Julia Hartmann:Die Vielseitige

Stark, kämpferisch und – zerbrechlich. Schauspielerin Julia Hartmann im ganz besonderen WIENER-Porträt.

In einem Moment posiert sie selbstbewusst vor der Kamera, um sich im nächsten in ihrer nackten Vollkommenheit dem stillen Betrachter hingebungsvoll auszuliefern. In manchen ihrer Blicke schimmert eine gewisse Unverdorbenheit, so als müsse sie erst ihren Platz im Leben finden. Dann ist sie wieder ganz Grande Dame, eine Frau, die das Leben stark gemacht hat. Und dennoch, eine gewisse Melancholie schwingt immer mit, als hätte sie mit ihren jungen Jahren schon so manchen Schmerz ertragen. Die deutsche Schauspielerin Julia Hartmann ist sexy Vamp und Unschuldsengel zugleich – keine Frau, die sich so einfach kategorisieren lässt.

Als Kind wollte Hartmann Tänzerin werden, so wie ihre Mutter. Mit 11 erhielt sie ihre erste Rolle. Mit 16 verließ sie die verhasste Schule und ging zunächst als Hospitantin nach Hamburg ans Theater, anschließend auf die Schauspielschule. Beim sechsten Anlauf wurde sie in Bochum genommen. „Man darf sich auf keinen Fall entmutigen lassen. Ich kenne Leute, die sprechen 20 mal vor.“

Vorbild hat die 25-Jährige keines, aber sie ist ein großer Fan von Sophie Rois und Birgit Minichmayr. Nicht verwunderlich, wenn man weiß, dass sie eine bekennende Österreich-Liebhaberin ist und sich bei jeder Gelegenheit mit ihrer Freundin im Wiener Slang unterhält. „Vor Wienern wär’s peinlich, aber vor den Deutschen funktioniert es super.“ Hartmann kommt so gerne hierher, dass sie sich vorgenommen hat mindestens einmal im Jahr eine Produktion bei uns zu machen. Mit dem Kinofilm „3faltig“ (mit Roland Düringer) ist ihr im Vorjahr schon gelungen. Mit ihrer Rolle als GoGo- Tänzerin Mona kann sich Julia gut identifizieren. Beide genießen das Singen und Tanzen vor Publikum – so sehr, dass sie einer Popstarkarriere nicht abgeneigt wäre, unter Augenzwinkern. Presseberichte verschlingt sie, auch die negativen. „Es interessiert mich, wie die Leute von mir denken. Ich hab das Gefühl, ich geh an sowas nicht kaputt. Es ist eh alles so vergänglich.“

In Wien spielte Hartmann vor drei Jahren an der Burg in „Romeo und Julia“ die Julia – ihre bisher größte Rolle, wie sie meint. Was ihr liegt? „Ich bediene sehr gerne Extreme, große Emotionen.“ Offen gibt sie zu, dass eine große Traurigkeit in ihr steckt. Vielleicht, weil sie mit 15 ihre Mutter verlor. Oder weil vor kurzem ihre fünfjährige Beziehung – „meine erste große Liebe“ – in die Brüche ging. Dennoch hat die Berlinerin nicht verlernt, die Dinge heiter zu nehmen – ein Grund, warum sie uns Österreichern so sympathisch ist. „Ich will niemals meinen Humor verlieren. Er hat mir schon so oft ‚das Leben gerettet‘.“ Julia Hartmann ist facettenreich: stark, kämpferisch und gleichzeitig so zerbrechlich. Und Shakespeare würde sagen: „Leidenschaft gibt Kraft, Zeit weist die Wege.“