Filmstart: „Nymphomaniac 2“ mit gleich viel Sex, aber mehr Brutalität

Lars von Trier lässt im zweiten Teil von Nymphomaniac Charlotte Gainsbourg wieder das Psychogramm einer Sexsüchtigen offenlegen. Mit Trailer.

Nymphomaniac 1“ (2013) des dänischen Regisseurs Lars von Trier handelte von unbändigen Fantasien und ungebändigter Lust einer Sexsüchtigen. Fakt ist: Im zweiten Teil, der nun in die Kinos kommt, wird es für empfindsame Gemüter nicht gemütlicher. In „Nymphomaniac 2“ geht es sexuell genauso wild wie im ersten, aber um einiges brutaler zu.

Denn die Nymphomanin Joe (Charlotte Gainsbourg) lässt sich darin etwa an ein Sofa gefesselt den Hintern mit einer Peitsche versohlen – und zwei dunkelhäutige Fremde streiten in einem Hotelzimmer darum, wie sie die Frau rannehmen, die in ihrer sich immer weiter steigernden Lust inzwischen „bis zu zehn sexuelle Befriedigungen am Tag“ braucht. Wie im ersten Teil herrscht kein Mangel an erigierten Penissen und nackten Brüsten – nur kommen geschundene Pobacken und lädierte Gliedmaßen dazu.

Inhalt

Kurz zurück zum Anfang, zum ersten Teil: Der Junggeselle Seligman (Stellan Skarsgård) sammelt die verprügelte Joe eines Winterabends in einer Gasse auf, nimmt sie mit nach Hause und lauscht fortan ihrer Lebensbeichte. Ihre Anekdoten über Samenergüsse nutzt der belesene Eigenbrötler zu philosophischen Ergüssen – und umgekehrt. Ein Präludium von Bach inspiriert Joe zum Vergleich mit ihren Liebhabern: „drei Stimmen, jede mit eigenem Charakter, aber in kompletter Harmonie“.

Im bildgewaltigen „Nymphomaniac 2“ vollendet Lars von Trier seine künstlerische Collage. Und setzt auf unbehaglich-düstere Weise das Psychogramm einer Sexsüchtigen fort, das er auf sorglos-jugendlichere Art begonnen hatte. Wo Joe in Part Eins mit einer Freundin in einem Zug auf Männerjagd geht, wird sie in der Fortsetzung von ihrer Sucht zerfressen und treibt immer tiefer in den (auch kriminellen) Abgrund. Alle Versuche, sich von dem Schicksal als Nymphomanin zu lösen, sind zum Scheitern verurteilt: „Ich liebe meine dreckige, schmutzige Lust.“ Charlotte Gainsbourg mimt dabei wunderbar intensiv eine hadernde, gierig-verzweifelte Joe, die durchs Lebens stolpert und nicht gerettet werden kann. Am Ende fällt ein Schuss.

Während auf der Berlinale im Februar erstmals Lars von Triers eigene, über fünf Stunden lange Hardcore-Version des kompletten Films über die Leinwand lief, bekommen Kinobesucher jetzt „nur“ den gekürzten zweiten Teil mit weniger, aber immer noch reichlich nackter Haut zu sehen. Wenn sie ihn denn sehen wollen.