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Marc Janko im Interview über Corona, die Zukunft des Fußballs und Padel-Tennis

Maximilian Barcelli

Nach 70 Spielen für die Nationalmannschaft und einer Club-Karriere, die ihn bis ans andere Ende der Welt verschlug, wechselte Marc Janko letztes Jahr die Seiten – und zwar nicht die des Spielfelds, sondern die vom aktiven Fußballer zum TV-Experten. Der WIENER hat mit ihm gesprochen – freilich via Telefon.

Herr Janko, an digitale Kommunikation hat man sich spätestens jetzt gewöhnt, nicht?

Da gibt’s ein paar Sachen, an die wir uns gewöhnen müssen. Distanz halten, zum Beispiel.

Wie haben Sie die letzten Wochen und Monate erlebt?

Im Großen und Ganzen haben wir die Zeit gut über die Runden gebracht. Mein Ferialjob bei Sky steht momentan logischerweise. Aber meine Tage waren auch so gut gefüllt. Ich habe einige Projekte, in denen ich involviert bin und baue gerade Haus. Außerdem habe ich mich speziell im letzten Jahr mehr der Familie verschrieben: Ich habe zwei kleine Töchter. Wir sind in dieser Zeit noch mehr zusammengewachsen. Es gab viele Tage, die wunderschön waren. Und es gab ein paar Tage, die herausfordernd waren – was ganz normal ist mit kleinen Kindern.

Wie hat Ihnen dieser Seitenwechsel gefallen – vom aktiven Fußballspieler zum TV-Experten?

Sehr gut! Bis zum heutigen Tag habe ich es keine Sekunde bereut, aufgehört zu haben. Es ist eine Entscheidung gewesen, die gereift ist. Ich habe das gut sickern lassen und wollte mir für diesen Wechsel von der Fremd- in die Selbstbestimmung Zeit lassen. Als Fußballer bist du von der Kindheit bis zum Karriereende in einem Umfeld, das für dich alles übernimmt – teilweise auch das Denken. Jetzt bin ich auf einem guten Weg, ein selbstbestimmtes und zufriedenes Leben mit meiner Familie zu führen.

Jankos großartiges Debüt-Tor für den Sidney FC.

Naschen Sie mehr, seitdem Sie abseits des aktiven Profisports leben?

Jetzt kann ich’s ja sagen: Ich war immer schon eine Naschkatze. Und ein großer Snickers-Fan. Die sind von allen Riegeln die besten. Und die neuen Snickers Crisp schmecken mir sogar noch besser als das Original, weil’s ein bisserl luftiger ist. Eine perfekte Kombination aus süß, salzig und knusprig.

Der Kalorienausgleich zum Snickers Crisp-Konsum – wie hat der in den Wochen des Lockdowns bei Ihnen ausgesehen?

Ich habe seit meinem Karriere-Ende noch kein einziges Mal gegen den Ball getreten. Der Fokus liegt momentan ganz klar auf Tennis, Golf und Padel-Tennis. Haben Sie schon mal Padel-Tennis gespielt?

Nein.

Würde ich Ihnen empfehlen! Ich kenne keinen, der dieser neuen Sportart nicht verfallen ist.

Und was haben Sie in den letzten Wochen am meisten vermisst?

Die sozialen Kontakte! Ich habe das Glück, dass ich mit meiner Familie hier lebe. Aber ich kenne Freunde, die alleine leben und für die die Zeit schon sehr, sehr hart war. Was mir nach wie vor ab geht: Die Nähe zu den Menschen, die mir wichtig sind. An das Abstandhalten werde ich mich in meinem ganzen Leben nicht gewöhnen, also dass man Menschen, die man gerne hat, nicht umarmen darf.

Janko als Testimonial für Snickers Crisp.

Reisen wird Ihnen vermutlich weniger fehlen. Sie haben unteranderem in Portugal, Tschechien, Australien, der Schweiz gespielt: Wo hat es Ihnen denn am besten gefallen – und zwar abseits vom Fußball?

