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Was meint man mit „auf den Sack gehen“?

Der Sack, von dem hier die Rede ist, befindet sich meist in der Schamgegend. Allerdings wurde ebendort auch bereits im Mittelalter der ­Geldsack positioniert.

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„Geh mir nicht auf den Sack“ ist in der heutigen Umgangssprache eine andere Redewendung für „auf die Nerven“ oder „auf die Eier“ gehen. Alte Quellen legen allerdings nahe, dass mit der Phrase ursprünglich eher finanzielle Bedenken ausgedrückt wurden. Weil ein Kilt keine Taschen hat, trug etwa der schottische Highlander immer schon den am Schritt platzierten Sporran, einen schmucken Sack aus Tierleder, in welchem er seine Wertsachen verstaute. Ebenso am Schritt angebracht war die mittelalterliche Schamkapsel, eine Erweiterung des funktionellen Hosenlatzes und als solche auch ein Symbol für männliche Potenz, von Kirchenmännern denn auch als „Hosen-Teuffel“ angeprangert. Diese Symbolik verschwand mitsamt der Schamkapsel Ende des 16. Jahrhunderts von der Bildfläche, Geldbeutel waren dortselbst aber weiterhin ersichtlich. Allerdings wird im „Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten“ des Volkskundlers Lutz Röhrich unter „geh mir nicht auf …“ sehr wohl „die Nerven“ bzw „den Wecker“ angeführt, nicht aber „den Sack“. Die Redewendung mit „Sack“ wird denn auch als neue, seit den 1980er-Jahren im Umlauf befindliche „jugendsprachliche Abwehrfloskel“ angesehen, und gemeint ist wohl der Hodensack, der ja bekanntlich bei Dingen, die seinen Besitzer unrund machen, gern runzlig wird.

Quellen: Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Herder Verlag 2009; online: https://www.redensarten-index.de/suche.php