Ton-Meister Tonis Tisch-Schmuck

Was im großen „Schmalztopf“ doch für Wein reifen kann!

„Fürchterlich zu reinigen sind sie“, plauderte Daniela Vigne aus dem Nähkästchen, als wir letztes Jahr über eines der ungewöhnlichsten Weinbehältnisse Österreichs sprachen. Denn statt Edelstahl, Eichenholz oder Beton vertrauen Vigne und Toni Söllner ihren Roten Veltliner einer Mischung aus Ton, Quarz und Feldspat an, die Hausfrauen unter dem Namen Steingut kennen. Schmalz oder Rumtopf lagerten dazumals in der „Speis“ in diesem Material. Was einen biochemischen Grund hat, denn das Material schützt vor Lichteinfall und Oxidation.

Für den Wein aus den Gösinger Steingut-Tanks, der auf den passenden Namen „irden“ hört, ist vor allem letzteres relevant. Denn bei allen Versuchen heimischer und internationaler Winzer, mit wenig bis keinem Schwefel im Wein auszukommen, überzeugten bislang nur jene, die keine Oxidationsprobleme hatten. Beim „irden“, soviel sei vorweggenommen, werden selbst Bio-Skeptiker und Minimalschwefel-Spötter überzeugt.

Ähnlich wie Bernhard Ott, ebenfalls am Wagram beheimatet, bei seinem Amphoren-Wein hat auch Söllner nur die besten Trauben für das „Experiment“ verwendet. Denn den Berg-Eisenhut gab und gibt es auch in Flaschenfüllung, allerdings entgeht einem dann die elegante Steinzeugflasche. Nachhaltigkeit bedeutet eben auch, das Gebinde nicht über den Umweg Container zu recyclen, sondern im Haushalt. Wundern Sie sich also nicht, wenn in manchen Haushalten 2013 sommers Wasser in einer Flasche mit der Aufschrift „irden“ serviert wird.

Was den Inhalt anbetrifft, duftet der Rote Veltliner bereits herrlich reif, Birnensaft, Honig, feine Pfirsichnoten, später dann auch die Exotik von Ananas und Banane machen neugierig auf den Wein. Der zeigt am Gaumen viel Würze, einen ganzen Korb gelber Früchte, aus denen schwer eine heraus zu schmecken ist, Das sortentypische Mandelaroma kann man in Form einer leicht cremig-nussigen Form, die an Italiens „Amarettini“-Kekse erinnert, ebenfalls entdecken. Vor allem die feine Mineralität – Berg-Eisenhut hat Schotter und Silikat zu bieten – gibt dem vollmundigen, aber keineswegs alkohollastigen Wein Struktur, die beträchtliche Länge komplettiert den Eindruck, dass hier alles vorhanden ist. Im Sinne unserer LeserInnen wurde zwar schon jetzt verkostet, lagern kann man den „irden“ aber nicht nur wegen seiner Steinguthülle schon noch zwei Jahre.

 

Bezugsquelle

Weingut Soellner, Roter Veltliner „irden“, € 22.- ab Hof, www.weingut-soellner.at