Meinung

Friss oder, nein, und stirb!

Ich komme aus einer Familie, in der sich immer alles um Verbrennungsmotoren drehte. Mein Vater flog Jets, meine Onkels hatten Auto­häuser, ein anderer Onkel war Spediteur und fuhr in den 70ern mit 40-Tonnern nach Saudi-Arabien. Einer meiner Cousins besitzt einen Rennstall und ist in der GT-Serie mit Lamborghini erfolgreich. Und zu guter Letzt bin ich auch noch mit dem Chefredakteur des größten österreichischen Mobilitätsmagazins verheiratet.

Also was soll ich sagen? Schwierig. Was fasziniert mich an Autos: Das Design, hauptsächlich das von Ami-Geschwüren aus den 60ern und 70ern, die zeitgenössischen Modelle scheinen häufig inzestuös zu sein, die schauen einander alle ähnlich. Natürlich der Sound, vor allem der von V8-Maschinen, vielleicht auch noch die Farbe, da gibt’s hin und wieder recht interessante Töne. Es ist ähnlich wie in der Mode, Atemberaubendes war schon lang nicht mehr da.

Und nun kommt noch die Sache mit dem Strom dazu, die mich allerdings wenig interessiert. Meinen Einfluss darauf, mit welchem Auto ich in Zukunft unterwegs sein darf, halte ich für marginal. Der Markt wird von E-Autos und deren Derivaten bestimmt sein, und etwas anderes wird es vielleicht nicht mehr geben. Frei nach dem Motto: „Tue Buße, du hast bis nach deiner ersten Midlifecrisis diesem Planeten ohnehin schon viel zu viel zugemutet, du widerliches Arschloch!“

Man wird also gar nicht erst gefragt werden, ob man E-Autos schlecht findet. Eigentlich ganz wie in der Mode: Versuch mal, einen schmal geschnittenen schwarzen Rollkragenpullover zu erwerben, dessen Länge bis zum Hüftknochen reicht; Oder gar so etwas Verwegenes wie eine schwarze Strickwickelweste. Definitiv unmöglich. Diktate in der Mode lauten heute: Das gibt es jetzt nicht, weil es jetzt was anderes gibt – das hat dir zu gefallen, also kauf gefälligst das! Mich lässt das Gefühl nicht los, dass dieser Modus sich in viele Aspekte meines Lebens einschleicht. Selbst entscheiden oder gar aussuchen, das war mal. Schlecht? Die Frage stellt sich nicht mal mehr.


Elvira Trevira
Fashion is her profession. Sie kolumniert im WIENER und bloggt unter: BLOG-MAG.NET