Motor

Die Große, Freude!

Gregor Josel

Es ist schon eine Weile her, dass sich BMW im Cruiser-Segment tummelte. Der Wiedereinstieg ist also längst fällig gewesen.

Text: Gregor Josel / Fotos: Eryk Kepski

So verschieben sich die Dinge! Harley-Davidson baut neuerdings Großenduros, also baut BMW nun (wieder) feiste Cruiser. Im Falle der neuen R18 lässt sich BMW aber in keiner Weise auf Kompromisse ein, nur das Beste ist dafür gut genug, und das macht sich alleine schon in Sachen Optik bemerkbar. Edle Details, nur hochwertigste Materialien und ein Hauch von „Sin City“-­Optik im gesamten Auftritt. Die R18 ist eine perfekte, moderne ­Interpretation des klassischen Cruiser-Themas und macht in jedem kleinsten Detail maßlos viel Freude. Sogar die unterschied­lichen Fahrmodi hat sich BMW zur Brust genommen, denn wo sonst „Street“ (gähn…) oder „Sport“ (schnarch) zur Wahl stehen, heißen die Fahrmodi der R18 „Rock“ und „Roll“.

Zentrum ihrer Einzigartigkeit ist jedenfalls ein Ungetüm an Murl, nämlich de facto der mit 1.802 ccm Hubraum größte jemals auf die Menschheit losgelassene Boxer­motor. Aus diesen oktoberfesttauglichen fast zwei Maß Hubraum zapft die große Bayerin saftige 158 Nm Drehmoment, die 91 PS dienen hier eher als Schmuck, denn mit diesem Drehmoment, zieht einen die R18 selbst im höchsten Gang mit einer beeindruckenden Wucht nach vorne. Die Chance, einen mächtigen Cruiser auch geschmeidig und auf zeit­gemäßem Niveau fahrbar zu machen, hat BMW bei der R18 jedenfalls inbrünstig ergriffen und nachhaltig genutzt.

Der massive Motor ist in Kombination mit dem geschmeidigen ­Getriebe, der Anti-Hopping-Kupplung und der Kraftübertragung via Kardan purer Fahrgenuss, Fahrwerk und Bremsen sind auf einem Niveau, das man in dieser Fahrzeugkategorie nicht gewohnt ist. Auch die Schräglagenfreiheit ist ausreichend, um den Anschluss in der Kurve an die ­Naked- oder Reiseenduro-Fraktion nicht zu verlieren. Selbst scharfes Anbremsen meistert das bayrische Schiff trotz 345 Kilogramm Leergewicht mit Bravour, und wenn man dann am Kurvenausgang die 1,8 Liter Hubraum mit Sprit und Luft flutet, dann ist man durchaus gut beraten, den Lenker mit beiden Händen wirklich festzuhalten, damit einen das pure Schmalz der R18 nicht nach hinten vom Sitz zieht. Cruiser gibt es viele, doch die BMW R18 hat in diesem Segment auf jeden Fall gefehlt und ­bereichert diese Gattung Motorrad um ein mutiges Statement aus Bayern.

Angesichts der Performance, der Verarbeitung und des einzigartigen Designs ist der Einstiegspreis in die R18 Welt mit 26.490 Euro mehr als angemessen. In der gefahrenen Classic-Version, die nebst Windschild vor allem mit der weißen Doppellinierung und der Designoption Chrom nebst Plakette und Schriftzug die First Edition prägen, kommt die R18 auf 29.190 Euro.