Film & Serie

Oscar Isaac als Card Counter am Spieltisch

The Card Counter: Großer Einsatz

Markus Höller

Wenn Altmeister Paul Schrader nicht nur am Regiesessel Platz nimmt, sondern auch das ­Drehbuch beisteuert, wird es richtig gut. Und unbequem. Und knallhart.

Der Mann hinter legendären Scripts wie „Taxi Driver“ oder „Ein Mann für gewisse Stunden“ weiß ganz genau, wie man mit spitzer Feder den amerikanischen Traum und seine Mythenbildung schonungslos demaskiert. Aber auch im Regiesessel fühlt sich der Spezl von Martin Scorsese äußerst wohl, wie Klassiker à la „Hardcore“ beweisen. In dem Film „The Card Counter“ zeichnet er das Bild eines von der Armee traumatisierten Mannes (fantastisch: Oscar Isaac), der als Berufsspieler durch die zweitklassigen Casinos in den USA zieht. Die Chance auf ein letztes großes Absahnen und eine zart erblühende Beziehung verflechten sich jedoch auf unglückliche Weise mit den Plänen eines jungen Protegés und einem furchtbaren Weggenossen (Dafoe, wieder mal dämonisch) von früher. Bis zum shakespearesken Finale setzt Schrader Versatzstücke aus Klassikern wie „Casino“, „Die Farbe des Geldes“ oder „The Cooler“ gemeinsam mit scharfer Kritik an amerikanischer Politik und einer Nabelschau vom Rand der Gesellschaft zu einem simmernden, beklemmenden Drama zusammen. Packend!

The Card Counter

Produzenten: Braxton Pope, Lauren Mann, David Wulf, Drehbuch und Regie: Paul Schrader, Hauptdarsteller: Oscar Isaac, Tiffany Haddish, Tye Sheridan, Willem Dafoe, Verleih: Polyfilm, Start: 4. März 2022