Roland Düringer: Düringers Reise zum Ich

Er spricht mit Pflanzen, schläft im Indianerzelt und wettert gegen Autos. Schauspieler Roland Düringer hat ein völlig neues Leben entdeckt. Wie, erzählt er im WIENER.

Roland Düringer sieht aus wie eine Leiche. Sagt er selber. Das Gesicht ist schmal geworden, die Oberarme dünn. Er hat abgenommen. Auffällig schnell. Statt 77 Kilo wog er plötzlich nur noch 64. Sein Gewichtsverlust wurde zum Tuschel- Thema: „Der Düringer hat Krebs – so wie der ausschaut“. Selbst seine Mutter war verwundert: „Die glaubt, ich hab‘ jetzt komplett einen Schuss, ich bin bei einer Sekte und die Welt geht unter.“ Tut sie natürlich nicht, die Welt, die dreht sich nach wie vor. Nur hat der Düringer sein Tempo verändert.

Der einst autonarrische Benzinbruder hat sich zum bekennenden Autoholiker inklusive geglücktem Entzug gewandelt. Und er hat, ähm ja, gelernt, mit Pflanzen zu sprechen. „Du lebst auf einer Wiese, umgeben von Wald. Irgendwann nimmst du einmal ein Samenkorn und steckst es in die Erde. Und auf einmal hast du eine reiche Ernte. Alle anderen Dinge enden irgendwann, aber ein Garten ist in gewisser Form für die Ewigkeit, weil er in einen großen Kreislauf eingebunden ist.“ Gedanken wie von Mahatma Gandhi, eine völlig neue Facette des Kabarettisten und Schauspielers.

Erkenntnisse wie diese setzten etwas in Bewegung und inspirierten den Düringer, der seit 19 Jahren in der Nähe von Böheimkirchen lebt, zu der kabarettistisch angehauchten Gartensendung „Der wilde Gärtner“. Die schlummert beim ORF schon geraume Zeit in den Schubladen (mutierte auf Video bereits zum Hit), wird aber im Frühjahr 2011 nun endlich doch ausgestrahlt. Zum Jamie Oliver des Gärtnerns will er nicht werden. Das wär‘ zu fad, zu bequem – zu einfach. Düringer hat sich schlicht entschlossen, nicht mehr nur auf den breiten, bequemen Autobahnen des Lebens zu fahren, sondern auch auf schmale Feldwege abzubiegen, sich überraschen zu lassen, den Moment zu genießen, den Moment zu leben.

Er schläft lieber im Tipi oder im Wohnwagen vor seinem Haus, um der Natur ein Stückchen näher zu sein. Er genießt es, seine Arbeit flexibel zu gestalten und sich bei Schönwetter aufs Motorrad zu schwingen. Früher liebte Düringer es, über Straßen und Wiesen zu fetzen. An die 200 Motorräder hat er in seinem Leben schon „verbraucht“. Heute tuckert er genussvoll durch die Gegend, um sich an den Schönheiten der Natur zu erfreuen. „Ich fahr mit langsamen, schwerfälligen Motorrädern, was ich mir früher nie hab vorstellen können. Da hats nur das Rennleder gegeben.“ Fragt man ihn nach der Anzahl seiner heißen Eisen, erhält man nur ein verschmitztes: „Es sind wahnsinnig viele!“

Seine zahreichen Autos hat der trockene „Autoholiker“ fast alle hergegeben, versteigert für einen guten Zweck. Für den Besitzer eines Daihatsu Sirion und eines Fiat Scudo ist das „Wohnzimmer auf vier Rädern“ ein Virus, der die Gesellschaft befallen hat. Er findet es krank, dass Städte für sie und nicht für Menschen gebaut werden. „Ganze Ortsstrukturen haben sich durch das Auto zerstören lassen.“ Er hatte immer größte Freude mit „Fetzenautos“: verbeult, eingehaut und rostig. „Das ist Freiheit. Da ist dir alles wurscht. Mit einem nigelnagelneuen, polierten Auto hast du nur Feinde. Wir haben die Gabe, uns das Leben schwer zu machen. Es sind nie die Dinge, die böse sind, sondern immer nur unsere Vorstellung davon, dass diese Dinge nicht so sein dürfen.“

Info

Roland Düringer: geboren am 31. Oktober 1963 in Wien. Düringer ist Schauspielschüler bei Herwig Seeböck und startet seine Karriere in der Kabarettgruppe „Schlabarett“ (u. a. mit Alfred Dorfer). Bekannt ist er aus Kino- und TV -Filmen wie Muttertag, Kaisermühlen-Blues, Hinterholz 8, MA 24/12, Poppitz, sowie aus seinen Kabarettprogrammen „Die Benzinbrüder“, „Einzelstück“ u. a. Sein neues Programm (seit Anfang Oktober) heißt „ICHEinleben“. Ab 21. Oktober ist Düringer im Kinofilm „3faltig“ zu sehen. Im Frühjahr 2011 startet im ORF seine Gartensendung „Der wilde Gärtner“. Düringer ist verheiratet und hat eine Tochter. www.dueringer.at