Interview

Im Wordrap: Christian Strasser

Anneliese Ringhofer

Er spielt gerne Schurken und Mörder, mimt aber auch mal den Kieberer oder schlüpft in tragikkomische Rollen: Christian Strasser über die Herausforderungen des Schauspiel-Studiums bei Elfriede Ott, warum die Schauspielerei manchmal kein Beruf für Erwachsene sei und was es mit seinem Schweinsbratenfetisch auf sich hat. Und dann erzählte er uns noch einen Witz.

Steckbrief
Name: Christian Strasser
Geboren: 23. Mai 1975
Aufgewachsen: Vöcklabruck / OÖ
Wohnort: Seit 1995 in Wien
Beruf: Schauspieler, Regisseur, Sänger
Augenfarbe: blau

Was ist die Herausforderung beim Spielen eines Mörders?
Als Verdächtiger unverdächtig zu wirken und trotzdem verständlich machen, wie‘s soweit kommen konnte.

Womit hat dich Elfriede Ott im Rahmen des Schauspielunterrichts am meisten genervt?
Dass sie es künstlerisch nicht verantworten konnte, mich ins Engagement zu lassen. Hab‘s trotzdem getan.

Weshalb hat sie dich am meisten gelobt?
Für meinen Mut. Oder so. Zu lange her.

Du stehst als Musiker und als Schauspieler auf der Bühne – wie nimmst du dich jeweils selbst wahr?
Als Sänger interpretiere ich unsere eigenen Sachen. Als Schauspieler bin ich Mittler zwischen Autor und Publikum.

Warum schaust du Filme, in denen du mitspielst?
Zur Kontrolle. Wenn ich schon Hundertausenden zumute mir zuzusehen, muss ich da selbst auch durch!

Wer ist dein größter Kritiker?
Ich selber. Weil immer noch mehr geht.

Die Rolle deines Lebens und warum?
Eigentlich immer die, an der ich aktuell arbeite. Weil Leben und Beruf sich vermischen.

Die bislang skurrilste Situation auf einer Bühne oder beim Filmdreh?
Zu viele Situationen. Neulich kam ich ans Set und meine erste Aufgabe war, meinen Kopf in den Kopierer zu legen und Grimassen zu schneiden. Mein erster Gedanke: Eigentlich kein Beruf für Erwachsene.

Bester Ort, um Texte einzustudieren?
Mein Sofa, Kaffeehaus.

Welches Publikum liebt dich?
Das gute.

Auf welchen/r Bühne/n möchtest du in 50 Jahren stehen?
Auf keiner mehr. Mit 92 muss alles gesagt sein.

Wann empfindest du Nervenkitzel?
Die Augenblicke bevor man bei einer Premiere oder einem Konzert raus in die Manege muss.

Wann stellt es dir die Haare auf?
Bei fadem, eitlem und schlechtem Theater.

Wer oder was macht dir gute Laune?
Rapidsieg, geile Kollegen.

Damit erübrigt sich meine Frage: Austria oder Rapid?
Wäre ohnedies eine beleidigende Frage. Es zieht sich um meine Brust das grün und weiße Band.

Langeweile empfindest du wann?
Nie. Wirklich nie.

Hast du schon mal jemanden verpfiffen?
Ich pfeife nur im Stadion.

(c) Moritz Schell

Worüber würdest du im Speakers‘ Corner im Londoner Hyde Park gerne sprechen?
Warum noch immer alle 5 Sekunden ein Kind verhungern muss und Menschen im Mittelmeer ersaufen.

Welche/r Musiker/in oder/und Schauspieler/in begleitet dich seit Jugendtagen an und warum?
Die Guten. Schauspieler sind Kollegen geworden und immer wieder überraschen mich andere Musiker …

Warum wird dir als Musiker dieser Bandname gerecht: Christian & Michael und die Emotionale Rock & Showband?
Einfach anschauen! Live zu spielen, verlangt die höchste Ehrlichkeit und Musik ist der direkte Weg zum Herzen. Das ist emotional und unsere Unbeholfenheit, Gefühle auszudrücken, ist eine Show. Eine Katharsis für uns und das Publikum. Nachher ist man geheilt von seinen Schmerzen.

Kaffee mit Milch und Zucker?
Schwarz. Ich akzeptiere ihn, wie er ist.

Tschick oder Mehlspeise dazu?
Leider zwei Tschick.

Was an dir ist oberösterreichisch?
Schweinsbratenfetisch.

Vöcklabruck – hat dich was gelehrt?
„Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd“ Ich glaub, der Spruch ist von Buffalo Bill. Und dass eine Kleinstadt einfach klein ist.

Was hat Wien, was andere Städte nicht haben?
Die Menschen, die ich liebe. Schmäh. Übersicht. Rapid.

Was machst du an einem freien Tag?
Nix. Narrenkastlschauen.

Erzähl uns bitte einen Witz …
Pubertierendes Kamelmädchen fragt die Mama: Duu, wir sind zwar eh urschön, aber warum haben wir so einen unförmigen Höcker am Rücken?
Naja, wenn wir durch die Wüste gehen und uns verlaufen, verdursten andere Tiere und wir haben noch einen Vorrat Wasser dabei und überleben bis zur nächsten Oase.
Aha – und ich mein, wir haben eh voll schöne Beine, aber so hässliche, große Füße. Warum?
Naja, wenn wir durch die Wüste gehen und in gefährlichen Sand kommen, gehen andere Tiere unter und wir spazieren gemütlich wie mit Schneeschuhen darüber.
Aha – aber warum haben wir zwar schöne Augen, aber so hässliche, lange Wimpern, kaum zum Daschminken?
Naja, wenn wir in einen Sandsturm kommen, werden die anderen Tiere blind und verlaufen sich und wir können ohne Sand in den Augen weiter spazieren.
Aha – aber warum, Mama, brauch ich den ganzen Scheiß in Schönbrunn?

 

 

Christian Strasser
Der gebürtige Oberösterreicher hat Mitte der 90er-Jahre am Konservatorium der Stadt Wien bei Schauspiel-Doyenne Prof. Elfriede Ott studiert. Er stand bereits auf der Bühne des Volkstheater Wien, Rabenhoftheater, Schauspielhaus Wien, Graz und Salzburg, der Festspiele Stockerau u.a. Zu sehen ist er außerdem in diversen Kino- und TV-Filmen, wie etwa „Licht“ von Barbara Albert (Kinostart 3. 11. 2017), „Das ewige Leben“ von Wolfgang Murnberger, „Bad Fucking“ von Harald Sicheritz, „Tag und Nacht“ von Sabine Derflinger. Oder in Krimis, wo er mal den Mörder, mal einen Kieberer spielt: „Vier Frauen und ein Todesfall“, „SOKO Donau“ oder „SOKO Kitzbühel“. Im Herbst hat er Episodenhauptrollen in „Schnell ermittelt“ und „SOKO Kitzbühl“ und steht am Set des Kinofilms von Rupert Henning „Wie ich lernte, bei mir selbst Kind zu sein“, eine Romanverfilmung von André Heller. Als Musiker ist Strasser Mitglied der „Christian & Michael und die Emotionale Rock & Showband“.

Termine:
4.10. 20h im TAG Christian & Michael und die emotionale Rock-+Showband unplugged
6.10. 21.30h herbst.wort.lieder Festival in Pinkafeld
31.10. 20h Halloween Konzert in der Local Bar in Wien
8.-10.10. Theaterperformance in Krumpendorf und Lehrtätigkeit am diverCITY-lab Wien

Fotos: (c) Moritz Schell