Klar geht mir das Reisen ab! Zur Frage: Am besten hat es meiner Frau und mir ganz klar in Sidney gefallen. Das war der Himmel auf Erden. Wir haben uns in diese Stadt verliebt und lange darüber nachgedacht, ob wir nach meinem Karriere-Ende nicht unten weiterleben wollen. Aber weil uns der Kontakt zu Familie und Freunde wichtig ist, haben wir unsere Zelte wieder in Wien aufgeschlagen. Außerdem wird Wien bekanntlich jedes Jahr zur lebenswertesten Stadt der Welt gewählt. So schlecht haben wir’s also nicht erwischt.

Wie wird es mit dem Fußball weitergehen?

Momentan schaut’s ganz gut aus. Am Anfang hat jeder gesagt – ich inklusive – dass Geisterspiele eigentlich keine gute Option sind, weil natürlich Sport generell zu einem großen Maß von Emotionen lebt, die durch diese Geisterspiele eindeutig genommen werden. Das hat dann auch für die Spieler nur noch halb so viel Sexyness und Attraktivität. Wird eine komische Stimmung, an die man sich aber gewöhnen muss. Wichtig ist auch, wie es nächstes Jahr weitergehen soll. Stichwort internationale Bewerbe. Die Saison zu Ende spielen? Okay! Aber was ist dann? Dann qualifiziert sich eine Mannschaft für internationales Geschäft, aber ich kann mir Stand heute nicht vorstellen, dass es in der nächsten Saison eine Euro- oder Champions-League geben wird – geschweige denn Länderspiele auf fremden Boden. Ich weiß nicht, wie das funktionieren soll. Das ist etwas, das man im nächsten Schritt beleuchten wird müssen. Ich kann mir vorstellen, dass das für viele Vereine gravierend ökonomische Folgen haben wird. Möglicherweise schaffen sie es durch die Geisterspiele heuer zu überleben, aber was ist nächstes Jahr? Ich befürchte, dass es den ein oder anderen Verein finanziell so hart treffen wird, so dass es ihn mittelfristig im Fußball nicht mehr geben wird.

Viele Menschen haben das Bild vom gutverdienenden Profisportler und des reichen Vereins im Kopf. Dabei gibt es ja große Unterschiede.

Wel man natürlich immer diese Schlagzeilen im Kopf hat: „Neymar wechselt für 222 Million von A nach B“. Aber das ist nur die Spitze des Fußballs. Von den Millionären gibt es nicht sehr viele. Klar, in den Top-Ligen, aber in Ländern wie Österreich gibt es nur wenige Spieler, die so gut verdienen, dass sie ausgesorgt hätten.

Eines seiner 28 Tore für die Nationalmannschaft.

Oft wird von den „Chancen der Krise“ gesprochen: Ist die Corona-Krise eine solche für den Fußball?

Vielleicht wird man in Zukunft versuchen mehr Rücklagen zu bilden. Das man ähnlich wie ein Wirtschaftsunternehmen auch für härtere Zeiten besser gewappnet ist. Wobei man sich natürlich auf so eine schwere Phasen schwer einstellen kann. Niemand hat damit gerechnet, dass das in Europa möglich ist. In so einer Krise von Chance reden, mag zynisch wirken, aber am Ende des Tages habe ich es in Zeiten meiner aktiven Karriere immer so gehalten, dass ich speziell in existenzbedrohenden Situationen – bei mir hatten solche meist mit Verletzungen zu tun – pragmatisch an die Sache herangegangen bin. Man kann sie nicht ändern. Und für Sachen, die man nicht ändern kann, sollte man keine Energie verschwenden. Ist natürlich immer leicht gesagt. Aber ich habe die ein oder andere Krise so schon überwunden.

Haben Sie eigentlich ein persönliches Lieblingstor von sich?

Das werde ich öfter gefragt.

Klassiker-Frage also.

Ja, und zwar eine schwer zu beantwortende. So, wie die Frage, wer das Lieblingskind ist. Ich hatte des Glück, viele schöne Momente in meiner Karriere verbringen zu dürfen.

Vielleicht das Tor beim Freundschaftsspiel gegen Finnland 2012? Wissen Sie, von welchem ich spreche?

Natürlich. Aber dass dieser Treffer jemandes Lieblingstor von mir ist, habe ich noch nie gehört.