Mode

Men of Stil: „Sir“ Hans Schmid

Jakob Stantejsky

Hans Schmid hat als Geschäftsmann viel erreicht, sein Wirken trägt eine klare Handschrift. Er besaß mit der GGK die siebentgrößte Werbeagentur der Welt, startete 1980 mit Gert Winkler den WIENER neu, ist als Winzer erfolgreich und machte aus dem STEFFL Wiens einzigen Modetempel mit internationalem Flair. Schmid selbst kleidet sich stets klassisch. Neben dem Erfolg seiner Unternehmungen eine weitere Konstante.

Foto: Susi Einzenberger / Interview: Alex Pisecker / Location: Sky Bar/Restaurant im STEFFL The Department Store, Kärntner Straße 19, 1010 Wien

Wann hatten Sie die ersten Berührungspunkte mit Mode und durch wen und wie kamen diese zustande?
Meine Mutter kam aus Südtirol und trug hauptsächlich Dirndl, jedoch empfahl sie mir stets, in strapazierfähige Kleidung zu investieren. Als Student trug ich Handstrickwesten, auch von der Mutter gemacht, und Cordhosen. Manchmal fuhren wir am Wochenende nach Tarvis, da kaufte ich mir sogenannte „Röhrlsalatstecher“ – so bezeichneten wir diese spitzen Schuhe, die waren sehr modern. Später, durch meine Geschäftspartner – unter ihnen Licona und Palmers –, hatte ich permanent Berührungspunkte mit der Modeindustrie.

Wie würden Sie Ihren persönlichen Stil definieren?
Als selbstbestimmt und anlassbezogen. Ich bin nicht der Typ, der panisch irgendwelchen Modetrends folgt. Ich halte es klassisch. Im Büro trage ich grundsätzlich Sakko, Langarmhemden und manchmal auch Jeans, gegebenenfalls Anzüge. Ich war ein Pionier der „Krawattenlosigkeit“. Für Anlässe kleide ich mich immer entsprechend, das verlangt der Respekt gegenüber dem Gastgeber. Privat trifft man mich auch in roten oder grünen Hosen, im T-Shirt und Sneakers an.

Haben Sie Lieblingsstücke und welche sind das?
Ich habe eine Lederjacke, die ist über 40 Jahre alt, die hab ich mir damals in Villach gekauft. Ganz klassisch – von Lumberjack – mit Strickbündchen und Knöpfen. Meist nehme ich sie auf Reisen mit, meine Frau schimpft dann immer ein bissl mit mir, weil sie schon etwas abgetragen aussieht. Aber eine Lederjacke verlangt nach Patina.

Sie besitzen STEFFL The Department Store, hatte diese Anschaffung mit Mode zu tun oder war es eine rein wirtschaftliche Überlegung?
In meinem Leben hat immer der Zufall eine entscheidende Rolle gespielt. So war es auch beim STEFFL. Bei der Konsum-Pleite entwickelte die GGK einen Werbeprospekt für dessen Verkauf. Die hatten damals Österreichs größte Kaufhäuser in den besten Lagen. Nach einem kurzen Gespräch mit einem Verantwortlichen – wir standen beim Kopierer – setzte ich mich ins Auto, überlegte kurz, rief Rudi Humer bei Palmers an, und wir beschlossen, die Häuser zu kaufen. Palmers stieg später wieder aus und ich behielt mir den STEFFL. Beim Wein war es genauso. Ich habe 2001 mitten im Nussberg das Rote Haus erworben mit insgesamt 3,6 ha Weingarten. Da habe ich immer wieder dazugekauft, und 2006 hat mir dann Franz Mayer sein Weingut Mayer am Pfarrplatz angeboten. Und dann haben wir auch gleich den Pfarrwirt mitgenommen. Wir bewirtschaften heute 74,2 ha in Wien in den besten Lagen.

Sie nennen Wiens feinsten Modetempel Ihr Eigen, kaufen Sie bei sich selbst ein? Und – lassen Sie sich beraten oder wissen Sie immer gleich, was Sie wollen?
Ich geh zum STEFFL, weil wir wirklich alles haben, was man braucht – von der Unterwäsche bis zum Maßanzug. Ich kaufe allerdings gezielt. Als ich noch die GGK hatte, bin ich bis auf Samstag jeden Tag im Flieger gesessen und habe mir ein Prinzip anerzogen: Ich muss mich im Finsteren anziehen können, und alles muss passen. Manchmal schlendere ich durch den STEFFL, dann seh ich was, das mir gefällt. Unsere Mitarbeiter sind erstklassig geschult und beraten mich kompetent.

Für wie wichtig halten Sie Nachhaltigkeit in der Mode-(Textil)Industrie und was tun Sie persönlich dafür?
Bei uns im STEFFL gibt es keinen einzigen Artikel, der unter human-ökologisch kritischen Umständen produziert wurde – man braucht sich nur unsere Labels anschauen. Abgesehen davon wird es ab 2020 die Initiative „STEFFL Vienna Organic“ geben. Dabei handelt es sich um ein neues Eigenlabel. Hier werden wir vorerst mit organisch angebauter Baumwolle – in weiterer Folge dann Cashmere – arbeiten und zwar mit einem Unternehmen aus Ecuador, das schon seit 1994 nach Grundsätzen von handwerklicher Leistung kombiniert mit sozialer Verantwortung und hoher Lebensqualität am Arbeitsplatz ein Zeichen setzt. Wir hoffen, dass viele Menschen diese Initiative des Steffls honorieren, aber wie die Italiener so schön sagen: Tra il dire e il fare c`é di mezzo il maré. (Zwischen sagen und tun ist die Mitte des Ozeans). Wir haben im STEFFL eine weitere Initiative, die sich Buddy & Selly nennt. Man bringt uns seine ausgemusterte Designer-Mode (auch wenn sie nicht von uns ist) und bekommt einen STEFFL Gutschein dafür.

Personal
Hans Schmid wurde am 2. Juni 1940 in Villach geboren und studierte an der Hochschule für Welthandel in Wien. Nach kurzer Zeit als Anzeigenverkäufer und Vertriebsleiter bei der Kronen Zeitung gründete er 1965 seine erste Werbeagentur, 1972 folgte die GGK. Von 1989 bis zum Verkauf im Jahre 2000 entwickelte er die GGK im Alleingang zur siebtgrößten Werbeagentur weltweit.1980 bis 2000 war Schmid Eigentümer des WIENER, weitere Verlagsgründungen folgten, bis Schmid 2002 sein Medienimperium verkaufte. Ab 1998 investierte Schmid in die Sky Bar und in das Sky Restaurant im STEFFL.

Seit 2001 kümmert sich Hans Schmid auch um den Weinbau. Aus den Beteiligungen an den Gerngross-Kaufhäusern aus der Konsum-­Pleite, die er jedoch 2007 wieder abstieß, behielt sich Hans Schmid den STEFFL The Department Store. Den Link zu Kärnten symbolisiert sein Hotel Parks in Velden. Zusätzlich fungiert Hans Schmid als Präsident der Vienna Capitals, die neben Rapid und der Austria bezüglich der Zuschauerzahlen zu den „Big Players“ des Landes zählen.

Hans Schmid trägt:
Anzug: STEFFL (Maßanzug) „Made to Measure“, Hemd: Eton, Gürtel: Scheer, Schuhe: Crockett & Jones, Socken: Falke, alles bei STEFFL The Department Store, Stecktuch vom Schneider in Villach!