi / via agentur Mostbeck
Top: Givenchy / amicis wien
Hose: Burberry / via Peek & Cloppenburg
Brille: peng! Shop
Ohrringe: bubu Acc
Overall: fuzzi via Mostbeck
Schmuck: vintage
Brille: celine / stylists own
Theater zeigt für Sophie Aujesky immer wieder die Aktualität von Menschlichkeit. Es hat somit einen Bildungsauftrag, und würde sie nicht das Gefühl haben, dass das auch beim Publikum ankommt, würde sie es nicht machen. Generell hat Sophie das Gefühl, dass sich gerade viel ändert. Dass es brodelt, dass die Spannweite vom „schönen Theaterabend“ bis zur völligen Verstörung des Publiums größer wird. Auch, dass sie in den letzten Jahren viel öfter in Männerrollen als in Frauenrollen besetzt wird, ist für sie eine gute Entwicklung, so hat progressives, kraftvolles Theater auch viel mit Feminismus zu tun.
Kleid: M Missoni / Mostbeck
Schuhe: Vigneron / Humanic
Overall: fuzzi via Mostbeck
Schmuck: vintage
Brille: celine / stylists own
Überhaupt werden in letzter Zeit viele Grenzen aufgebrochen, sagt Sophie. Etwa, dass eine Julia nur mit einer zarten, jungen Schauspielerin besetzt werden kann, das ist vorbei. Da tut sich viel, das gibt viel mehr Kraft für Ausbrüche und für Mut. Gerne spielt Sophie Aujesky mit der Company „Sauerteig“ von Helena Scheuba, die sich stark am klassischen Theater orientiert, aber doch auch modern arbeitet. Gespielt wird stets im Bronski und Grünberg, dem Theater von Alex Pschill, das als reine Off-Bühne trotzdem stets für volle Häuser sorgt. In die Zukunft, nicht nur jene des Theaters, blickt Sophie mit einem Urvertrauen darin, dass sich alles irgendwie ausgehen wird, auch wenn das viel Arbeit wird. Und wenn sie als 74-jährige Doyenne im Jahr 2059 auf ihre Karriere zurückblickt, dann will sie sich alles getraut haben, was sie machen wollte. Weil Angst ist immer der schlechteste Grund, etwas nicht zu tun.
Kleid: M Missoni / Mostbeck
Schuhe: Vigneron / Humanic
Alina Fritsch hat die Wahrnehmung, dass das Theater immer weniger gemeinschaftlich wird, sich vom Ensemble-Gedanken entfernt. Was auch mit der Budget-Situation zu tun hat. Es gibt kaum feste, langjährige Engagements mehr, was gleichzeitig bedeutet, dass man mehr auf sich selbst schauen muss. Man wird zum Einzelkämpfer, Trotzdem muss man sich, meint Alina, um das Theater keine Sorgen machen. Die Direktheit des Theaters wird in jedem Fall überleben, das Unmittelbare, Lebendige, dass man dem Darsteller gegenübersitzt, wird durch keine Digitalisierung zu ersetzen sein. Wenn sie dann dereinst mit 69 als Doyenne auf ihre Karriere zurückblickt, wird sie stolz darauf sein, dass sie sich nicht verbiegen hat lassen. Und dass sie der Welt Vertrauen geschenkt und dieses Echo auch zurückbekommen hat.
Mäntelchen: Elfenhaut / Mostbeck
Schuhe: Louboutin
Overall: models own
Bluse: Fuzzi / Mostbeck
Gürtel: Margiela Vintage
Ohrringe: GOG
Alina Fritsch, 29
wurde in Wien in eine Schauspielerfamilie geboren, ihre Mutter ist die Burg- & Kammerschauspielerin Regina Fritsch. Die ihr zunächst eindringlichst vom Schauspielerberuf abriet. Das hat aber alles nichts genützt, nach dem Abschluss der American International School studierte Alina in England an der University fo Warwick Englische Literatur und Schriftstellerei, nahm nebenbei privaten Schauspielunterricht und bekam sofort TV-Rollen, etwa in „SOKO Donau“, „Schnell ermittelt“ oder „Der Winzerkrieg“. 2013 spielte sie in Reichenau die Rolle der Johanna im „Einsamen Weg“ von Schnitzler, 2014 bekam sie die Hauptrolle in „Effi Briest“, von wo sie Karin Bergmann ins Burgtheater engagierte. Ab Frühjahr 2020 spielt sie in der ersten österreichischen Netflix-Produktion „Freud“ neben
Georg Friedrich.
Sophie Aujesky, 33
wurde in Retz im Weinviertel geboren, als Tochter eines Tierarztes und einer Arzthelferin. All die Wünsche der Eltern, was Beruf und Ausbildung betrifft, federte der große Bruder ab, also konnte Sophie ihre „Sponpanadln“ machen. 2009 schließt sie an der Schauspielschule Krauss ab, nebenher hatte sie Unterricht bei Sylvie Rohrer und Gesangsunterricht bei Gerda Rippl, wichtiger Berater war auch der in Retz lebende Peter Turrini. Ab 2009 spielte sie in Klagenfurt, in München, in Graz und in Reichenau, wirkte 2014 an Hilde Daliks Flüchtlinsprojekt „Romeo und Julia freestyle“ mit und spielte sowohl in griechischen Tragödien wie in höchst modernen Stücken. Derzeit ist sie noch als Kassandra im Burghof Klagenfurt zu sehen, als Julius Caesar und in 8 verschiedenen Rollen in Richard III. im Bronski und Grünberg in Wien und ab Herbst auf Tour durch Österreich, Dann übersiedelt sie nach Hamburg und schaut, was diese Stadt so zu bieten hat.