Essen

Kikko, Mann!

Braucht man „eine Sake- und Weinbar mit wechselnden Snacks und internationalem Naturweinangebot“? Wenn sie Wiens Asia-Darlings vom „Mochi“ machen, muss man dazu einfach Ja sagen.

Text: Roland Graf / Fotos: Sandra Jedliczka

Das „Mochi“ in der Praterstraße besitzt die rar gewordene Qualität von Fernsehkrimi-Leichen: „Bei allen beliebt, keine Feinde“. Dafür zählt das japanische Casual-Paradies jede Menge Freunde, unter Gastronomen auch Stammgäste genannt. Sie folgten auch dem als Pop-up geplanten Ableger in der Schleifmühlgasse. Und zwar so eifrig, dass das „Kikko Ba“ zur Dauereinrichtung wurde. Das Lokal, ehedem „Coté Sud“, ist klein und im ­Winter recht zugig. Die ober­österreichischen Parlaments­mitarbeiter neben uns halten ­dennoch eisern die Stellung am luftig-kühlen Eingang. Denn sie haben eine Reservierung bekommen. Das ist selten im „Kikko Ba“. Allerdings ist es ebenso selten, dass ein Wiener Speiselokal um 17 Uhr jeden Tisch vergeben hat.

Lieber zur Unzeit Köstlichkeiten essen als darauf verzichten, ist die Devise. Recht haben sie! Dass Lamm-Faschiertes nicht nur vom Türken-Griller schmeckt, demonstriert Chefkoch Simon Kotvojs mit seiner Teigtaschenfülle (8,50 Euro). Für Zinshaus-sozialisierte Kreisky-­Ära-Kinder liegt ein Teil des Spaßes schon in der offenen Küche von Kotvojs und Co. – man riecht, was es zu essen gibt. Gewöhnen muss sich das Gemeindebau-Kind lediglich daran, dass man Essstäbchen-Literacy voraussetzt. Der Gabel-Ersatz im Pommes-Picker-Format tut’s aber auch. Genau so, wie die erquickende Grapefruit-Limo mit ­Five-Spice-Dröhnung alle tröstet, die mit Weinen fremdeln, die „Tochter Rot“ oder „Spring­break“ heißen. Und Schremser Bier geht sowieso immer. Da muss der Naturwein halt ­mitunter durch!

Wie gut – perfekte – Mayon­naise schmeckt, lehrt einen ausgerechnet ein Salat im „Kikko Ba“. Dass die mit Algen und Kräutern aufmunitionierte Sauce Salatherzen mit einem rauchigen Randl vom Grill (6,30 Euro) ziert, gefällt auch Carnivoren. Und lässt uns zum „Baumtest“ kommen. Der ist zwar lediglich im Freundeskreis des Autors weltberühmt (speziell bei Herrn Baum) und besteht in der alle sonstigen Küchendetails vernachlässigenden Frage: „Wofür ist der Meister“? Dem zu Grunde liegt die Theorie des Test-Namensgebers, dass jeder Koch eine Spezialdisziplin hat. Nun, im konkreten Fall darf man die Saucen als ein Highlight ­ansprechen. Die wunderbare „Mojo Rojo“ etwa ist dem ­Oktopus-Arm, den sie be­gleitet, durchaus ebenbürtig an Wohlgeschmack.

Feinste Abstimmung liegt auch der Schärfe zu Grunde. Das Chili-Topping des Hummus wäre ein Beispiel dafür. An sich eher auf der zitronigen denn der knofeligen Seite geparkt, erhält der Kichererbsen-Gatsch so Kante. Wer sein Langos letschert mag, wird das dazu gereichte „Bing-Brot“ lieben. Schon klar, dass sich mehr PR-Assistentinnen als Eisenbieger in die Schleifmühlgasse begeben. Aber ­dieses Brot gäbe auch ein ­herrliches Schwerstarbeiter-­Frühstück ab!

KIKKO BA
Schleifmühlgasse 8, A-1040 Wien, Dienstag bis Sonntag 17–22 Uhr (Küche), Drinks gibt’s bis 23.30 Uhr, www.kikko.at

Preise: 9,80 Euro ist oberes Preislimit (z. B. für die Peanut-Miso-Ripperl). Lässt man die Edamame mal beiseite, startet der Spaß bei 5,50 Euro (Humus mit Bing-Brot).
Pflichtkauf: „Sando“, Japans höhergelegte Antwort auf die Schnitzelsemmel (9,80 Euro) oder die currysatten Erdäpfel „Patatas
bravas“ (6,60 Euro).
Ideal für: „Mochi“-Fans, die im Vierten wohnen, und alle, die Fusionsküche toll finden.
Leistungskoeffizient: 85
Preisband: 86