AKUT

#wiengoals: Beim Würstelstand anschreiben lassen

Sarah Wetzlmayr

Endlich ankommen. Endlich anschreiben lassen.

von Sarah Wetzlmayr

Wenn man von einer Stadt in eine andere zieht, kriecht irgendwann einmal die Frage in einem hoch, wann man denn nun wirklich auch dort angekommen ist. Woran kann man festmachen, dass man nicht mehr als sperriger Fremdkörper den Lauf der Dinge einer Stadt unterbricht?

In Wien gibt es einige Möglichkeiten festzustellen, ob man sich schon als Teil des oft zähen Wiener Einheitsbreis mausern konnte oder immer noch, ohne sich dessen bewusst zu sein, die Eingänge der Bim blockiert. Level 10 hat man bestanden, wenn man beim Würstelstand anschreiben lassen darf. Das bestätigt ganz eindeutig das Gefühl von letzter Nacht, als es dann tatsächlich so weit war. Ein Gefühl also, kein Meldezettel, den man nach gefühlt 3 Stunden Wartezeit beim Bezirksamt endlich in der Hand hält und den man in die Tasche stopft, bevor man sich im Beisl ums Eck das verdiente Feierabendbier reinstellt.

Es ist genau dieses Beisl, in dem man ein paar Monate später ein bisschen zu viel Geld ausgibt. Nämlich genau so viel, dass man am Heimweg, beim Würstelstand des Vertrauens, die Käsekrainer nicht mehr bezahlen kann, die sicher stellen soll, dass man es am nächsten Tag in die Arbeit schafft. Es hängt also in diesem Moment ziemlich viel von der Gutmütigkeit des Würstelstandbetreibers ab. Der Moment in dem man die Geldbörse öffnet und genau das feststellt – nämlich, dass das letzte Bier, erstens sowieso und zweitens wegen des nicht mehr vorhandenen Cashflows eines zu viel war, ist furchtbar unangenehm. Kaum zu glauben also, dass er nur 10 Sekunden später zu einem der schönsten werden kann, den man in dieser Stadt jemals erlebt hat. Nämlich dann, wenn der Würstelstand-Betreiber einen ohne die Miene auch nur eine Spur in Richtung Freundlichkeit zu verziehen, anbietet die Käsekrainer erst beim nächsten Mal zu zahlen. Dann ist man irgendwie angekommen – und zwar nicht (nur) bei einem BMI der über der Norm liegt, sondern hier, in dieser wundervollen Stadt.