Film & Serie

The Kominsky Method – Sehr alte, weiße Männer

Aktuell sind alte weiße Männer ja schuld an allem. Klimaerwärmung, Kriege, Hunger und #MeToo sowieso. „The Kominsky Method“ zeigt in einem pointierten TV-Format mit Starbesetzung, wie die Boomer-Generation dennoch Probleme anpackt, die sich jüngere Menschen (noch) gar nicht vorstellen können oder wollen.

Text: Markus Höller / Fotos: Mike Yarish/Netflix

Schon klar, materiell abgesicherte Männer, die es in Hollywood geschafft haben, stehen jetzt nicht unbedingt für eine gesamte Generation. Und doch oder gerade deswegen ist es interessant und geradezu befriedigend an­zusehen, dass selbst Wohl- bzw. Ruhestand keineswegs vor unterschiedlichen Unannehmlichkeiten schützen. Und dass beißender Humor, Sarkasmus und ein ­gerüttelt Maß an Selbstironie keineswegs nur von Millennials gepachtet sind.

Hitserien-Macher Chuck Lorre („Dharma & Greg“, „Two and a Half Men“, „Big Bang Theory“) hat sich für „The Kominksy Method“ ein interessantes Setting einfallen lassen: Sandy Kominsky ist ein alternder Hollywood-Schauspieler, der nach Ende seiner aktiven Karriere mit einer renommierten Schauspielschule erfolgreich ist; sein bester Freund und ehemaliger Agent Norman Newlander ist ein schwerreicher, non-operativer Chef der von ihm aufgebauten Künstleragentur. In unterschiedlichen Konstellationen sehen sich die beiden immer wieder mit den typischen Begleit­erscheinungen des Lebens im ­Regelpensionsalter konfrontiert, seien es Verlust von geliebten Menschen, gesundheitliche Probleme, Generationenkonflikte, Technik oder das große Tabu­thema Sex im Alter.

Das alles klingt jetzt natürlich nicht nach einem großen Straßenfeger, aber die Besetzung macht’s. Die beiden Altmeister Michael Douglas und Alan Arkin geben mit großer Spielfreude die beiden Hauptprotagonisten und lassen in spitzen Dialogen mit ­jeder Menge Selbstironie ihre ­äußerst sympathische Chemie wirken. Trotz hollywoodesker Wohllebigkeit – nichts steht besser dafür als das von Kominsky gelenkte 1969er-Mercedes 280SE-Cabrio – müssen sich die beiden mit keinen geringen Dämonen herumschlagen. Dysfunktionale Familien, Todesfälle, Krebs und natürlich die Prostata. Doch von der No-Nonsense-­Herangehensweise und dem ­Galgenhumor, wie sie sich erst ab einem gewissen Alter einstellen, kann man eine Menge lernen.

So richtig zum Wirken kommt das famose Acting der beiden vor allem im Zusammenspiel mit den vielen teilweise wiederkehrenden Gaststars, die meisten davon ebenfalls eigentlich im rüstigen Rentneralter: Danny DeVito, Ann-Margret, Jane Seymour, Elliott Gould oder Kathleen Turner beispielsweise garnieren so manche Episode mit ihrer ungebrochenen Strahlkraft; aber auch jüngere Kapazunder wie Bob Odenkirk oder Haley Joel Osment führen die feine Klinge der Serie gekonnt mit.

Kominsky und Newlander: Sie gehen sich gegenseitig auf die Nerven, frotzeln einander, sind einander in gewissen Dingen aufgrund großer Wesensunterschiede auch manchmal fremd und sind am Ende des Tages einfach beste Kumpel, die bedingungslos zueinander halten. Das alles trägt zum verschmitzten, feinen Humor gänzlich ohne Slapstick bei. Die echte Message aber lautet: Jeder kann sich glücklich schätzen, am Lebensabend noch zumindest eine so tiefe Freundschaft zu pflegen.


The Kominsky Method by Chuck Lorre. Mit Michael Douglas, Alan Arkin; 2 Staffeln; Netflix.