STIL

Grandmaster – Eberhard Forcher

Jakob Stantejsky

Man kennt Eberhard Forcher. Nicht nur als den Anführer der legendären New-Wave-­Formation Tom Pettings Hertzattacken, die unbedingt bis zum Himalaya gehen wollte. Er moderierte und prägte unzählige Ö3-Sendungen, seit Oktober ist er, wie wir finden, endlich at home, Baby. Nein, nicht dort. Bei Superfly!

Foto: Maximilian Lottmann, Interview: Alex Pisecker, Location: Albert, Albertgasse 39, 1080 Wien, albert.bar

Welchen Stellenwert hat Mode in deinem Leben?
Als Person des öffentlichen Lebens trägt Mode auch zu dieser Rolle bei. In meiner Branche kann man durchaus auffallen. Es macht Spaß, Kleidung gezielt dafür einzusetzen. In letzter Zeit lobt mich meine Frau, die sehr modeaffin ist, auch häufiger für meine Wahl. Einzig in Anzügen fühle ich mich weniger zu Hause, obwohl sie mir gefallen.

Eberhard Forcher trägt:
Jacke: Zara aus Barcelona, Jogginghose: Adidas, Black Basic Shirt, Boots: Camper aus Venedig, Basecap: Like a Boss

Gab es Musiker, die dich modisch beeinflusst haben?
David Bowie. Seine Outfits waren auf jede seiner musikalischen Phasen abgestimmt. Auf einem Foto trug er eine Art Karottenhose. Als ich 72 das erste Mal in London war, fand ich tatsächlich so ein Teil in ­Kariert. In Lienz trug ich die Hose kombiniert mit einem ärmellosen langen Katzenfellmantel, den ich am Dachboden eines Freundes aufstöberte, drunter ein Union-Jack-T-Shirt. Was soll ich sagen – Lienz war noch nicht reif dafür.

Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Er ist ein Mix aus lässig und auffällig – gutes Schuhwerk ist ein „Must“.

Mistest du deinen Schrank ab und zu aus?
Hin und wieder – und zwar harsch und gnadenlos, danach fühl ich mich super. Ich versuche, meine Garderobe auf das Essenzielle zu reduzieren.

Gibt es Kleidungsstücke, an denen du besonders hängst?
Mein erstes Designerstück (ich glaube, auch das einzige) war eine Hose von Dolce & Gabbana die ich vor 25 Jahren plus in einem Outlet in der Toskana erstanden habe – sie passt übrigens wieder! Es handelt sich um eine Cordhose, schmal geschnitten, in schimmernden Brauntönen – sie hat mich durch viele Lebenssituationen begleitet.


Personal
Bis 1978 gestaltet sich Eberhard Forchers Leben (* 1954 in Lienz) in geordneten Bahnen. Er wird vorerst Lehrer. 1979 macht er sich nach San Francisco auf und entdeckt New Wave als Gebot der Stunde. Folgerichtig wird, zurück in Wien, innerhalb von zwei Wochen eine Band gegründet – vor dem ersten Gig noch namenlos, entstehen bei McDonald’s Tom Pettings Hertzattacken. Sie stürmen die Charts – die Medien feiern sie. Zwei Alben verkaufen sich dramatisch gut, das Folgealbum hat zwar gute Kritiken, floppt jedoch. Die Band ist Geschichte. Bereits zu diesem Zeitpunkt komponiert Forcher Medienmusik für Film und TV. Bekannte Formate wie „CSI Miami“ bedienen sich seiner Musik. Gleichzeitig legt er bei Ö3 los. Von der ikonischen „Musicbox“ (hier verbrät er u. a. Interviews mit Nico von Velvet Underground, die übrigens voll dicht war) über den „Treffpunkt Ö3“ kann er bei der „Teestunde“ endlich seinen Traum als Moderator verwirklichen. Die erste Moderation bringt auf der Stelle vier „Kurier Spruchmacher“-Zitate ein – damals österreichische Variante des Pulitzerpreises für Moderatoren. 40 Jahre Ö3 vergehen. Jetzt ist Superfly dran, und Forcher kann endlich seine Musik spielen. Jeden Freitag um 17 Uhr moderiert er im „Yachthafen“ 70er-Westcoast, Jazz, Brazil etc., samstags um 20 Uhr sollte man „Forchers Saturday Night Jam“ mit House, Disco, Reggae etc. nicht verpassen. Eingefleischten ORF-Hörern bleibt Forcher via Radio Salzburg und Steiermark treu.