KULTUR
St. MARX – Wir sind da-haaa!
Gut Ding braucht Weile, heißt es ja gemeinhein. Im Falle von „Schwerkraft“, dem neuen Album von „St.Marx“ konkret 25 Jahre zwischen Recording und Release.
Text: Franz J. Sauer/Fotos: Franz J. Sauer
„Wir sind da-haaa!“ Mit diesem durchaus als gefährliche Drohung zu verstehendem, aber ausnehmend fröhlich interpretierten Introruf von Sänger Guru startete die Kreuzüber (weil Crossover konnte schon damals keiner hören) Combo St. Marx 1996 in ihr Erstlings-Oeuvre „Schlachthaus“ und die folgenden 50 Minuten bleibt auch heutzutage noch kein Auge trocken und kein Ohrhaar unvibriert, wenn man den über die Jahre kaum gealterten Tonträger frühmorgens in den CD-Schacht wirft, um sich ein bissl härter für den schweren Tag zu motivieren. St. Marx war mit Sicherheit die coolste Rockband Wiens, ungefähr zu jener Zeit, als mit „H-Blockx“ in Deutschland die nämliche Crossover-Welle richtig losschwappte.
Bloß am deutschen Text-Gesang stieß sich die elitär-ahnungslose Plattenbossriege, die gerade in jenen Tagen noch nicht so ganz wußte ob sie sich mit Ö3-Chef Rostschutz an-, oder doch lieber ins Bett legen sollte. Aber live überzeugte man, einen Namen hatte die Truppe auch schnell beinander und als die Folgeplatte, jene unvermeidliche Zweite, die es bekanntlich immer besonders schwer hat, 1998 erscheinen hätte sollen, ließ man seitens Label wissen, also bitte, Burschen, das mit den schweren Gitarren und den deutschen Texten ist ja nun wirklich endgültig für immer und ewig vorbei. Nun ja – ein Jahr später kam Rammstein raus und die Herren Horstmann, Guru, Kobold, Dietz und Koch wandten sich sinnbringenderen musikalischen Tätigkeiten zu als mit Labelchefs um ihr Bandleiberl zu streiten.
Heute gibt‘s Streaming, die Rechte liegen noch immer bei der Band und keine 25 Jahre nachdem sie aufgenommen wurde kommt die zweite St. Marx nun halt eben erst 25 Jahre später auf den Markt. Was soll man sagen – auch „Schwerkraft“ ist im Lauf der Zeiten nicht gealtert und kämmt einem den nicht mehr vorhanden Scheitel kräftig durch. Am 26. Mai ist Digital-Release, auch die erste Platte kommt dann dort nochmal raus. Wir sagen: Hörbefehl!