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Gruppenbild – Die letzten Hellraiser

Mit US-Schauspieler Rip Torn (88) starb der letzte würdige Vertreter einer „Hellraiser“ genannten Spezies – einem elitären Zirkel von Männern, die wussten, wie man sich unvergesslich daneben benimmt.

Fotos: Getty Images

Ein Hellraiser ist ein rarer Typus Mann. Er ist – erstens – ein weltberühmter Charismatiker, der sich – zweitens – alkoholische Exzesse gibt. Drittens kann er selbst stockbesoffen fehlerfrei Shakespeare zitieren. Ein Mitgrund, warum etwa Who-Drummer Keith Moon – der immerhin seinen Rolls-Royce im Swimmingpool parkte – nie ein waschechter Hellraiser war und der Alk-geeichte Colin Farrell nie einer sein wird (angeblich kann er „Shakespeare“ nicht einmal buchstabieren). Mit Rip Torn biss unlängst der letzte wahre Hellraiser ins Gras. Folgend eine Memory Lane.

Rip Torn (1931– 2019). Der letzte Hellraiser, Rip wie „reißen“, Torn wie „zerrissen“. Passt. Er hatte immer Gründe für Wutausbrüche, zum Beispiel hatte er die Rolle für Easy Rider abgelehnt, die Jack Nicholson berühmt machte. Und er gab so lange Gas wie kein anderer. Noch 2010 wurde er 79-jährig straffällig, weil er betrunken und bewaffnet in eine Bank einbrach. Seiner Begründung („Ich dachte, ich sei zu Hause.“) wurde kein Glaube geschenkt.

Tipp: „Der Mann, der vom Himmel fiel“ (1976) by Nicolas Roeg, mit David Bowie und Rip Torn. Als DVD (eBay) und im Stream (YouTube)

Richard Burton (1925–1984). Testosterontriefender Waliser Schauspieler, der alles spielte, was hohe Gagen brachte. Berühmt ist er bis heute kraft seiner ehelichen Ausritte mit Liz Taylor, die er „Miss Tits“ nannte. Aufgrund eines Sagers, mit dem er seine Ehekriege quittierte („I was born to raise hell.“), gilt Burton als Begründer des Begriffs „Hellraiser“.

Peter O’Toole (1932–2013). Filmstar (Lawrence von Arabien et al) und „Sir“ unter den Hellraisern. Legendär: Als ihm der Wirt eines Pubs in Irland sperrstundenbedingt einen Drink verweigerte, zückte O’Toole das Scheckbuch, kaufte das Pub und soff weiter. Tags darauf ließ er den Scheck sperren. Freunde wurden sie dennoch, als der Wirt starb, pilgerte der Schauspieler zum Grab und heulte. Nur, um dann festzustellen, dass er am falschen Grab geheult hatte.

Dennis Hopper (1936–2010). Kultfigur seit Easy Rider und lebenslanger Hellraiser, wenngleich er den Alkohol immer mit Kokain verdünnte. Legendär: In Texas legte er sich einst substanziell bedient in einen mit Dynamit-„Kerzen“ gesäumten Sarg und forderte die Anwesenden auf, ihn zu sprengen; natürlich erfolglos. Worauf er sich noch einmal schneuzte und nach Mexico fuhr und nackt im Dschungel verschwand.

Oliver Reed (1938–1999). Hier nur seine Zeche anlässlich seines tödlichen Herzinfarkts während der Dreharbeiten zu „Gladiator“: 8 Krügel Bier, 12 doppelte Rum, eine halbe Flasche Whiskey. Grund war ein Wetttrinken mit den Matrosen eines Kriegsschiffes.