AKUT
Männerpflanze im WIENER W426 – Der Gummibaum
Gib Gummi! Warum die Brasilianer sauer und Charles Goodyear Schnuller, Kondome und Autoreifen zu verdanken sind.
Text: Sandra Bachl / Foto – Teaser: Maximilian Lottmann
Ja, er ist wieder modern. Der liebe Gummibaum. Hatte er seine erste Hochblüte zu Omas Jugendzeiten, so hält er derzeit erneut Einzug in heimische Wohnzimmer. Große, glänzende, immergrüne Blätter, moderates Wachstum bis ungefähr zwei Meter und wenig Wasserbedarf machen ihn zu einem beliebten Begleiter jedes Einrichtungsstils. Und zu einem ganz besonderen, denn in seinen Adern fließt Kautschuk, der Rohstoff zur Gummiherstellung. Im Alter zwischen fünf und 25 Jahren wird die Baumrinde angeschnitten und die austretende Flüssigkeit gesammelt. Danach stellt der Baum die Saftproduktion ein und wird für die Möbelindustrie verwendet.
Nicht so bekannt wie der Gummibaum, aber aus Ertragsgründen Hauptlieferant, ist der Kautschukbaum aus Amazonien. Erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt, erhöhte sich die Nachfrage nach der Entdeckung der Vulkanisation durch Charles Goodyear im Jahr 1839 enorm und führte zur Anlage unzähliger Plantagen. Die Brasilianer verdienten so gut, dass sie nicht wussten, wohin mit dem Geld.
1876 gelang es aber dem Abenteurer Henry Wickham – verbotenerweise –, einige Kautschuksamen zum Anbau nach Malaysia zu schmuggeln. Mit dem Ergebnis, dass die brasilianische Wirtschaft stinksauer war und Asien jetzt rund 90 Prozent des Weltbedarfs liefert. Auch wenn vieles heute schon aus synthetischen Stoffen gemacht wird: Ohne Kautschuk gäbe es keine Reifen, Operationshandschuhe, Matratzen, Kondome, Kinderschnuller, Motorlager und Dichtungen. Es wäre kein technischer Fortschritt möglich gewesen, denn man hätte Maschinenteile weder abdichten noch elastisch verbinden können. Der Gummibaum ist der Wegbereiter der industriellen Revolution.
Infoporn – Gummibaum:
Preis: ab 9 Euro
Verbrauch: ½ Liter
Leistung: bis ca. 2 Meter
Motor: Ficus elastica
Treibstoff: Zimmerpflanzenerde
Extras: immergrün; Sonne bis Halbschatten
Sandra Bachl
Die Garten- und Landschaftsgestalterin plant und realisiert pflegeleichte Gärten und Dachterrassen. Für den WIENER stellt sie Monat für Monat Männerpflanzen vor, die Jungs auch wirklich überleben. designamsee.at