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Gibt es einen Asperger-Bonus?

Ja, das ist nicht auszuschließen. Hinter großen Menschen steht mitunter dieser kleine Autismus. Das nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger benannte Syndrom ist eine Lernschwierigkeit, die ­gelegentlich mit hoher Intelligenz einher geht.

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Das Asperger-Syndrom (AS) ist ein milder Autismus, der weder Intelligenz noch Sprachentwicklung beeinträchtigt. Das Syndrom ist durch Schwierigkeiten bei sozialer Interaktion (z. B. Empathie-Mangel) und nonverbaler Kommunikation (Augenkontakt, Gestik) charakterisiert. Die Merkmale werden bei Zweijährigen offenbar und bleiben ein Leben lang. Das Syndrom wurde nach dem österreichischen Kinderarzt Hans Asperger benannt, der 1944 Kinder in seiner Praxis entsprechend beschrieb.
Bei Menschen mit AS werden häufig außergewöhnliche Interessen und Begabungen registriert. Die üblich erwähnten Verdächtigen: Albert Einstein, Abraham Lincoln, Wolfgang A. Mozart, Bill Gates, Schachgenie Bobby Fischer und, klar, Greta Thunberg. Auch die zeitgenössische Popkultur ist reich an Stars mit AS, Bonus inklusive: Andy Warhols Neigung zu Wiederholungen, z. B., ist ein ikonisches Feature seines Stils. „Es ist faszinierend, wie viel Dinge er machte, die typisch für AS sind“, dozierte die Londoner Autismus-Spezialistin Dr. Judith Gould. Herausragend seine Obsession mit Konsumartikeln.

Schauspieler Sir Anthony Hopkins bekannte, dass ihm sein AS bei der Entwicklung seiner Rollen half. Bob Dylans ominöse Fähigkeit, Buhrufe total zu ignorieren, wird seinem AS zugeschrieben. Der große Japaner Satoshi Tajiri, der als Kind obsessiv Käfer sammelte, bekannte, dass er ohne AS nicht imstande gewesen wäre, Pokemon zu erfinden. Und einen Sonderplatz im Herzen aller Fans hat die schräge TV-Detektivin Saga Norén, dargestellt von der großartigen Sofia Helin, die im Knüller „Bron“ (Die Brücke) die schwierigsten Fälle löst, im zwischenmenschlichen Bereich aber die einfachsten Codes nicht versteht. Wobei wir natürlich ganz auf ihrer Seite sind: Warum sagen die Kerle immer „Willst du einen Drink?“, wenn sie eigentlich Sex ­wollen? Na eben.

Tipp: Die Brücke – Transit in den Tod (2011–2018), vier Staffeln. Auf einem Streamingservice in deinem Computer.