Motor

Hilft Mitdenken für die anderen?

Jakob Stantejsky

Es ist der Klassiker in der Zweiradwelt. Eben noch sportlicher Freizeitfahrer oder mehr, und ab dem Zeitpunkt, an dem Nachwuchs ins Haus steht, wird das ach so geliebte Hobby an den ­Nagel gehängt.

Ob das tatsächlich notwendig ist oder nicht, muss ­jeder Biker für sich selbst entscheiden. Was aber die ewige Phrasendrescherei in Richtung Gefahr am Motorrad und fehlender Puffer betrifft, muss man meiner Meinung nach auch sich selbst im Sattel an die Kandare nehmen und sich fragen, was man eigentlich selbst als Fahrer zur Minderung der zweifellos größeren Gefahr am Motorrad für einen Beitrag leisten kann.

Eines ist natürlich klar: Wenn es denn mal kracht, ist der Kollateralschaden am Zweirad größer, als wenn einen zwei Tonnen Blech und Stahl umgeben. Doch bin ich seit nun mehr als 25 unfallfreien Jahren am Motorrad der Meinung, dass das Minimieren des Risikos sehr viel mit Selbsteinschätzung und vor allem Mitdenken für ausnahmslos alle anderen Verkehrsteilnehmer zu tun hat. Wer vorausschauend fährt und – leider ist das notwendig – immer von der schlimmstmöglichen Reaktion anderer Verkehrsteilnehmer ausgeht, der kann das Risiko, selbst zum Unfallopfer zu werden, bis zu einem gewissen und durchaus hohen Prozentsatz minimieren. Diese Meinung stößt oft auf Kritik, vor allem bei Menschen, die nicht der Fortbewegung auf dem Zweirad mächtig sind. Wer sich selbst vernünftig einschätzt, sich der Fähigkeiten seines Zweirads bewusst ist und vorausschauend offenen Auges durch die Welt fährt, der ist zwar nicht unverwundbar, doch durchaus besser geschützt als Leute, die nach dem Aufsetzen des Helms das ­Gehirn ausschalten. Dass es jeden noch so guten Fahrer treffen kann, das wissen wir alle, aber das Risiko lässt sich minimieren.


Gregor Josel
Herausgeber dieses Magazinwerks sowie Auto- unad Motorradexperte. Fährt mit allem, was nur ansatzweise über einen Motor verfügt.