KULTUR

Yokohomo – Narben machen sexy

Jakob Stantejsky

Die österreichische Poplandschaft präsentiert sich in den letzten Jahren gut bevölkert und auch über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich. Nun taucht eine neue Hoffnung auf, die die Szene ordentlich aufmischen will: Yokohomo.

Foto: Chris Emray

Die aus fünf Wienern und einer Wienerin bestehende Band hat keine Lust auf Einheitsbrei und Fadesse. Das beginnt beim Bandnamen, bei dem der generell als ­humorlos geltenden Yoko Ono wohl die Gesichtszüge entgleisen würden – man denke nur daran, dass John Lennons Witwe einst die Hamburger Bar „Yoko Mono“ wegen der Namensrechte verklagte. Und es wird in ­„Narben“ gipfeln, dem Debütalbum, das im Oktober dieses Jahres beim Wiener Label Las Vegas Records erscheinen wird. Ein durch und durch wienerisches Projekt also, so haben wir es gern! Spätestens seit dem 14. Mai ist der Hype um Yokohomo very real. Denn mit der Single „Pop“ stellen die sechs Musiker klar, dass sie einfach ­keinen Bock mehr haben – weder auf den ewig gleichen Corona-Kulturpessimismus noch auf die ewig gleiche Musikbranche. „Ich bin bereit, verbrennt die Musik“, ruft Yokohomo zum Kampf gegen austauschbare Kommerzware auf. Pop kann eben auch Ecken und Kanten haben. Nach diesem Vorgeschmack freuen wir uns jedenfalls schon auf die Scheibe „Narben“ mit all ihren zwölf Songs, in denen es um all die großen und kleinen Wunden geht, die der Einzelne und die Gesellschaft so mit sich tragen. Wie das Leben eben so spielt, schonungslos. Das bedeutet bei Yokohomo aber keineswegs Melancholie, ganz im Gegenteil. Das Sextett will der Popmusik wieder Feuer unterm Arsch machen und kann von wild über fröhlich bis traurig alles. Das gilt auch auf der Bühne, wo Yokohomo sich mit fetzigen, mitreißenden Konzerten schon einen Namen erspielt hat. Das Debütkonzert im restlos aus­verkauften Wiener „Rhiz“ war jedenfalls ein Knaller, Burner, Banger … oder wie auch immer man es sonst noch taufen möchte. Jetzt heißt es nur noch warten, bis wir im Herbst endlich „Narben“ kriegen. Wir freuen uns schon drauf, schließlich machen die ja angeblich sexy. Bei ­Yokohomo haben wir da jedenfalls keinerlei Zweifel.

Yokohomo, „Narben“. Erscheint im Oktober 2021, Las Vegas Records, Info: lasvegasrecords.at