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Traumhafte Geisterstunde

Gibt es so etwas wie Patriotismus bei Games? Schwer zu sagen, aber im Fall von „Ori and the Will of the Wisps“ ist er schwer angesagt, denn es ­handelt sich um Teil zwei des märchenhaften ­Überraschungserfolgs made in Austria!

Text: Markus Höller / Fotos: Hersteller

Wir erinnern uns: Als im Jahr 2015 das vom österreichischen Indie-Label Moon Studios entwickelte und von Xbox Game Studios vertriebene Spiel „Ori and the Blind Forest“ erschien, überschlugen sich die Fachpresse und das Publikum vor Lob. Kein Wunder, denn das raffinierte, aber dennoch auch für völlige Computerspielneulinge zugängliche Spiel kann locker mit vergleichbaren Titeln wie beispielsweise „Journey“ oder „Little Big Planet“ mithalten. Vor allem die aufwändig inszenierte Grafik auf Basis der leistungsfähigen Unity-­Engine, eine der Hauptvisionen von Moon Studios, stellte im ­Zusammenwirken mit der Steuerung und der akustischen Untermalung ein echtes Novum dar. Trotz oder gerade wegen dieser außerordentlich ungewöhnlichen Umsetzung konnte sich „Ori and the Blind Forest“ so schnell als Benchmark für die Fähigkeiten der Xbox One etablieren. Speziell auf 4K-HDR-Ausgabegeräten ist die Wucht und Brillanz der Grafik ein echter Showstopper.

Mit etwas Verspätung geht nun der Nachfolger, „Ori and the Will of the Wisps“, an den Start, und dank des klug gewählten Releasetermins, quasi Off-Season, richten sich alle Blicke der Games-­Community (speziell die der Xbox-Zocker) auf den kleinen Waldgeist Ori, der erneut spannende Abenteuer bestehen muss. Das Spielprinzip bleibt gleich, gewisse Änderungen wurden aber dennoch vorgenommen. So muss man sich dank Autosave keine Gedanken mehr um manuelle Speicherpunkte machen, Ori selbst wird im Laufe des Spiels über ein Shard-System aufgepimpt. Generell nimmt das Spiel erneut einige Anleihen bei den Klassikern Rayman und ­Metroid, ohne aber von der grundsätzlichen Erzählstruktur und der schon erwähnten zauberhaften optischen und akustischen ­Präsentation abzuweichen. Zur Handlung gibt es eigentlich nur zu sagen: Es gibt auch eine Welt jenseits des Nibel-Walds, aber nach wie vor bleibt der immersive Weg voller Eyecandy das eigent­liche Ziel des Spiels – auch wenn man dabei sehr viel mehr über den Ursprung von Ori erfährt. ­Ergänzend zur Story wurde das Game um den so genannten Spirit Trials Modus erweitert, hier kann man unabhängig von der Hauptstory spezielle Levels gegen die Uhr spielen, sich mit Highscores am Leaderboard verewigen und diverse Rewards im Spiel abstauben. Eine nette Dreingabe, die vor allem Casual Gamer und/oder ehrgeizige Hobby-Speed­runner für Ori begeistern wird.

Die Spielmechanik selbst ist ein wenig mehr actionorientiert als beim Vorgänger und erinnert phasenweise etwas an RPGs, speziell bei den beeindruckend inszenierten Bosskämpfen. Die ständig auszubauenden Fähigkeiten und Waffen von Ori können dabei unterschiedlich angelegt werden und unterstützen so den individuellen Spielstil. Aber im Grunde bleibt die grundsätzliche DNA des Spiels – ein Jump ’n’ Run bzw. 2D-­Plattformer – vollkommen erhalten. Erfreulicherweise ist „Ori and the Will of the Wisps“ durch das Xbox-Play-Anywhere-Modell auch für Windows-10-Besitzer spielbar und entfaltet auch auf Laptops und PCs – entsprechende Grafik­unterstützung vorausgesetzt – seine Magie in 4K.


Ori and the Will of the Wisps
Entwickler: Moon Studios
Publisher: Xbox Game Studios
Erschienen für: Xbox One, PC
Engine: Unity
Spieler: Singleplayer