Italienischer Kaffee-Vergleich für daheim

Geschmacksache: Ist man der Triest- oder der Neapel-Typ?

Die Limited editions, mit denen Nespresso seine Kunden immer wieder überrascht, sind auch als Versuchsballon zu sehen, wohin der Publikumsgeschmack geht. Der fast provokant intensive „Kazaar“ etwa wurde wieder ins Programm genommen, weil die Fangemeinde ihn „vehementissime“ einforderte. Die ab 8. April erhältliche Edition kommt als Doppelpack und eröffnet eine interessante Möglichkeit. Einerseits weil man Puristen nun auch die letzte Ausrede der Kapselverweigerung raubt („Kaffee muss italienisch sein“), zum anderen, weil der Trinker selbst gefordert wird. Nämlich, seinen Geschmack näher zu definieren. „Napoli“ und „Trieste“, die Verbeugung vor Italiens wichtigsten Kaffeestädten, gibt es nämlich auch als Doppelpack. Degustation in der Teeküche, Diskussionen im Pausenraum und Duelle um den besseren Kaffee im Meetingraum sind ausdrücklich erwünscht.

Ganz dem Service-Charakter verhaftet, sei also verraten, was die beiden limitierten Italiener können. Für alle Nicht-Monarchisten vorweg ein wenig Geschichte: Nur in Triest hatte die Wiener Kaffeehauskultur auf italienischem Boden einen guten Stand. Und bis heute, lang nachdem auf den kaiserlichen Docks (zentrumsnahe und dennoch heute ein Schandfleck) der Rohkaffee anlandete, dreht sich die Stadt um die Bohne. Lernen wir also gleich auch die eigene Terminologie, die in der Hafenstadt das Kaffee-Bestellen verkompliziert: „Nero“ wäre der Espresso, anderswo an der Bar schlicht „caffé“ genannt. Kommt ein Schuss Milch dazu, heißt es „capo“, neckisch im Glas serviert, wird der „capo in b“ daraus. Dafür eignet sich auch der „Trieste“ in der Kapsel bestens; mit seinem Haselnuss-Duft (der brasilianische Anteil) und der leichten Säurenote (Kolumbien). Äthiopiens blumiger und der besonders ausgewogene peruanische Kaffee sind weitere, einzeln geröstete Bestandteile des reinen Arabica. Mittlere Kraft und eine erfrischend-säurige Note, die an hellen Tabak erinnert, wie der Triestiner Luigi del Piccolo beim Verkosten anmerkte, liefern einen ausgewogenen Blend. Auch die „Tigratura“, um das schöne Lob für die Crema, wenn sie perfekt ist, zu zitieren, gefiel dem Kafffemaschinen-Sammler aus Triest.


Mit einer Intensität von 11 auf der Nespresso-Skala bildet sich hingegen das, was man im südlichen Italien unter Kaffee versteht, deutlich im „Napoli“ ab. Die typische stärkere Röstung bringt eine dunkle Tasse hervor, deren sirupartiger Charakter vom indischen Kaffeeanteil im Blend herrührt. Tabak-Würze im Duft geht ebenfalls auf das Konto der Bohnen aus Mangalore, „eine Hommage an die vom Monsun gewaschenen Kaffees des britischen Empires“, wie Kaffee-Einkäufer Alexis Rodriguez erläutert. Damit es keine Studie in reiner Bitterkeit wird, sorgt die muskatig-blumige Note äthiopischen Kaffees für einen Gegenpart im Blend. Kolumbianischer Kaffee und etwas vietnamesischer Robusta-Anteil runden die Mischung ab. Der „Napoli“ stellt einen wieder auf die Beine, um es in aller Kürze zu sagen. Vor allem, wenn man dem neapolitanischen Brauch folgt, das Glas Wasser vor dem „caffé“ zu trinken. Der reine Gaumen nimmt die Wucht dann so richtig schön wahr. Aber wie gesagt: Entscheiden zwischen „rot“ (Napoli) und „grün“ (Trieste) muss jeder Kapselverwender selbst.



Bezugsquelle: Doppelpack „Trieste“ und „Napoli“, EUR 8,40 in den Nespresso-Boutiquen bzw. überwww.nespresso.com