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Zocken gegen Krebs?
„Geh draußen spielen, sonst kriegst du noch eckige Augen!“ Ein Satz, den man entweder von den Eltern beim Zocken schon mal an den Kopf geworfen bekommen oder bereits dem eigenen Nachwuchs entgegengeschleudert hat. Zocken spaltet eben die Gemüter. Eine spanische Studie allerdings will entdeckt haben, dass Gaming gegen Krebs helfen kann.
Text: Jakob Stantejsky / Foto Header: Getty Images
Nur damit wir gleich auf derselben Wellenlänge unterwegs sind: Nein, weder Kratos noch Alucard werden je aus dem Bildschirm steigen und bösartige Zellen in eurem Körper niedermetzeln. Weder buchstäblich noch bildlich gesprochen. Denn dass Krebs an sich sich kaum durch ein bisschen Zocken besiegen lässt, kann man sich anhand der zahlreichen tragischen Geschichten, die man zu dieser scheußlichen Krankheit schon gehört hat, lebhaft ausmalen. Doch ebenso dürfte bekannt sein, dass nicht nur der Feind im eigenen Körper Krebspatienten auf eine harte Probe stellt, sondern auch die Behandlung verlangt oft mehr ab, als erträglich ist. So tritt im Zuge einer Chemotherapie oft die sogenannte Mukositis aus, eine Entzündung der Schleimhaut, die auch den kompletten Verdauungstrakt betreffen kann. Die Folge sind permanente starke Schmerzen.
Und bei Begleiterscheinungen wie dieser will die am 30. März 2020 im Journal of Medical Internet Research veröffentlichte medizinische Studie das Potenzial des Zockens erkannt haben. 19 krebskranke Kinder, die auch während ihrer Chemotherapie regelmäßig ihre Konsole anwarfen, wurden untersucht. An Tagen, an denen die kleinen Fighter sich zwei bis drei Stunden lang Games gönnten, benötigten sie weniger Schmerzmedikamente, empfanden ihre Schmerzen als weniger intensiv und erholten sich schneller als im Vergleich zu Tagen ohne Gaming. Eine ziemlich coole Sache!
Natürlich kann man die berechtigte Frage stellen, ob nicht jede Tätigkeit, die dem Patienten Spaß macht und seine Aufmerksamkeit fesselt, den gleichen Effekt haben kann. Fakt ist aber, dass gerade Games oft sehr hohe Konzentration erfordern und Erfolgserlebnisse besonders starke Euphorie entfesseln (dies sei ganz unwissenschaftlich aus dem Erfahrungsschatz des Autors dieser Zeilen beigetragen). Die ideale Ablenkung, wenn man so möchte. Die Geistergeschichten von wegen Zocken macht blöd oder schadet der Gesundheit, sollte man aber sowieso schön langsam zu den Akten legen, liebe Boomer. Diese Studie untermauert das nochmals deutlich.