Film & Serie

„7500“: ein Kammerspiel

Eine deutsch-österreichische Koproduktion mit einem echten A-List-Hollywoodstar in der Hauptrolle? Alles ist möglich, wenn der Regisseur schon mal für einen Oscar nominiert war!

Foto: Luna Filmverleih

Der deutsche Drehbuchschreiber und Regisseur Patrick Vollrath, Schützling des großen Michael Haneke, ließ 2016 mit seiner Oscar-Nominierung für den Kurzfilm „Alles wird gut“ aufhorchen. So etwas bleibt in den USA natürlich nicht unbemerkt, und so konnte Vollrath in ­seinem Langfilm-Debüt keinen Geringeren als den wandel­baren Hollywood-Star Joseph Gordon-Levitt für die Hauptrolle verpflichten. Und das macht sich in dem sonst durchwegs mit deutschen Schauspielern besetzten Flugzeugdrama „7500“ durchaus bezahlt, denn der erfahrene Mime trägt in dem klaustrophobischen Thriller den Film über weite Strecken alleine.

„7500“, das ist der ICAO-Notfallcode für eine Flugzeugentführung, also „Kriminelle Personen in der Pilotenkanzel“. Auf einem Routineflug von Berlin nach Paris verschaffen sich Terroristen mit improvisierten Waffen kurzfristig Zutritt zum ansonsten hermetisch verriegelten Cockpit und verletzen den Kapitän (Carlo Kitzlinger, ­übrigens in seinem zivilen Leben tatsächlich Ex-Linienpilot!). Co-Pilot Tobias (Gordon-Levitt) kann sich zwar wieder unbedroht im Cockpit verschanzen und die ­Behörden über eine bevorstehende Notlandung informieren, doch da entwickelt sich vor der Türe ein Geiseldrama. Oberstes Gebot bleibt jedoch, den Terroristen den Zugang zum Cockpit zu verwehren …

Das auf engstem Raum, fast ausschließlich am ­Arbeitsplatz der Piloten stattfindende Kräftemessen zwischen Entführern und Pilot verdichtet das aus diversen U-Boot- und auch Flugzeugdramen bekannte beklemmende Rezept noch mehr und präsentiert sich als intensives Kammerspiel (pun intended), das vor allem in der ersten Hälfte des Films – mit dem bewussten Verzicht auf grafische Gewalt und Musikuntermalung – ­geradezu Hitchcock-artige Spannungsmomente erzeugt. Im weiteren Verlauf des Films verliert sich „7500“ etwas in erwartbaren Plot-Twists und einem mitunter platten Psycho-Schlag­abtausch, der vor allem aufgrund der flachen Charaktere etwas unglaubwürdig wirkt. Das mag aber auch der noch fehlenden Erfahrung von Vollrath mit abendfüllenden Filmen zu tun haben. Dennoch ist „7500“ ein gut gemachter und auch dank einer soliden Performance von Gordon-Levitt ein grundsätzlich fesselnder Genrefilm, der den Vergleich mit Hollywood-­Produktionen nicht scheuen braucht. Und falls die anfänglichen Szenen am Berlin Airport manchen Lesern eigenartig bekannt vorkommen: Ja, BER ist immer noch nicht fertig …


7500, Produzenten: Maximilian Leo, Jonas Katzenstein, Regie: Patrick Vollrath, Hauptdarsteller: Joseph Gordon-Levitt, Verleih: Filmladen, Start: 10. 1. 2020