Buch

Fasolt Prackner ist nicht zu fassen

Seit geraumer Zeit geistern diverse Gedichte, Haikus und literarische Skizzen durch das Internet, die einem gewissen Fasolt Prackner zugeschrieben werden. Doch wer ist dieser Literat mit dem ungewöhnlichen Namen und noch ungewöhnlicheren Werk?

Die Internetrecherche bringt einen auch nicht weiter, weder einschlägige Literaturverzeichnisse noch Wikipedia wissen Bescheid. Lediglich eine gut gepflegte Facebookseite wirft regelmäßig neue Informationen und Teilstücke des offenbar beträchtlichen Œuvres von Fasolt Prackner aus. „Diese Seite beschäftigt sich mit dem Leben und Wirken des Literaten Fasolt Prackner“ gibt es da zu lesen, und dass er offensichtlich schon länger verstorben ist. Vor allem Journalisten, Musiker, Illustratoren und sonstige österreichische Kreative scheinen Fans des – nun ja – ungewöhnlichen Literaten zu sein. Vor Kurzem ist der Gedichtband „Mondlicht auf den Gletschern vor Antwerpen“ aufgetaucht – nur vereinzelt, nicht im Buchhandel gelistet und, da als Privatdruck der ominösen „Edition Macht Nix“ gekennzeichnet, auch nicht zu kaufen. Ein Blick hinein eröffnet dem Leser ein unterhaltsames Vorwort, das eine Hintergrundgeschichte zu den folgenden gut 150 Gedichten liefert. Anarchistisch aufgezählt, bar jeder lyrischen oder prosaischen Form, finden sich hier heitere, derbe, nihilistische oder einfach nur völlig zusammenhanglose Verse. Sie lassen den Leser fröhlich glucksend oder ratlos schweigend zurück. Große Kunst? Dekonstruktive Literatur? Oder am Ende doch nur das subversive Kunstprojekt eines schrägen Kollektivs? Man weiß es nicht so genau …

Fasolt Prackner, Mondlicht auf den Gletschern vor Antwerpen. Gedichte. Erschienen bei Edition Macht Nix 2019, Privatdruck; www.facebook.com/FasoltPrackner