STIL

Man of Stil – Wolfgang Fifi Pissecker

Anti-Hektiker: Schon im Teenager-Alter gründete Wolfgang Fifi Pissecker mit drei ebenfalls wohlbekannten Jungs die mit Sicherheit erfolgreichste Kabarett-Formation dieses Landes: Die Hektiker. Der Sohn des leider schon früh verstorbenen ORF-Journalisten Walter Pissecker überzeugt neuerdings als zwielichtige Figur „Anatol“ in der Erfolgsserie „Die Vorstadtweiber“.

Foto: Maximilian Lottmann / Interview: Alex Pisecker

Wer hat Dich modisch beeinflusst?
Ich hab mich schon recht früh für Mode interessiert. In meiner Jugend gab es die Popper, die trugen Lacoste-Polos – solche Klamotten hab ich aber nie bekommen. Meine Mutter definierte Modefragen über meinen älteren Bruder – ich musste alles nachtragen. So hat sich mein Modebewusstsein gezwungenermaßen in Desinteresse aufgelöst. Die Bühnenkostüme der Hektiker waren mir wesentlich wichtiger als meine Privatkleidung.

Wie würdest Du Deinen Stil beschreiben?
Leger, unkompliziert, lässig. Understatement ist mir wichtig. Die Aufmerksamkeit hole ich mir über die Bühne oder das Fernsehen.

Wie stehst Du zu Nachhaltigkeit in der Modebranche?
Nachhaltigkeit ist wichtig, jedoch im textilen Bereich enorm schwierig umzusetzen. Es gibt keine verlässlichen Zertifizierungen, die eine human-ökologisch einwandfreie Herstellung garantieren. Man kann sich nicht auf die Informationen am Etikett verlassen – „Made in Italy“ bedeutet noch lange nicht, dass der Artikel dort produziert wurde.

Wie würdest Du den Stil der ÖsterreicherInnen beschreiben?
Ich habe den Eindruck, den ÖsterreicherInnen is das eher wurscht. Es gibt eine modebewusste Schicht – dem Rest ist die Optik egal. Ich kaufe keine Designerklamotten – ich schau in einem Sakko von Armani nicht besser aus als in einem günstigeren. Grundsätzlich sollte man sich altersadäquat kleiden. Mittfünfziger mit Bierbauch in einer Skinny-Jeans gehen gar nicht.

Gehst Du alleine einkaufen?
Am liebsten geh ich alleine einkaufen, maximal zweimal pro Jahr und zwar in ein Einkaufszentrum am Dienstag oder Mittwoch um 10 Uhr, weil da nix los ist. Ich kauf dann einmal alles. In jedem Shop such ich mir eine Verkäuferin – an dieser Stelle übrigens großen Dank an das freundliche, kompetente Verkaufspersonal in diesem Land – dann ist das zumindest für ein halbes Jahr wieder erledigt.

Was trägst Du am liebsten?
Am liebsten trage ich Wanderschuhe mit orthopädischen Einlagen, die benötige ich aufgrund meiner Senkfüße. Meine Mama hat immer schon gesagt: Bei Schuhen und Zähnen darf man nicht sparen. Hemden mag ich gern, außen getragen und mit aufgekrempelten Ärmeln. Dazu Jeans. Meinen einzigen schwarzen Anzug trage ich nur bei Hochzeiten und Begräbnissen.


Personal
Seit Wolfgangs Geburt 1965 in Wien Hernals wohnten die Pisseckers in Perchtoldsdorf, wo „Fifi“ auch jetzt noch lebt. Der Spitzname stammt übrigens aus der Schulzeit – aufgrund eines Overflows an „Wolferln“ im Klassenzimmer – wurde er zu „Fifi“. Im Gymnasium Mödling gründete er 1981 mit seinen Freunden Mini Bydlinski (wurde später durch Viktor Gernot ersetzt), Florian Scheuba und Werner Sobotka „Die Hektiker“. Fifi or­ganisierte Lokale und Theater für die Auftritte – anfangs mussten die Eltern noch für die Mieten bürgen. Vier Jahre später, sie waren gerade mal 20, engagierte Hans Peter Heinzl die Gruppe für sein K.u.K Theater an der Wienzeile. Von da ab ging es richtig los. Das Ergebnis: Unzählige Tourneen durch Österreich und Deutschland, TV, eine Comedy-Serie für den WDR, zwei Gold- und eine Platin-Langspielplatte, insgesamt über 5000 Live-Auftritte und so weiter.

Natürlich fanden nebenbei auch noch etliche Soloprogramme statt, oder wie jetzt die Wienerlied-Abende mit Tini Kainrath unter dem Motto „Wienerisch gredt, ­gspüt und gsungan“. (Infos: www.pissecker.com) Außerdem dreht Fifi momentan für die Kult-Serie „Die Vorstadtweiber“, hier mimt er den etwas dubiosen Charakter „Anatol“. Ab September 2019 wird die 4. Staffel auf ORF I ausgestrahlt, zur Zeit laufen die Dreharbeiten für Staffel 5.


Jeans: H & M, Hemd und Gilet: New Yorker, Schuhe: Humanic, Uhr: Longines, Armband: aus Ibiza, Halsband: Anhänger Jakobsmuschel von seiner Jakobsweg-Wanderung 2009 und Anhänger Türkis aus Spanien.