Interview

Rebel at heart: David Garrett

David Garrett gilt als Crossover-Genie, wurde mehrmals als schnellster Geiger der Welt beschrieben und von Yehudi Menuhin gar als größter Geiger ­seiner Zeit gefeiert. Sein rebellischer Bad-Boy-Look ist längst kultiges Stilmittel und wird vom Meister gern wie üppig zelebriert.

Interview: Alex Pisecker / Foto: Getty Images

Sie feierten am 4. September Ihren 40. Geburtstag – Gratulation nachträglich! – und ­haben in der Musikbranche so ziemlich alles erreicht, was zu erreichen ist. Was können Sie eigentlich nicht?
Ich habe natürlich wie jeder andere Mensch meine Stärken und Schwächen, und beides steht oft in einer direkten Abhängigkeit zueinander. Zum Beispiel stelle ich sehr gerne und sehr gut ein Menü mit Vorspeise, Hauptspeise und Dessert zusammen, bin aber wirklich alles ­andere als professionell in der eigentlichen ­Zubereitung, weil mir da die Routine fehlt.

Sie werden als Geigenrebell bezeichnet. Schmeichelt Ihnen das? Und was zeichnet für Sie einen echten Rebellen aus?
Die Formulierung schmeichelt mir nicht, aber es ist natürlich toll, Menschen mit dem, was man beruflich und mit Leidenschaft macht, berühren zu können. Es geht darum, im Leben keine Angst zu haben, die Dinge zu entwickeln und an sich selbst zu glauben. Als Künstler und Musiker spricht man sowohl über großartige Werke als auch über die eigene Persönlichkeit Menschen an – wenn das einen Geigenrebell auszeichnet, dann mag das stimmen.

Angenommen, Sie wären unmusikalisch, und aus diesem Grund wäre eine Musikkarriere nicht in Frage gekommen: Was hätten Sie stattdessen gemacht?
Ich interessiere und begeistere mich sehr für Architektur. In diesem Bereich könnte ich mir deshalb durchaus alternativ eine berufliche Karriere vorstellen.

Es ist bereits das dritte Mal, dass Sie Kampagnengesicht der „Rebel at heart“-Kollektion von Thomas Sabo sind. Wie hat Ihre Zusammenarbeit begonnen?
Aus unserer erstmaligen Zusammenarbeit im Jahr 2009 hat sich eine langjährige Partnerschaft und private Freundschaft zu Thomas Sabo entwickelt. Mittlerweile bin ich eng mit der Marke Thomas Sabo verbunden. Daher freue ich mich natürlich ganz besonders, erneut das Gesicht für die „Rebel at heart“-Kollektion sein zu dürfen.

Die „Rebel at heart“-Herbst-Winter-Kollektion 2020 steht unter dem Thema „Rebel Kingdom“ und ist vom Fantasy-Genre inspiriert. Was verbinden Sie damit?
Als großer „Game of Thrones“-Fan bin ich natürlich von Rittern und Sagen fasziniert. Dieser Mythos steht für Stärke und Selbstbewusstsein, aber auch für Schutz. Ich finde, dass die neue Kollektion genau das symbolisiert.

Welche sind Ihre Lieblingsstücke aus der ­neuen Kollektion und warum?
Die Kollektionslinie erzählt für mich eine mutige, extravagante Geschichte und lässt sich nicht wirklich auf einen Stil festlegen. Als Kind und Jugendlicher ist man viel offener für Fantasie. Ich finde es toll, wenn man als Erwachsener diese spielerische Leichtigkeit beibehält. Mir persönlich gefallen besonders die Ritterhelm- und Totenkopfdesigns.

Was heißt es für Sie, ein „Rebel at heart“ zu sein?
„Rebel at heart“ heißt für mich, frei und uneingeschränkt zu sein. Kreativität und Fantasie zuzulassen und die eigene Persönlichkeit zu zeigen. Nicht nur beim Schmuck Tragen oder mit meiner Musik, sondern im Leben an sich keine Scheu zu haben, die Dinge selbst weiterzuentwickeln. Das ist für mich die Essenz eines modernen Freigeists und kann gerade in der jetzigen Zeit ein Wegweiser für uns alle sein.

Was verleiht Ihnen als Künstler Selbstbewusstsein?
Ich habe das Privileg, eine Stradivari aus dem Jahr 1716 spielen zu dürfen. Das Instrument verleiht mir Sicherheit und Selbstvertrauen auf der Bühne, fast wie eine Art innere Rüstung. Aber auch ein passendes Outfit, in dem ich mich wohlfühle, und mein Lieblingsschmuck dürfen natürlich nicht fehlen. Bei meinem Stil orientiere ich mich immer an dem, was mir gerade gefällt. Etwas Neues, Eigenes zu schaffen, im Leben wie auch in der Musik, war für mich schon immer das Wichtigste.

Welche Bedeutung hat Schmuck für Sie?
Schmuckstücke mit kreativem Design spiegeln die Persönlichkeit eines Menschen wider und unterstreichen diese. Ich fühle mich wahnsinnig wohl mit den Schmuckstücken von Thomas Sabo, deshalb begleiten sie mich schon seit vielen Jahren – im privaten Umfeld und auf der Bühne.

Welche musikalischen Projekte sind für dieses Jahr geplant?
Ich freue mich schon sehr darauf, am 09. Oktober mein neues Crossover-Album „Alive – My Soundtrack“ zu veröffentlichen. Ein weiteres Highlight ist die Vorbereitung auf meine nächste Deutschland-Tournee, die für den Herbst/­Winter 2021 geplant ist.


Personal
David Garrett wurde als mittleres dreier Kinder 1980 in Aachen geboren. Schon mit vier Jahren begann er, Geige zu spielen. Garrett gewann verschiedene Wettbewerbe und bekam seinen ersten Plattenvertrag im zarten Alter von 13 Jahren. Unter anderem gab er Konzerte mit Claudio Abbado. Yehudi Menuhin bezeichnete ihn als den größten Geiger seiner Zeit. Nach der Matura rebellierte der Musterschüler, verließ das Royal College of Music in London, das er den Eltern zuliebe besuchte, und zog zu seinem Bruder nach New York, wo er an der Juilliard studierte.

Einige Jahre später wurde die Idee zu ­einem Crossover-Album geboren und 2006 realisiert – inklusive eines neuen rebellischen Images. Garrett spielt auf einer ihm zur Verfügung gestellten Stradivari aus 1716. Zwischen 2008 und 2010 galt er als der schnellste Geiger der Welt, spielte er doch den Hummelflug von Rimski-Korsakov in nur 66,56 Sekunden.