AKUT

Araki – Lust und Verlust

Manfred Sax

SM-Fotografie war lange das Markenzeichen des Fotokünstlers Nobuyoshi Araki. Eine sentimentale Reise – Foto­dokumente seiner Frau Yoko bis zu ihrem Ableben – steht im Zentrum einer Araki-Ausstellung in der Wiener ­Albertina. Hingehen!

Fotos: The Jablonka Collection

Eines seiner Schlüsselbilder zeigt eine Schnecke auf ihrem Weg über die Lippen einer Vagina. Darin steckt der ganze Araki: Die Vagina als Pforte, durch die du ins Leben trittst; die Schnecke als Vorschau auf den unvermeidlichen Tod, mit dem du für das Kriechtier interessant wirst. Life/Self/Tod waren und sind die Themen des 1940 in Tokio geborenen Nobuyoshi Araki, denen er sich anfangs per Reportage näherte. Als er in den 1970er Jahren seine spätere Gattin Yoko traf, begann er sich auf Zwischenmenschlichkeit zu fixieren. Anfangs für seine SM-Fotografie berühmt (geliebt, gehasst, umstritten), war fortan seine Frau das herausragende Model, von der Hochzeitsreise (Buch: „Sentimental Journey“) bis zu ihrem frühen Tod (1990, Buch: „Winter Journey“). Dazu Araki: „Ich fand Trost darin, sowohl Lust als auch den Verlust zu demaskieren.“ Als Yoko nicht mehr war, gab es später die Katze Chiro, deren Leben und Tod (2010) praktisch vor Arakis Kamera ablief. Die Serie „Sentimental Journey (1971-2010)“ mit den Pro­ta­go­nisten Yoko und Chiro steht im ­Mittelpunkt der aktuellen Araki-Ausstellung der Albertina Modern, die noch bis Ende August läuft.

Info: The JABLONKA Collection © Nobuyoshi Araki, Albertina Wien, bis 29.8.2021.